Eine künstliche Ernährung ist notwendig bei allen Zuständen, bei denen eine regelrechte Nahrungsaufnahme nicht möglich ist. Eine Sonde, die meist in den Magen, manchmal auch in den Dünndarm gelegt wird, dient dabei der Zufuhr von lebenswichtigen Nährstoffen, Mineralstoffen, Vitaminen sowie ausreichend Flüssigkeit (enterale Ernährung). Eine andere Möglichkeit ist die so genannte parenterale Ernährung, bei der die lebenswichtigen Stoffe über eine Vene als Infusion gegeben werden.
Eine Ernährungssonde wird dann angelegt, wenn eine normale Nahrungsaufnahme des Patienten verhindert wird. Insbesondere ist dies der Fall bei psychischen oder nervlichen Ursachen, beispielsweise bei unterschiedlichen Behinderungen, Demenz (bei Alzheimer-Erkrankung), schweren Verletzungen (beispielsweise des Kopfes), Koma und ähnlichen Zuständen. Ebenso ist eine Essensverweigerung und -verzögerung, etwa bei Demenz oder Anorexia nervosa (Magersucht), ein Grund zur Anlage einer künstlichen Ernährungsvorrichtung. Auch organische Erkrankungen des Mundes, des Rachens, der Speiseröhre oder des Magens können eine Magensonde oder Dünndarmsonde erforderlich machen. Hierzu zählen Tumoren dieser Organe und Schluckstörungen anderer Art.
Um beispielsweise die Speiseröhre nach einer eventuellen Operation zu schonen, wird oft vorübergehend eine Sonde gelegt. Des Weiteren kann eine Sonde bei einer Mangelernährung angezeigt sein.
Bei einer Magen- oder Darmsonde durch die Bauchwand ragt die Ernährungsvorrichtung mehr oder weniger aus einer Öffnung hervor. Die weitere Symptomatik hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung ab.
Auch die Diagnostik richtet sich nach der Grunderkrankung, die eine Sondenernährung erforderlich macht.
Falls ein Schlucken möglich ist, kann die flüssige Sondennahrung auch getrunken werden.
Eine Magensonde kann auch über die Nase gelegt werden (transnasale Sonde). Dies ist möglich, wenn nicht eine zu ausgeprägte Einengung der Speiseröhre oder anderer Strukturen des Verdauungsapparates, die passiert werden müssen, vorliegt. Hierzu wird der Schlauch über eines der Nasenlöcher über den Rachen und die Speiseröhre in den Magen vorgeschoben. Die Sonde wird an der Nase durch einen Pflasterstreifen befestigt. Eine Betäubung ist für die Nasensonde nicht notwendig.
Wenn die Notwendigkeit vorliegt, wird die Ernährungssonde durch die Bauchdecke in den Verdauungstrakt gelegt.
Am häufigsten wird eine PEG (Perkutane endoskopische Gastrostomie) durchgeführt. Hierfür wird meist die Bauchdecke und gegebenenfalls der Rachen örtlich betäubt. Ein Endoskop, ein optisches Gerät zur Magenspiegelung, wird eingeführt. Über eine kleine Videokamera kann auf einem Monitor das Bild des Mageninneren in Echtzeit dargestellt werden, auch um den Verlauf zu kontrollieren. Eine spezielle Nadel wird nun durch Bauch- und Magenwand gestochen. Beim Herausziehen verbleibt ein Plastikröhrchen, durch das mit Hilfe des Endoskops ein Faden nach innen und weiter über den Mund gezogen wird. In entgegengesetzter Richtung wird nun die PEG-Sonde über den Faden vorgeschoben, so dass sie vom Magen bis durch die Bauchdecke nach außen ragt. Mit zwei am Schlauch sitzenden Kunststoffplatten wird der Schlauch an Magenwand und Bauchwand fixiert. Der Faden wird entfernt.
