Morbus Bechterew ist eine rheumatische Erkrankung, die sich durch Schmerzen und schubweise auftretende Entzündungen bemerkbar macht. Diese Schmerzen sind zunächst meist im Bereich des Beckens und des unteren Rückens lokalisiert. Rückenschmerzen sind in der heutigen Zeit allerdings ein sehr häufig auftretendes Beschwerdebild, das zahlreiche Ursachen haben kann. Wann sollte an die Diagnose Morbus Bechterew gedacht werden?
Wenn jemand über chronische Rückenschmerzen klagt, die schon länger als drei Monate anhalten, dann kann dies ein Hinweis auf das Vorliegen von Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) sein. Ist der Betroffene zwischen 20 und 45 Jahre alt, klagt vor allem über Schmerzen, die sich in Ruhe, in der zweiten Hälfte der Nacht und morgens verschlimmern, so können dies ebenfalls Zeichen einer Bechterew-Erkrankung sein. Bewegung hingegen lindert die Schmerzen in der Regel. Eine morgendliche Bewegungssteifigkeit, die oft länger als 30 Minuten anhält, ist für die Erkrankung typisch.
Weitere Symptome, die zusätzlich zu den Rückenbeschwerden auftreten können, sind:
Außerdem kann bei über 80 Prozent der Bechterew-Patienten das genetisch festgelegte Zellmerkmal HLA-B27 nachgewiesen werden.
Rückenschmerzen stellen mittlerweile ein in der Bevölkerung weit verbreitetes Beschwerdebild dar. Da es auch nicht „das klassische Symptom“ für die Erkrankung Morbus Bechterew gibt, dauert es oft mehrere Jahre, bis die Diagnose Morbus Bechterew gestellt wird und eine adäquate Behandlung beginnen kann. Daher ist es wichtig, bei chronischen Rückenschmerzen, die mit weiteren der oben genannten Symptome einhergehen, auch an die Erkrankung Morbus Bechterew zu denken. Eine Untersuchung beim Rheumatologen ist ratsam.
Dieser wird in der Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) gezielt nach für Morbus Bechterew typischen Beschwerden fragen. Außerdem kann er das Blut auf das Merkmal HLA-B27 und auf Entzündungszeichen untersuchen. Auch eine bildgebende Diagnostik (Röntgen, MRT), die möglicherweise Hinweise auf das Vorliegen von Morbus Bechterew liefert, kann veranlasst werden.
Hier finden Sie Informationen zu weiteren Blutwerten, die auf Morbus Bechterew hinweisen.
Durch die wiederkehrenden Entzündungen, die typisch für die Erkrankung sind, kann es im Laufe der Zeit zu Verknöcherungen und Versteifungen im Bereich der Wirbelsäule, aber auch an anderen Stellen des Körpers kommen. Solche Veränderungen sind im Röntgenbild erst nach Jahren sichtbar. Die Magnetresonanztomografie (MRT) bietet die Möglichkeit, schon frühzeitig im Verlauf der Erkrankung erste Hinweise zu entdecken. Hierzu zählen beispielsweise Entzündungen im Bereich der Kreuz-Darmbein-Gelenke oder der kleinen Gelenke an der Wirbelsäule.
Eine frühzeitige Diagnose und individuell angepasste Therapie sind die besten Voraussetzungen, um Folgeschäden möglichst lange hinauszuzögern oder ganz zu vermeiden und um für den Betroffenen eine bestmögliche Lebensqualität zu erhalten.
Bausteine der Therapie sind:
Das Ziel der medikamentösen Therapie bei Morbus Bechterew ist es, die Entzündungen einzudämmen und die Schmerzen zu lindern. Hier kommen zunächst nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen zur Anwendung.
In der Physio- und Bewegungstherapie bei Morbus Bechterew geht es vor allem darum, die Beweglichkeit der Wirbelsäule und aller anderen Gelenke so lange wie möglich zu erhalten. Zusätzlich wird unter therapeutischer Anleitung ein Eigenübungsprogramm erarbeitet, das der Betroffene täglich eigenständig zu Hause durchführen soll.
Lesen Sie auch: Welche Übungen sind bei Morbus Bechterew hilfreich?
Pharmazeutische Zeitung, Bettina Sauer – Rückenschmerzen sind verdächtig: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-122010/rueckenschmerzen-sind-verdaechtig/ (online, letzter Abruf: 02.02.2021)
Internisten im Netz – Chronische Rückenschmerzen können auf Morbus Bechterew hinweisen: https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/chronische-rueckenschmerzen-koennen-auf-morbus-bechterew-hinweisen.html (online, letzter Abruf: 02.02.2021)
aktualisiert am 02.02.2021