Unter einer Tonsillektomie wird die vollständige Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillen) verstanden. Eine Mandelentfernung erfolgt oft bei Vorliegen einer chronischen Mandelentzündung (Tonsillitis). Eine Tonsillotomie hingegen ist eine Teilentfernung der Mandeln. Dadurch kommt es zu einer Mandelverkleinerung. Die Tonsillotomie wird vor allem bei Kindern mit Beschwerden durch vergrößerte Mandeln (Tonsillenhyperplasie) vorgenommen.
Eine vollständige Mandelentfernung (Tonsillektomie) kommt in Betracht, wenn es immer wieder zu Entzündungen der Mandeln kommt. Diese können durch Bakterien oder Viren ausgelöst werden. Chronisch entzündete Mandeln kommen vor allem bei Kindern vor, aber auch Jugendliche und Erwachsene können betroffen sein. Bei der chronischen Mandelentzündung kommt es häufig zu einem wiederholten Aufflammen des akuten Erscheinungsbildes. Die Folge ständig wiederkehrender Mandelentzündungen können Erkrankungen an anderen Stellen oder Organen des Körpers sein. Hierzu zählen Gelenkentzündungen (Arthritis), Entzündungen der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis) oder des Herzens (Endokarditis, Myokarditis oder Perikarditis). Eine lebensgefährliche Auswirkung der Mandelentzündung kann eine Sepsis (sogenannte Blutvergiftung) sein, bei der sich die Entzündung über das Blutgefäßsystem ausbreitet. Außerdem kann sich aufgrund der Mandelentzündung ein Mandelabszess (abgegrenzter Entzündungsherd im Gewebe) bilden. In manchen Fällen kann es deshalb sinnvoll sein, über eine Tonsillektomie nachzudenken. Durch die komplette Entfernung beider Gaumenmandeln lassen sich weitere Mandelentzündungen dauerhaft vermeiden.
Eine Mandelverkleinerung (Tonsillotomie) wird in der Regel bei vergrößerten Mandeln vorgenommen, wenn diese Beschwerden verursachen. Symptome können Schnarchen, nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe), Schluckbeschwerden, Probleme mit der Sprache, aber auch gehäufte Infekte bei Kindern sein. Häufig betroffen sind Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren.
Die vollständige Mandelentfernung erfolgt in der Regel stationär in Vollnarkose. Der Krankenhausaufenthalt dauert ungefähr eine Woche. Die Entfernung kann mit verschiedenen Operationsverfahren durchgeführt werden, beispielsweise mit einem Skalpell oder mit einem Ultraschallmesser.
Die Verkleinerung der Mandel (Tonsillotomie) wird ebenfalls unter Vollnarkose vorgenommen. Sie erfolgt aber häufig ambulant (ohne Übernachtungen in der Klinik). Zur Teilentfernung können ein Laser, ein Ultraschallmesser, ein Hochfrequenz- oder ein Radiofrequenzgerät verwendet werden.
Ein Vorteil der vollständigen Mandelentfernung ist, dass zwar Rachenentzündungen weiter möglich sind, es aber zu keinen weiteren Entzündungen der Gaumenmandeln mehr kommen kann. Allerdings sind die Gaumenmandeln Teil des Abwehrsystems im Mund- und Rachenraum. Das kindliche Immunsystem entwickelt sich ungefähr bis zum zwölften Lebensjahr. Werden die Mandeln schon bei kleinen Kindern entfernt, stehen sie dem Abwehrsystem nicht mehr zur Verfügung. Welche Auswirkungen dies auf das Immunsystem hat, ist noch unklar. Hinweise aus Untersuchungen liegen vor, dass Menschen, denen die Mandeln entfernt wurden, später ein erhöhtes Risiko für Atemwegsinfekte und andere Erkrankungen der Atemwege aufweisen. Nach dem zwölften Lebensjahr scheint es keine bedeutenden Folgen mehr für das Abwehrsystem zu haben, wenn die Mandeln dann vollständig entfernt werden.
Eine nicht zu unterschätzende Komplikation einer Tonsillektomie können starke Nachblutungen sein. Dies ist ein Grund für den gut einwöchigen Krankenhausaufenthalt nach der Operation.
Die Tonsillotomie hat mehrere Vorteile. Ein Teil der Mandeln bleibt erhalten und kann weiterhin seine Funktion im Abwehrsystem erfüllen. Außerdem sind Schmerzen und Schluckbeschwerden nach der Operation deutlich geringer ausgeprägt. Das Risiko für Nachblutungen ist wesentlich niedriger als nach der Tonsillektomie. Der Eingriff kann in der Regel ambulant durchgeführt werden.
Ein möglicher Nachteil ist die Tatsache, dass sich die Mandeln immer noch entzünden können.
Eine Teilentfernung oder Verkleinerung (Tonsillotomie) und eine vollständige Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie) werden aus voneinander abweichenden Gründen in Betracht gezogen. Vor einer Operation sollte immer eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung stattfinden. Auch das Einholen einer ärztlichen Zweitmeinung kann bei der Entscheidungsfindung hilfreich sein.
Klinikum Dortmund – Mandelentfernung (Tonsillektomie) und Mandelverkleinerung (Tonsillotomie): https://www.klinikumdo.de/gr/kliniken-zentren/kliniken-abteilungen-a-l/hno/leistungsspektrum/mundhoehlerachen/mandelentfernung-und-mandelverkleinerung (online, letzter Abruf: 28.01.2022)
HNO-Ärzte im Netz – Mandeloperation (Tonsillektomie/Tonsillotomie): https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/mandelentzuendung/mandeloperation.html (online, letzter Abruf: 28.01.2022)
Healthline, Erica Roth – Tonsillectomy: https://www.healthline.com/health/tonsillectomy (online, letzter Abruf: 28.01.2022)
aktualisiert am 28.01.2022