Morbus Bechterew ist eine schubweise auftretende Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis. Bei dieser Erkrankung kommt es zu wiederkehrenden Entzündungen, vorwiegend im Kreuz-Darmbein-Bereich und an der Wirbelsäule. Auch andere Körperregionen können betroffen sein. Im Laufe der Erkrankung, die auch Spondylitis ankylosans genannt wird, kann es zu einer fortschreitenden Versteifung der Wirbelsäule kommen. Morbus Bechterew ist nicht heilbar. Je früher die Erkrankung erkannt und adäquat behandelt wird, desto besser können Folgeerscheinungen verhindert oder zumindest länger hinausgezögert werden.
Typischerweise treten die Entzündungen an den Kreuz-Darmbein-Gelenken und an den kleinen Gelenken der Wirbelsäule auf. Auch die Gelenkkapseln sind von der Entzündung betroffen. Im Bereich der kleinen Wirbelgelenke werden die Gelenkflächen durch die Entzündungen zunehmend zerstört und es kommt zur Bildung von Faserknorpel im Bereich der Gelenkränder. Dies kann zu einer Minderung der Beweglichkeit oder zu einer Versteifung dieser Gelenke führen.
Im Bereich der Bandscheiben kommt es im Laufe der Erkrankung zu einem knöchernen Umbau des äußeren Faserrings (Anulus fibrosus) durch sogenannte Syndesmophyten. Im weiteren Verlauf kann der gesamte Zwischenwirbelraum verknöchern, was dann zu einer Versteifung des entsprechenden Wirbelsäulensegmentes führt. Die Bänder der Wirbelsäule können ebenfalls von diesem Verknöcherungsprozess betroffen sein. In sehr fortgeschrittenem Stadium der Erkrankung ist eine vollständige Verknöcherung der Wirbelsäule möglich. Diese wird als Bambusstabwirbelsäule bezeichnet.
Neben den Verknöcherungsprozessen führt Morbus Bechterew auch zu charakteristischen Haltungsveränderungen. In der Lendenwirbelsäule flacht sich in der Regel die natürliche Hohlkreuzwölbung (Lordose) ab. In der Brustwirbelsäule kommt es vermehrt zu einer Vorwärtsbeugung (Kyphose). Zum Ausgleich verstärkt sich meist die Wölbung in der Halswirbelsäule nach hinten (Lordose), um weiterhin den Blick nach vorne ausrichten zu können. Es kann im Laufe der Erkrankung bei einem ausgeprägten Rundrücken aber auch dazu kommen, dass ein freier Blick nach vorne nicht mehr möglich ist.
Die Veränderung der Wirbelsäulenhaltung hat auch Auswirkungen auf die Stellung und die Beweglichkeit der großen Gelenke wie Schulter-, Knie- oder Hüftgelenke.
Folgeschäden kann umso besser vorgebeugt werden, ja früher die Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird. Die Hauptziele der Therapie sind Schmerzlinderung, Eindämmung der Entzündungen und Verbesserung beziehungsweise Erhalt der Beweglichkeit der Wirbelsäule und aller anderen Gelenke.
Entzündungsvorgänge und Schmerzen werden vor allem durch den Einsatz von Medikamenten positiv beeinflusst. Hier kommen bevorzugt sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac zum Einsatz. In bestimmten Fällen können auch reine Schmerzmittel (Analgetika) oder Corticoide wie Cortison verordnet werden. Sogenannte Basismedikamente wie Methotrexat oder Sulfasalazin oder sogenannte Biologika können ebenfalls therapeutisch eingesetzt werden, wenn eine Behandlung mit NSAR nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Die individuell richtige medikamentöse Therapie sollte mit dem behandelnden Rheumatologen besprochen werden.
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Da der Erhalt der Beweglichkeit unter anderem auch den Erhalt der Lebensqualität bedeutet, stellt die Physio- und Bewegungstherapie von Bechterew-Erkrankten eine Hauptsäule der Therapie dar. Unter der qualifizierten Anleitung eines Therapeuten sollte ein Eigenübungsprogramm erarbeitet werden, das der Betroffene täglich alleine durchführen kann. Hierzu zählen Aufwärm-, Mobilisations-, Dehnungs-, Kräftigungs- und Atemübungen. In der Einzeltherapie kann der Physiotherapeut zusätzlich gezielt auf bestimmte Körperregionen eingehen, die besonders betroffen sind. Außerdem sollte das Eigenübungsprogramm regelmäßig unter Anleitung kontrolliert und angepasst werden.
Für Bechterew-Erkrankte geeignete Sportarten sind zum Beispiel:
Im Zuge der Erkrankung Morbus Bechterew kann es zu ausgeprägten Veränderungen an der Wirbelsäule kommen. Durch eine frühzeitige Kombination aus medikamentöser und Bewegungstherapie können viele Einschränkungen lange Zeit hinausgezögert oder sogar ganz vermieden werden. Für eine gute Prognose ist es wichtig ist, dass die Erkrankung möglichst früh erkannt und behandelt wird.
Gelbe Liste, Dr. Ute Walliczek-Dworschak – Morbus Bechterew: https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/morbus-bechterew (online, letzter Abruf: 25.01.2021)
DocCheck Flexikon, Steffen Höring; Dr. Frank Antwerpes – Syndesmophyt: https://flexikon.doccheck.com/de/Syndesmophyt (online, letzter Abruf: 25.01.2021)
DVMB (Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.) – Bewegung und Ernährung: https://www.bechterew.de/leben-alltag-gestalten/bewegung-und-ernaehrung/ (online, letzter Abruf: 25.01.2021)
aktualisiert am 25.01.2021