Ein Mittelgesichtsbruch (Mittelgesichtsfraktur) ist ein Bruch von Knochen, die sich im mittleren Gesichtsschädelbereich befinden. Dazu zählen Oberkieferknochen, Nasenbein und Jochbein, auch weitere Knochen können betroffen sein. Die Knochen können einzeln oder in Kombination gebrochen sein. Eine operative Behandlung ist in vielen Fällen notwendig, um Folgeschäden zu verhindern.
Ein Mittelgesichtsbruch entsteht in den meisten Fällen durch direkte mechanische Gewalt. Dies kann beispielsweise durch einen Unfall, durch einen Schlag in das Gesicht, durch einen Sturz oder durch einen Zusammenstoß beim Sport verursacht werden.
Mittelgesichtsbrüche werden in mehrere Varianten unterteilt:
Allen diesen Brüchen gemeinsam ist das sehr häufige Auftreten von Schwellungen und Blutergüssen. Wenn die Knochenbruchstücke die Position verändern, kommt es zu Verformungen des Gesichts. Formveränderungen können jedoch übersehen werden, insbesondere wenn der Bereich geschwollen ist. Auch kann es zu tastbaren „Stufen“ im Gesicht kommen. Oftmals passt der Biss von Ober- und Unterkiefer nicht mehr zusammen, wenn der Oberkieferknochen gebrochen ist. Aus der Nase kann bei einer Mittelgesichtsfraktur Blut austreten. Bei Brüchen, die durch die Augenhöhle ziehen, können Doppelbilder auftreten. Durch Schädigung von Nerven kann es zu Gefühlsstörungen im Gesicht kommen.
Unbehandelt kann es zu einer Heilung des Bruchs in verschobener Position kommen. Die Zahnreihen passen dann dauerhaft nicht mehr aneinander, auch Doppelbilder können bestehen bleiben.
Neben der Befragung des Patienten (Anamnese) erfolgt die körperliche Untersuchung mit Betrachtung und vorsichtiger Abtastung des Gesichts. Daraufhin wird eine Röntgenuntersuchung in verschiedenen Ebenen und eventuell eine Computertomographie (CT) durchgeführt. Es muss auch eine augenärztliche Untersuchung vorgenommen werden, bei der insbesondere auf eine regelrechte Augenbewegung geachtet werden muss. Je nach anderen möglichen Verletzungen müssen gegebenenfalls weitere Untersuchungen folgen.
Die jeweilige Mittelgesichtsfraktur muss von anderen Knochenbrüchen, aber auch von einer bloßen Prellung unterschieden werden. Wichtig ist die Abgrenzung zur Schädelbasisfraktur, bei der es zu einem Ausfluss von Liquor (klarer „Hirnflüssigkeit“) oder zu einem Bluterguss um beide Augen herum kommen kann.
Eine nicht operative Therapie kommt nur dann in Betracht, wenn sich die Knochenbruchstücke nicht oder nur minimal verschoben haben. Spezielle Schienen können eingesetzt werden, um den Befund zu stabilisieren. Über einen gewissen Zeitraum erhält der Patient nur weiche Nahrung. Antibiotische Medikamente werden (auch bei operativer Therapie) gegeben, um Infektionen zu verhindern. Bisweilen werden Gummis zwischen Ober- und Unterkiefer gespannt, damit ein regelrechter Biss ermöglicht wird.
Bei instabilen oder verschobenen Bruchstücken ist in aller Regel eine Operation angezeigt. Ziel ist es, die Lage wieder zu normalisieren und zu stabilisieren.
Die Operation eines Mittelgesichtsbruchs erfolgt in Vollnarkose.
Je nach dem Verlauf der Bruchlinie werden Einschnitte an der äußeren Haut oder der Mundschleimhaut vorgenommen. Bei Miteinbeziehung von Nase oder Stirn wird unter Umständen auch ein Schnitt hinter dem Haaransatz notwendig. Nachdem die Knochenstücke wieder positioniert wurden, werden sie mit Metallplättchen verschraubt. Falls Teile des Kiefers gebrochen sind, an denen sich Zähne befinden, so werden stabilisierende Schienen befestigt. Manchmal ist es notwendig, dass Oberkiefer und Unterkiefer in der regelrechten Bissstellung zeitweise miteinander verbunden werden.
