Eine Lungenentzündung oder Pneumonie ist eine Entzündung, die das Lungengewebe betrifft. Meist ist sie durch Erreger wie Bakterien oder Pilze bedingt. Eine Abwehrschwäche oder einige andere Faktoren begünstigen die Infektion. Die Lungenentzündung (Pneumonie) ist eine schwerwiegende Erkrankung. Sie kann zu Krankheitserscheinungen wie Husten, Auswurf und Fieber führen und manchmal in lebensbedrohlichen Zuständen enden. Behandelt wird die Lungenentzündung meist mit Medikamenten wie Schleimlösern oder Antibiotika, aber auch einfache Maßnahmen kommen zum Einsatz. Patienten mit hohem Risiko oder mit sehr schwerer Lungenentzündung werden stationär im Krankenhaus behandelt.
Die Lunge besteht aus den Alveolen (Lungenbläschen), in denen der Sauerstoffaustausch stattfindet. Sie hängen an den kleinen Verzweigungen der Bronchien (Bronchiolen). Im Gewebe zwischen den Alveolen fließen feine Blutgefäße entlang. Über die dünne Alveolenwand findet der Gasaustausch statt, hauptsächlich wird Sauerstoff vom Blut aufgenommen und Kohlendioxid abgegeben.
Am Lungengewebe kann sich eine Entzündung entwickeln. Die Lungenentzündung ist meistens durch Erreger bedingt. Sie dringen häufig von außen über die Luftwege ein. Es kann sich um eine Infektion mit Bakterien, Viren, Pilzen oder Einzeller (Protozoen) handeln. Eine Infektion mit Bakterien ist häufig durch die Arten Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken) oder Haemophilus influenzae bedingt.
Patienten, die bei einem Krankenhausaufenthalt eine Lungenentzündung bekommen (nosokomiale Infektion), haben oft andere Erreger als Patienten, bei denen die Infektion außerhalb der Klinik geschieht. Zu diesen gehören die Bakterien Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella pneumoniae, Escherichia coli (E. coli), Enterobacter, Proteus mirabilis und Serratia marcescens.
Patienten mit einem sehr geschwächten Immunsystem bekommen häufiger eine Lungenentzündung aufgrund von Krankheitserregern, die den meisten Gesunden nichts anhaben können. Dazu gehören Bakterien wie Legionellen, Viren wie Herpesviren, Pilze wie Aspergillus und Candida oder sowie Protozoen (einzellige Parasiten) wie Toxoplasma gondii. Ein besonders charakteristischer Lungenentzündungs-Erreger bei abwehrgeschwächten Personen (vor allem AIDS-Patienten) ist die Pilzart Pneumocystis jirovecii (früherer Name: Pneumocystis carinii). Neben AIDS besteht eine erheblich verminderte Immunabwehr bei der Gabe von Immunsuppressiva (Medikamente, die z. B. nach Organtransplantationen gegeben werden) oder bei manchen bösartigen Tumoren wie weißem Blutkrebs (Leukämie), bei dem nicht ausreichend Antikörper gebildet werden. Ein Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) blockiert zudem Bronchien und bewirkt den Abschluss der Luftzufuhr eines Teilbereiches der Lunge, so dass sich dahinter leicht eine Lungenentzündung bildet.
Bettlägerige Patienten haben ein erhöhtes Risiko, dass sich eine Pneumonie entwickelt. Bei ihnen ist die Belüftung der Lunge nicht so optimal und der Blutdruck vermindert. Eine Lungenembolie (ein Blutgefäßverschluss) kann ebenfalls eine Entzündung in einem Teil der Lunge hervorrufen, da dieser Bereich nicht ausreichend durchblutet wird. Eine Lungenentzündung wird gefördert, wenn eine Herzschwäche (Linksherzschwäche) besteht, da sich dann eine Blutstauung in die Lunge ergibt. Lungenerkrankungen wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), Mukoviszidose, Lungenfibrose (Bindegewebsumbau) oder eine Staublunge führen zu einer leichteren Ansiedlung von Krankheitserregern und somit häufiger zu einer Pneumonie.
