Morbus Bechterew ist eine Erkrankung, die mit rezidivierenden (wiederkehrenden) Entzündungen, vor allem des Beckens und der Wirbelsäule, verbunden ist. Sie gehört zu den rheumatischen Erkrankungen.
Zu den Optionen der medikamentösen Behandlung von Morbus Bechterew zählen:
Biologika sind Wirkstoffe, die gentechnisch oder biotechnologisch hergestellt werden. Sie ähneln körpereigenen Substanzen und sie blockieren und hemmen entzündungsfördernde Signalstoffe im Körper. Das bedeutet, sie dämpfen das Immunsystem. Dadurch können sie bei Morbus Bechterew dazu beitragen, dass Entzündungen, die durch Reaktionen des Immunsystems gegen körpereigenes Gewebe ausgelöst werden, reduziert oder sogar ganz unterbunden werden.
Biologika wirken auf unterschiedliche Arten. Bei Bechterew-Erkrankten werden vorwiegend sogenannte TNF-Alpha-Blocker angewendet. Das bedeutet, dass sie den Tumor-Nekrose-Faktor Alpha blockieren. Dieser ist im Körper am Entstehen und Fortbestehen von Entzündungen beteiligt. Durch die Unterdrückung des TNF Alpha werden also Entzündungsvorgänge im Körper erschwert beziehungsweise manchmal vollständig zum Stillstand gebracht. Wichtige Medikamente, die zu den TNF-Alpha-Blockern gehören, sind Infliximab und Etanercept. Weitere Wirkstoffe sind Adalimumab, Golimumab und Certolizumab.
Bei Morbus Bechterew kommt ebenfalls eine andere Art von Biologika, sogenannte Interleukin-17-Blocker, zum Einsatz. Wirksam und in Deutschland zugelassen ist der Wirkstoff Secukinumab.
Biologika können oft hilfreich bei Menschen eingesetzt werden, die durch andere Basismedikamente (Arzneimittel, die eine rheumatische Erkrankung langfristig günstig beeinflussen) keine ausreichende Linderung erfahren. Außerdem tritt eine Wirkung im Vergleich zu anderen Therapien häufig schon nach wenigen Tagen ein. Biologika sind in der Lage, die Krankheitsaktivität erheblich zu reduzieren. In manchen Fällen gelingt sogar eine vollständige Remission (Rückgang der Krankheitssymptome).
Biologika liegen momentan nicht in Tablettenform vor, da sie im Magen-Darm-Trakt unwirksam gemacht werden. Sie werden entweder unter die Haut gespritzt (subkutane Injektion) oder als Infusion in die Vene (intravenös) verabreicht.
Erst wenn mit den herkömmlichen Medikamenten kein ausreichender Therapieerfolg erzielt werden kann, wird bei Bechterew-Erkrankten über den Einsatz von Biologika nachgedacht. Um eine Kostenübernahme für die sehr teure Therapie mit Biologika durch die Krankenkasse zu erhalten, müssen in der Regel zunächst Behandlungen mit zwei Präparaten aus der Klasse der Basismedikamente (darunter meist Methotrexat) durchgeführt worden sein. Erst wenn diese nicht vertragen wurden oder nicht wirksam waren, wird über eine Therapie mit Biologika entschieden.
Häufig wird ein TNF-Alpha-Blocker bei Bechterew-Erkrankten in Kombination mit Methotrexat eingesetzt, da gezeigt werden konnte, dass sich durch Methotrexat die Wirkung des TNF-Blockers noch unterstützen lässt.
Von der Kombination mehrerer Biologika ist hingegen abzusehen, da das Immunsystem des Betroffenen dadurch zu stark unterdrückt würde.
Im Bereich der Einstichstelle der Infusion oder der Spritze kann es zu Juckreiz oder Rötungen kommen. Auch allergische Reaktionen, Kopfschmerzen oder Schwindel sowie Funktionseinschränkungen von Niere oder Leber können auftreten.
Die Wirkweise der Biologika und somit auch der TNF-Blocker und IL-17-Blocker beruht auf der Unterdrückung des Immunsystems, wodurch rheumatisch bedingte Entzündungsvorgänge im Körper reduziert werden können. Durch diese Unterdrückung des Immunsystems kann der Betroffenen aber anfälliger für Infektionen mit Krankheitserregern werden. Notwendige Impfungen sollten auf jeden Fall vor dem Beginn einer Therapie mit Biologika durchgeführt werden. Außerdem können Erkrankungen wie Hepatitis oder Tuberkulose, die in der Vergangenheit schon einmal durchgemacht wurden, durch die Unterdrückung des Immunsystems erneut auftreten. Ein Test auf diese beiden Erkrankungen sowie auf andere Infektionserkrankungen sollte vor Beginn der Therapie erfolgen. Menschen, die eine Therapie mit Biologika erhalten, sollten regelmäßig und engmaschig ärztlich betreut werden.
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DocCheck Flexikon, Dr. med Dominik Seifert; Dr. Frank Antwerpes; Marcel Kostyal; Constantin Halim – Biological: https://flexikon.doccheck.com/de/Biological (online, letzter Abruf: 04.01.2021)
aktualisiert am 04.01.2021