Wenn Zellen in der Magenschleimhaut entarten, sprechen Mediziner von Magenkrebs. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um ein Magenkarzinom, das bösartig ist und im schlimmsten Fall streut (Metastasen bildet). Die Ursachen für die Entstehung von Krebs im Magen sind vielfältig, aber oft nicht eindeutig zu bestimmen. Als Risikofaktoren gelten Magenerkrankungen, Ernährungsgewohnheiten sowie das Bakterium Helicobacter pylori.
Obwohl im Magen ein extrem saurer pH-Wert herrscht, sind einige Mikroorganismen in der Lage, dort zu überleben. Das Bakterium Helicobacter pylori hat sich beispielsweise auf die eher ungünstigen Lebensbedingungen im Magen eingestellt. Diese Bakterien siedeln sich in der Schleimhaut des Magens an und vermehren sich dort. Allerdings ist eine Infektion mit dem Helicobacter pylori keine Seltenheit. Experten schätzen, dass in Deutschland rund 20 bis 30 Millionen Menschen mit dem Bakterium leben. Weil der Körper ständig damit beschäftigt ist, gegen die Bakterien anzukämpfen, begünstigt die Infektion die Entstehung folgender Krankheiten:
Zunächst leiden die Betroffenen unter einer akuten Magenentzündung, später kann sich daraus ein chronisches Leiden entwickeln. Diese Form der Magenentzündung wird auch als Gastritis Typ B bezeichnet.
Vor einiger Zeit ist man noch davon ausgegangen, dass Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre in erster Linie auf psychische Belastungen zurückzuführen sind. Allerdings haben verschiedene Studien zeigen können, dass Helicobacter pylori das Risiko für solche Geschwüre erhöht. Durch die Infektion mit den Bakterien kann die Magenschleimhaut ihre schützende Funktion verlieren. Dadurch können Bereiche der Schleimhaut selbst durch die Magensäure angegriffen werden.
Obwohl in Deutschland zahlreiche Menschen mit den Helicobacter-pylori-Bakterien infiziert sind, erkrankt nur ein geringer Bruchteil von diesen an Magenkrebs. Dennoch besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der bakteriellen Infektion und der Entstehung eines Magenkarzinoms. Verschiedene Studien konnten immer wieder zeigen, dass deutlich mehr Menschen, die unter einer Infektion mit Helicobacter pylori litten, an Magenkrebs erkrankten. Allerdings war lange unklar, wie das Bakterium Einfluss auf die Zellen der Magenschleimhaut nimmt. Forscher der Stanford School of Medicine sowie Wissenschaftler der Universitätsmedizin Berlin und des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie konnten den Mechanismus aufdecken. Sobald sich ein Mensch mit dem Helicobacter pylori infiziert, nimmt die Zellteilung im betroffenen Gewebe zu. Nach den Erkenntnissen der Forscher ist das Bakterium Helicobacter pylori in der Lage, die Bildung eines bestimmten Moleküls im Magen anzuregen. Dieses Molekül mit der Bezeichnung R-spondin 3 ist an der Aktivität der Stammzellen beteiligt. Erhöht sich wiederum die Bildung der Stammzellen, steigt die Gefahr, dass solche Zellen entarten und ein Magenkarzinom entsteht. Damit widerlegten die Forscher im Übrigen die These, dass allein Viren das Risiko für eine Tumorbildung erhöhen könnten.
Nur wenige Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Magenkrebs, allerdings sind weitaus mehr Personen mit dem Bakterium Helicobacter pylori infiziert. Deswegen halten Fachleute eine allgemeine Untersuchung auf die Bakterien nicht für sinnvoll. Führt die Infektion allerdings zu Beschwerden wie einer Magenschleimhautentzündung oder gar zu einem Magengeschwür, sollten die Bakterien bekämpft werden. Es gibt verschiedene Medikamente, mit denen sich die beiden Leiden behandeln lassen und Patienten das Bakterium dauerhaft loswerden. Diese Therapie nennt sich Eradikation und beinhaltet in den meisten Fällen die Gabe von zwei verschiedenen Antibiotika und einem Protonenpumpenhemmer (einem Medikament, das die Bildung der Magensäure reduziert). Durch eine erfolgreiche Eradikationstherapie lässt sich auch das Risiko von Magenkrebs wieder senken.
Das Bakterium Helicobacter pylori erhöht als einer der wesentlichen Faktoren das Risiko für die Entstehung von Magenkrebs. Allerdings gibt es noch weitere Risikofaktoren. So gibt es etwa verschiedene Magenerkrankungen wie die chronische Gastritis Typ A, die ebenfalls das Auftreten eines Magenkarzinoms begünstigen. Darüber hinaus steht der regelmäßige Verzehr von stark gesalzenen Speisen, gegrillten Gerichten oder übermäßiger Alkoholkonsum im Verdacht, das Risiko für Magenkrebs zu erhöhen.
aktualisiert am 11.12.2023