Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) gehört als Erkrankung des rheumatischen Formenkreises zu den Autoimmunerkrankungen, also zu den Erkrankungen, bei denen sich das Immunsystem aus unbekannten Gründen gegen Gewebe des eigenen Körpers richtet. Es kommt zu schmerzhaften Entzündungsreaktionen vor allem im Bereich des Beckens und der Wirbelsäule. Diese können im Laufe der Erkrankung zu Verknöcherungen und somit Versteifungen an der Wirbelsäule, aber auch in anderen Bereichen des Körpers führen. Weiterhin können sich bei Morbus Bechterew auch Entzündungen in inneren Organen oder im Auge entwickeln. Da nicht genau bekannt ist, warum sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet, ist Morbus Bechterew nicht heilbar. Früh erkannt und behandelt, kann der Krankheitsverlauf aber abgeschwächt und Folgeschäden können gelindert oder ganz vermieden werden.
Die Hauptziele der Behandlung von Patienten mit Morbus Bechterew sind:
Hierdurch können die Lebensqualität verbessert, ein Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt und die Erwerbsfähigkeit möglichst lange erhalten bleiben.
Zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung werden in der Regel sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen eingesetzt. Auch Corticosteroide (zum Beispiel Cortison) sind geeignet, akute Entzündungen einzudämmen. Sie setzen außerdem die Immunabwehr herab. Da sie Einfluss auf den Hormonstoffwechsel nehmen, sollte ein langfristiger Einsatz kritisch abgewogen werden.
Wenn diese Medikamente keinen Erfolg zeigen, können auch sogenannte Biologika zur Anwendung kommen. Hierbei handelt es sich um gentechnisch hergestellte Medikamente, die speziell auf den Patienten abgestimmt werden und die ebenfalls die Immunabwehr beeinflussen. Da eine unterdrückte Immunabwehr auch Gefahren birgt und diese Therapie sehr teuer ist, wird hier ebenfalls im Einzelfall abgewogen, ob der Einsatz von Biologika sinnvoll ist oder nicht.
Menschen, die die Diagnose Morbus Bechterew erhalten, werden in der Regel lebenslang physiotherapeutische und andere physikalische Maßnahmen erhalten. Ziel ist es, die Beweglichkeit der Wirbelsäule, der Sehnen und Muskeln und auch der anderen Gelenke möglichst lange zu erhalten und Fehlhaltungen entgegenzuwirken.
Ziele der physiotherapeutischen Behandlung sind:
Physikalische Maßnahmen können sich lindernd auf die Symptomatik auswirken. Hierzu zählen:
An der Wirbelsäule wird selten und nur dann operiert, wenn es zu einer starken Fehlhaltung der Wirbelsäule kommt, die sich in einer ausgeprägten Beugung nach vorne zeigt. Hierdurch kann es sein, dass der Betroffene nur noch auf den Boden und nicht mehr nach vorne schauen kann. Ebenso können innere Organe in ihrer Funktion durch diese starke Fehlstellung eingeschränkt werden. In diesen Fällen kann eine wirbelsäulenaufrichtende Operation notwendig werden.
Sind Hüft-, Knie- oder Schultergelenk durch die Erkrankung stark in Mitleidenschaft gezogen worden, kann ein künstlicher Gelenkersatz notwendig und hilfreich sein, um im Alltag wieder mobiler sein zu können.
Morbus Bechterew ist nicht heilbar, kann aber gut behandelt werden. Eine aktive Mitarbeit des Betroffenen ist hierbei entscheidend. Hauptziel aller Maßnahmen ist es, die Beweglichkeit so lange wie möglich zu erhalten. Eine Verbesserung der Lebensqualität und ein Erhalt der Erwerbsfähigkeit stehen ebenfalls im Fokus der Therapie. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Ärzten der verschiedenen Fachrichtungen (zum Beispiel Rheumatologe, Orthopäde, Augenarzt) und den behandelnden Therapeuten ist wünschenswert, um das bestmögliche Ergebnis für den Betroffenen zu erzielen. Die Lebenserwartung wird durch Morbus Bechterew an sich nicht negativ beeinflusst. Früh erkannt und behandelt, ist die Prognose gut. Menschen, die sehr früh an Morbus Bechterew erkranken, zeigen jedoch häufig eine schlechtere Prognose und auch einen stärker ausgeprägten Verlauf der Erkrankung.
aerzteblatt.de, Dr. med. Julia Rautenstrauch – Morbus Bechterew: Alte Mythen und neue Therapien: https://www.aerzteblatt.de/archiv/31069/Morbus-Bechterew-Alte-Mythen-und-neue-Therapien (online, letzter Abruf: 21.12.2020)
Gasteiner Heilstollen – Therapie bei Morbus Bechterew - Fragen und Fakten: https://www.gasteiner-heilstollen.com/de/blog/therapie-bei-morbus-bechterew-fragen-und-fakten/ (online, letzter Abruf: 21.12.2020)
Gelenk-Klinik, PD Dr. med. David-Christopher Kubosch – Morbus Bechterew: Symptome, Ursachen, Therapie: https://gelenk-klinik.de/orthopaedie-wirbelsaeule/morbus-bechterew-symptome-ursachen-therapie.html#symptome (online, letzter Abruf: 21.12.2020)
DVMB (Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.) – Individuelle Therapie: https://www.bechterew.de/diagnose-therapie/individuelle-therapie/ (online, letzter Abruf: 21.12.2020)
aktualisiert am 21.12.2020