Das Legen einer Sonde in einer ähnlichen Technik in den Dünndarm ist ebenfalls möglich, das Verfahren heißt PEJ (Perkutane endoskopische Jejunostomie).
Ist eine Magenspiegelung nicht möglich, beispielsweise bei starken Verengungen, so wird in Vollnarkose eine operative Anlage der Sonde durch Bauchspiegelung oder durch Bauchschnitt durchgeführt. Bei der Bauchspiegelung (Laparoskopie; PLG oder PLJ) werden über mehrere kleine Einschnitte, einer davon meist in der Bauchnabelregion, ein optisches Gerät zur Bauchspiegelung mit einer kleinen Videokamera sowie weitere Instrumente eingeführt. Mit CO2-Gas wird der Bauchraum aufgebläht, um besseren Einblick zu erhalten. Es kann auch eine Operation über einen größeren Einschnitt an der Bauchwand erfolgen.
Der Magen oder der Dünndarm wird bei beiden Methoden aufgeschnitten und die Sonde mitsamt der Kunststoff-Halteplatte eingeschoben. Eine Dünndarmsonde wird oft noch ungefähr zehn Zentimeter innerhalb der Darmwand nach unten geschoben, um dann im Darmhohlraum zu enden. Magen oder Darm sowie Bauchwand werden um die Sonde herum vernäht.
Eine Sonde durch die Bauchhaut kann mit einem Schlauch aus der Bauchwand hinausragen oder mit einem der Bauchwand anliegenden so genannten Button versehen sein.
Komplikationen und unvorhergesehene Gegebenheiten können ein Umschwenken auf eine andere Methode bedingen, beispielsweise von der Bauchspiegelung zur offenen Operation.
Beim Legen einer Ernährungssonde kann es unter Umständen zur Verletzung von umgebenden Organen kommen. Hierdurch oder durch Austritt von Magen- oder Darminhalt kann unter anderem eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) entstehen. Weitere Entzündungen, Narbenbildung oder Verwachsungen oder mechanische Beeinträchtigungen durch die Sonde können auftreten, selten kann sich ein Darmverschluss entwickeln. Austretender Magen- oder Darminhalt kann an der Bauchdecke zu Verätzungen und ähnlichen Schäden führen. Durch den Einschnitt kann es zum Bauchdeckenbruch mit Austreten von Organen kommen. Sensibilitätsstörungen, Blutungen sowie Allergien unterschiedlichen Schweregrades können ebenso auftreten.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Eine Magensonde über die Nase bietet nur kurzzeitig eine gute Möglichkeit der künstlichen Ernährung, da sie störend ist und den Schluckreflex nach und nach hemmen kann.
Eine PEG-Sonde oder andere Sonde durch die Bauchdecke kann meist eine langfristige Ernährung sicherstellen, was unter Umständen lebenserhaltend sein kann. Die Handhabung ist nicht schwierig, es muss aber auf eine ausreichende Hygiene geachtet werden. Allerdings treten nicht selten dennoch eine Gewichtsabnahme und andere Mangelerscheinungen auf.
Unter verschiedenen Umständen muss eine Sonde möglicherweise gewechselt werden. Falls die Sonde nicht mehr benötigt wird, kann sie im Normalfall problemlos entfernt werden.
Die künstliche Ernährung über eine Magensonde oder Darmsonde durch die Bauchwand wird bei verschiedenen Bedingungen kontrovers diskutiert. So kann oft nicht herausgefunden werden, ob ein Patient, dem eine freie Entscheidung nicht mehr möglich ist, tatsächlich die lebensverlängernde Maßnahme der Sondenernährung wünscht.
Möglicherweise müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, weggelassen werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt.
In den Stunden vor dem Eingriff darf der Patient nichts essen oder trinken.
In den sechs Wochen nach dem Eingriff sollte der Patient keine schweren Gegenstände hochheben oder tragen.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte der Patient rasch den Arzt verständigen.
aktualisiert am 20.09.2022