Als Musiktherapie werden Ansätze zur Behandlung des Menschen mit Hilfe von Musik und Klängen bezeichnet. Schon seit Jahrtausenden ist die Wirkung von Musik besonders auf geistige und seelische Vorgänge bekannt. Man unterscheidet die rezeptive Musiktherapie, bei der der Patient durch Hören von Musik behandelt wird, und die aktive Musiktherapie, bei der der Patient selbst Instrumente spielt oder singt und dadurch positiv beeinflusst wird.
Bei der Musiktherapie ergeben sich besondere Einwirkungen auf die verschiedenen Bereiche des Organismus des Menschen durch Klang, Melodie und Rhythmus. Schon als ungeborenes Kind im Mutterleib kann man von der 20. Schwangerschaftswoche an Geräusche und Musik wahrnehmen, so dass dies die wahrscheinlich ersten Sinneseindrücke des Menschen darstellen. Rein körperlich gesehen wirkt sich Musik auf viele Parameter wie Blutdruck, Puls, Atmung und Hormonausschüttung aus, wichtig sind besonders auch die seelischen Effekte bei der Musiktherapie. Es lässt sich sagen, dass jeder Mensch unterschiedlich auf bestimmte Klänge und Musikstücke reagiert. Nicht nur auf die Musiktherapie beschränkt gibt es anregende und beruhigende Musik. Oftmals wirken sich einzelne Klänge bei verschiedenen Menschen ähnlich aus, jedoch hängt dies sehr stark mit Vorerlebnissen und Assoziationen zusammen. Daher ist eine individuell gestaltete rezeptive Musiktherapie als wesentlich besser anzusehen als eine standardisierte Form, z.B. mittels eigens für eine Musiktherapie produzierten Tonträgern. Es sollte eine der jeweiligen Stimmungslage des Patienten angepasste Musiktherapie gewählt werden. Eine Art rezeptive Musiktherapie ist ebenfalls die beruhigende und schmerzhemmende Wirkung von angenehmen Musikstücken beispielsweise bei Zahnbehandlungen oder anderen Operationen in örtlicher Betäubung.
Bei einer aktiven Musiktherapie stehen in einer Praxis für Musiktherapie neben der Möglichkeit des Singens und Klatschens einige verschiedene Instrumente zur Auswahl, die viele Arten von Schlaginstrumenten, Tasten-, Seiten- und Blasinstrumenten umfassen. Der Patient sucht sich aus, auf welchen davon er spielen möchte und kann sich über die erzeugte Musik ausdrücken, ohne dabei sprechen zu müssen. Die Emotionen des Patienten spiegeln sich in der musikalischen Dynamik und anderen Parametern nieder, die vom Therapeuten beobachtet werden. Durch diese Art der Musiktherapie können Barrieren durchbrochen werden, die z.B. durch eine herkömmliche Psychotherapie nicht überwunden werden könnten. Eine aktive Musiktherapie gibt daher auch dann Einblick in die Psyche des Menschen, wenn ein Sprechen aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, z.B. auch bei psychischen Blockaden oder bei Behinderungen. Die aktive Musiktherapie kann sowohl in Einzelsitzungen als auch in Gruppensitzungen erfolgen, letzteres ist besonders nützlich, wenn soziales Verhalten gelernt oder verbessert werden soll. Die Musiktherapie kann sinnvollerweise von einer Tanz- und Bewegungstherapie begleitet werden.Speziell wird die Musiktherapie eingesetzt zur Unterstützung und Behandlung bei Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen, bei psychosomatischen Erkrankungen, bei Kindern mit Verhaltens- und Entwicklungsstörungen sowie bei alten und behinderten Menschen.
Bei manchen psychiatrischen Erkrankungen ist jedoch beim Einsatz der Musiktherapie Vorsicht geboten. Zudem kann bei individuell falscher Auswahl der Musikstücke ein negativer Effekt ausgelöst werden, der die Psyche des Patienten noch zusätzlich belasten kann.
Letzte Aktualisierung am 26.05.2020.