Lumbago, auch als Hexenschuss bekannt, ist ein akut auftretender unkomplizierter Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Schmerzen können sich von den untersten Rippen bis zum unteren Ende des Gesäßes ausbreiten. Sie werden auch als Kreuzschmerzen bezeichnet. Kreuzschmerzen sind ein Symptom (Leitsymptom) bei vielen Erkrankungen der Wirbelsäule. Je nach Dauer kann unterschieden werden zwischen akuten und chronischen Kreuzschmerzen.
In Deutschland und anderen Industrieländern gehören die Kreuzschmerzen zu den am häufigsten auftretenden Erkrankungen. Sie gelten mittlerweile als Volkskrankheit Nummer eins. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung hat schon mindestens einmal über Rückenschmerzen geklagt. Wenn die Geschlechter einzeln betrachtet werden, so leiden etwa 50 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen mindestens einmal jährlich unter Rückenschmerzen (laut Angaben des Robert Koch-Instituts, RKI).
Kreuzschmerzen sind zudem der Hauptgrund für Krankschreibungen auf dem Arbeitsmarkt und gelten als häufigste Ursache für eine Behinderung bei jungen Menschen unter 45 Jahren. Entgegen der allgemeinen Meinung treten Rückenschmerzen häufiger bei jüngeren Menschen (20. bis 50. Lebensjahr) auf als bei älteren. Die Ursachen für eine Lumbago sind sehr vielfältig und bleiben oft unbekannt, denn bevor genauere Untersuchungen laufen können, klingen die Beschwerden meistens schon ab.
In 75 Prozent der Fälle lässt sich keine genaue Ursache für die Kreuzschmerzen finden. Diese Schmerzen werden daher auch als unspezifische Schmerzen bezeichnet. Doch es lässt sich sagen, dass in vielen Fällen körperliche und seelische Faktoren sowie belastende Arbeitsverhältnisse eine wesentliche Rolle spielen.
Lumbago kommt bei vielen Erkrankungen der Wirbelsäule als Begleitsymptom vor. Trotz allem ist bei jedem vierten Patienten die genaue Schmerzursache benennbar. Als Ursache dieser Beschwerden kommen mehrere Möglichkeiten in Betracht. Die häufigsten Gründe einer Lumbago sind im Bereich der Lendenwirbelsäule zu finden. Viele Erkrankungen in diesem Bereich führen zu Kreuzschmerzen.
Als Ursache der Kreuzschmerzen kommen hauptsächlich in Frage:
Auch die Psyche kann bei Kreuzschmerzen eine wichtige Rolle spielen. So sind Stress und Leistungsdruck, Depressionen, