Morbus Bechterew ist eine rheumatische Erkrankung, die sich durch schubweise auftretende Entzündungen bemerkbar macht. Vorwiegend von den Entzündungsprozessen betroffen sind die Kreuz-Darmbein-Gelenke und die Wirbelsäule. Aber auch alle anderen Gelenke, wie beispielsweise Hüft-, Knie- oder Schultergelenke, können Entzündungen aufweisen. Augenentzündungen, Organentzündungen (Herz, Niere, Lunge) und auch Darmentzündungen wie Morbus Crohn sind bei dieser Erkrankung ebenfalls möglich.
Morbus Crohn zählt wie Morbus Bechterew zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Dabei kann der gesamte Magen-Darm-Trakt von den Entzündungen betroffen sein. Am häufigsten treten diese jedoch im letzten Abschnitt des Dünndarms oder im Übergang zum Dickdarm auf und sie betreffen alle Darmwandschichten. Als Symptome treten vor allem Bauchschmerzen (auch krampfartig) und Durchfälle auf.
Studienergebnisse legen die Vermutung nahe, dass eine bestehende Morbus-Bechterew-Erkrankung die Entstehung von Morbus Crohn begünstigen kann. So konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit Morbus Bechterew häufig auch chronische Entzündungen im Darm vorliegen. Ein Großteil der Bechterew-Patienten mit entzündlichen Veränderungen im Darm zeigte dabei keine Symptome einer Darmerkrankung. Aus Studienergebnissen lässt sich die Vermutung ableiten, dass ungefähr 10 Prozent der Bechterew-Erkrankten im Laufe ihres Lebens zusätzlich einen Morbus Crohn entwickeln.
Bei einigen Betroffenen lassen sich die beiden Erkrankungen über ein Merkmal von Zelloberflächen, das HLA-B27, in einen Zusammenhang bringen. Menschen, die das HLA-B27 aufweisen, haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, an verschiedenen entzündlichen Rheumaerkrankungen zu leiden. Zu diesen zählen Morbus Bechterew und Morbus Crohn.
Seltener als ein Morbus Crohn kann bei Bechterew-Erkrankten eine Colitis ulcerosa auftreten, bei der es sich ebenfalls um eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung handelt.
NSAR gehören zur medikamentösen Standardtherapie bei Morbus Bechterew. Ziel dieser Medikamente ist es, die Entzündungsprozesse einzudämmen und die Schmerzen zu lindern. Eine Art, auf die NSAR wirken, ist die Hemmung der sogenannten Prostaglandin-Synthese. Dies wirkt sich lindernd auf Schmerzen und Entzündungen aus, kann aber einen nachteiligen Effekt auf die Darmschleimhaut haben. Hier erfüllen Prostaglandine eine Schutzwirkung. Wird diese beeinträchtigt, kann es eher zu Verletzungen der Darmschleimhaut kommen, Entzündungen können entstehen beziehungsweise frühere Entzündungen dadurch erneut auftreten. Somit könnte durch die Behandlung des Morbus Bechterew mit NSAR die Entstehung eines Morbus Crohn begünstigt werden oder ein Krankheitsschub bei einem bestehendem Morbus Crohn ausgelöst werden.
Deutsche Rheuma-Liga, Dr. med. Ortwin Rave – Morbus Bechterew: https://www.rheuma-liga.de/fileadmin/public/main_domain/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Merkblaetter/1.4_Bechterew_Krankheit.pdf (online, letzter Abruf: 01.02.2021)
t-online, Melanie Weiner – Morbus Bechterew - sieben häufige Begleiterkrankungen: https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_86416784/morbus-bechterew-sieben-haeufige-begleiterkrankungen.html (online, letzter Abruf: 01.02.2021)
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Pharmazeutische Zeitung, Bettina Sauer – Rückenschmerzen sind verdächtig: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-122010/rueckenschmerzen-sind-verdaechtig/ (online, letzter Abruf: 01.02.2021)
Spondylitis Association of America – Predicting Crohn`s Disease in Those with Ankylosing Spondylitis: https://spondylitis.org/research-new/predicting-crohns-disease-in-those-with-ankylosing-spondylitis/ (online, letzter Abruf: 01.02.2021)
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aktualisiert am 01.02.2021