Bei Beteiligung von Augenhöhlen, Nase oder Zähnen müssen gegebenenfalls über die beschriebenen Eingriffe hinausgehende Maßnahmen getroffen werden. Auftretende Komplikationen können es ebenfalls erforderlich machen, dass andere Vorgehensweisen als geplant vorgenommen werden.
In den ersten Tagen nach der Operation ist der Operationsbereich häufig geschwollen und eventuell schmerzhaft. Strukturen in der Nähe können verletzt werden. Bei einer Durchtrennung von Nerven kann es zu Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen oder weiteren Ausfällen kommen, was zeitlich begrenzt, aber auch dauerhaft sein kann. Eine Empfindlichkeit gegen Berührung und Temperaturschwankungen kann vorhanden sein. Es kann zu Infektionen und Wundheilungsstörungen kommen. Gewebe kann absterben, beispielsweise auch Anteile des Knochens. Auch Zähne beziehungsweise Zahnwurzeln können beschädigt werden. Durch überschießende Narbenbildung können sich ästhetische und funktionelle Nachteile ergeben. Doppelbilder können unter Umständen länger bestehen bleiben. Eine Sehverschlechterung bis hin zur Erblindung kann nicht ausgeschlossen werden. Es können allergische Reaktionen auf verwendete Materialien und Substanzen vorkommen. Fremdmaterial kann eventuell abgestoßen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Der Bruch heilt im Regelfall im Verlaufe von sechs bis zehn Wochen. Daraufhin werden die möglicherweise eingesetzten Schienen herausgenommen. Metallplatten und Schrauben müssen meist nicht herausgeholt werden.
Durch die Operation ist in den meisten Fällen ein gutes Ergebnis auch nach Mittelgesichtsfrakturen möglich, bei denen sich die Knochenstücke verschoben haben. Auch ästhetisch ist oft ein zufriedenstellender Endbefund möglich. Manchmal bleiben jedoch noch Verformungen des Gesichts bestehen, etwa an Nase und Wange. Eine weitere Operation kann durchgeführt werden, um dies zu richten.
Medikamente, die die Blutgerinnung negativ beeinflussen, wie beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, müssen oft in Absprache mit dem Arzt weggelassen werden.
Falls die Operation unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er aufgrund der teils noch bestehenden Medikamentenwirkung für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden.
Bis zum Verheilen der Schnittwunden im Mundraum sollte nur Wasser und Tee getrunken werden. Alkohol und Kaffee sollte gemieden werden, damit die Wunde nicht gereizt wird. Daraufhin dürfen Suppe und breiige Speisen gegessen werden. Der Mund sollte nach den Mahlzeiten ausgespült werden. Beim Zähneputzen ist besondere Vorsicht geboten.
Es sollte für mehrere Wochen eine zu starke körperliche Betätigung gemieden werden. Auch beim Sprechen sollte der Patient vorsichtig sein. Kälteanwendungen sind förderlich für die Heilung, Wärme ist eher schädlich. Die Nase sollte für mehrere Tage nicht geschneuzt werden. Besser ist ein Abtupfen von ausfließendem Sekret. Nach dem Eingriff sollte nicht geraucht werden, weil dadurch Wundheilungsstörungen gefördert werden.
Bei aneinander befestigtem Ober- und Unterkiefer ist es sinnvoll, Zähneputzen vom Pflegepersonal übernehmen zu lassen. In diesem Fall wird auch zunächst eine Magensonde gelegt, um darüber den Patienten zu ernähren. Bei Erbrechen muss der Kopf vorgebeugt werden, damit das Erbrochene herausfließen kann. Eine Schere sollte immer mitgenommen werden, damit bei größeren Problemen die Befestigung gelöst werden kann. In diesem Fall muss der Patient direkt danach zur Klinik oder zum Arzt gehen.
Zeigen sich Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten, so sollte umgehend der Arzt konsultiert werden.
aktualisiert am 10.06.2022