Schädliche eingeatmete Stoffe wie z. B. bei einem Brand im Haus können eine Lungenentzündung verursachen. Ebenso kann ein Einatmen von Magensäure eine Art der Lungenentzündung hervorrufen. Dies ist manchmal der Fall, wenn Menschen bewusstlos sind oder einen schweren Schlaganfall hatten. Ein Mensch, der Wasser aspiriert (in die Atemwege einzieht), z. B. wenn er kurz vor dem Ertrinken steht, kann daraufhin eine Lungenentzündung entwickeln. Gelangt ein Fremdkörper in die Bronchien (z. B. eine Erdnuss), dann verhindert er in einem Bereich der Lunge den Luftstrom und meist entwickelt sich dann dort eine Lungenentzündung.
Eine Strahlentherapie, die aufgrund von Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) durchgeführt wird, ruft manchmal eine Lungenentzündung hervor (Strahlenpneumonie).
Neben der typischen, klassischen Lungenentzündung, die aus den Lufträumen der Alveolen hervorgeht, kommt auch eine atypische oder interstitielle Pneumonie vor. Die interstitielle Pneumonie kommt von "innen", oft über die Abwehrzellen, in das Zwischengewebe der Lunge (Interstitium). Hier sind dementsprechend atypische Erreger verantwortlich, zu denen bestimmte Bakterien wie Chlamydien, Mykoplasmen und Legionellen sowie einige Virusarten gehören.
Die Symptome sind unterschiedlich, vor allem was die typische Lungenentzündung und im Vergleich dazu die atypische Lungenentzündung (interstitielle Pneumonie) angeht.
Eine typische Pneumonie verursacht meist stärkeres Fieber (Körpertemperatur steigt auf mehr als 39°C) und Schüttelfrost. Der Patient bekommt Husten, der üblicherweise erst eher trocken ist - im Verlauf kommt ein Auswurf mit Eiter hinzu. Die Atemfrequenz ist schneller als bei gesunder Lunge (Tachypnoe).
Eine atypische Pneumonie entwickelt sich eher langsam und die Temperatur bleibt normalerweise unter 39°C. Der Husten ist weit geringer als bei der typischen Pneumonie, die Atmung ist kaum schneller als normal.
Wenn nur die Bronchien entzündet sind, handelt es sich um eine Bronchitis, also keine Lungenentzündung. Aber die Bronchitis kann auf die Lunge übergehen und wird dann zu einer Bronchopneumonie. Ist nur ein bestimmter Lungenlappen entzündet, dann besteht eine Lobärpneumonie (Lappenpneumonie). Die atypische (interstitielle) Pneumonie bezieht in der Regel alle Lungenteile mit ein.
Bakterien aus einer Lungenentzündung können über das Blut verteilt werden (Sepsis) beziehungsweise in anderen Organen Entzündungen hervorrufen. Dazu gehören beispielsweise eine Entzündung des Herzinneren (Endokarditis), eine Hirnhautentzündung (Meningitis), eine Mittelohrentzündung (Otitis media) oder ein Abszess (abgegrenzte Eiterkapsel).
Die typische Lungenentzündung erkennt der Arzt meist schon an den Symptomen wie Fieber und Schüttelfrost, Husten und (etwas später) Auswurf. Auch die atypische (interstitielle) Pneumonie macht sich durch Symptome bemerkbar, bei denen der Arzt an die Erkrankung denkt. Der Untersucher hört mit dem Stethoskop Lunge und Atemwege ab und stellt bei einer gewöhnlichen Lungenentzündung häufig charakteristische Atemgeräusche wie Luftströmungsgeräusche in den Bronchien, Knistern oder Rasseln fest. Die atypische Entzündung (interstitielle Pneumonie) macht aber meist keine Atemgeräusche.
Auf der Röntgenaufnahme (Röntgen-Thorax) zeigen sich Auffälligkeiten. Oft ist gut sichtbar nur ein Lungenlappen befallen, wenn es sich um eine Lobärpneumonie handelt. Bei einer atypischen Pneumonie lässt sich im Röntgen ein verteiltes Muster erkennen, das auf einen Befall des Bindegewebes schließen lässt.
Blut wird abgenommen und im Labor untersucht. Von dem Auswurf wird eine Probe genommen (Sputum-Untersuchung) und eine Kultur angelegt, um Erreger anzuzüchten und zu bestimmen. Anhand der Bakterienkultur gelingt es auch, ein wirksames Antibiotikum zu ermitteln. Gerade bei einer atypischen Pneumonie kann eine Lungenspülung durchgeführt werden, um einen Erreger anzüchten zu können.
Es gibt einige mit der Lungenentzündung vergleichbare Erkrankungen. So kann eine allergische Reaktion mit Entzündung in den Lungenbläschen (Alveolen) entstehen, eine exogen allergische Alveolitis. Diese kann als Berufskrankheit etwa bei Landwirten eintreten. Eine weitere mögliche Diagnose bei entsprechenden Symptomen kann die Tuberkulose in der Lunge sein, welche aus abgegrenzten infektiösen Krankheitsherden (Granulomen) besteht.
Außerdem muss der Arzt Erkrankungen ausschließen, unter denen es häufiger zu einer Lungenentzündung kommt. Manche Keime als Erreger einer Lungenentzündung bei einem Patienten können Hinweise auf solche Krankheiten geben, so beispielsweise Pneumocystis jirovecii, das gerne bei AIDS eine Lungenentzündung auslöst.
Risikopatienten oder Patienten mit sehr schwerem Verlauf der Lungenentzündung (Pneumonie) werden stationär im Krankenhaus behandelt. Ansonsten ist auch eine Behandlung zu Hause möglich. Ein besonderes Risiko besteht bei Patienten mit Vorerkrankungen der Lunge, mit Herzinsuffizienz (Herzschwäche), bösartigen Tumoren oder geschwächtem Immunsystem (auch durch Medikamente).
Betroffene müssen sich körperlich schonen. Werden sie zu Hause behandelt, muss die Versorgung (z. B. durch Angehörige) gesichert sein. Besteht Fieber, dann sollten Betroffene auch Bettruhe einhalten. Zur Vorsicht müssen gegebenenfalls gerinnungshemmende Mittel angewendet werden, damit sich keine Thrombose entwickelt. Bei einer gewissen Besserung sollte wieder mit einem leichten Training begonnen werden.
Damit das eitrige Sekret aus der Lunge besser durch Husten beseitigt werden kann, können Medikamente (Sekretolytika) eingesetzt werden, die das Sekret flüssiger machen. Sie erfordern die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit. Trinken von viel Flüssigkeit ist ohnehin von Vorteil bei Lungenentzündungen, vor allem wenn noch ein Fieber besteht. Inhalieren kann weiterhin die Atemluft befeuchten, um das Sekret noch besser zu lösen. Kamille als Zusatz hat sich bei vielen Betroffenen mit Entzündungen der Atemorgane bewährt.
Atemgymnastik kann darüber hinaus helfen, dass die Lunge besser durchlüftet wird und der Entzündung entgegengewirkt wird. Das tiefe Ein- und Ausatmen dient dazu, die schlecht durchlüfteten Bereiche der Lunge wieder zu öffnen. Die Atemgymnastik sollte häufig zum Einsatz kommen. Im Idealfall führt der Patient sie alle halbe Stunde für einige Minuten aus. Bei Kindern gibt es Tricks wie z. B. ihnen einen prallen Ballon vorzuhalten, den sie wegpusten sollen.
Antibiotika sind bei Lungenentzündungen oftmals notwendig, wenn Bakterien im Spiel sind. Bei Pilzen werden entsprechend Antimykotika, bei einzelligen Parasiten (Protozoen) wiederum andere Medikamente angewendet.
Bei schwerer Pneumonie kann im Krankenhaus auch die Gabe von Infusionen durchgeführt werden. Auch kann Sauerstoff über die Atemluft gegeben werden, wenn die Atemfunktion erheblich verschlechtert ist.
Vorbeugend sollte bei einer akuten Bronchitis dafür gesorgt werden, dass regelmäßig frische Luft ins Zimmer kommt, aber der Erkrankte nicht auskühlt.
Patienten in ansonsten ausreichendem Gesundheitszustand überstehen eine Pneumonie (Lungenentzündung) normalerweise problemlos. Längerfristige Schäden sind dann keine zu erwarten. In sehr seltenen Fällen wird diese Lungenentzündung chronisch und kann dann zu einem Umbau von Gewebe führen.
Sind allerdings gravierende Vorerkrankungen vorhanden, die eine gewisse Schwächung des Körpers verursachen, dann kann die Lungenentzündung wirklich gefährlich werden. Im äußersten Fall kommt es zu einem Herz-Kreislauf-Versagen, da die Lungenentzündung die Aufnahme von Sauerstoff herabsetzt und das Herz zu verstärkter Tätigkeit veranlasst. Auch andere Komplikationen sind möglich. So kann bei einer bakteriellen Pneumonie eine Streuung von Erregern über das Blut stattfinden und zu kritischen Zuständen führen (Sepsis).
aktualisiert am 22.05.2023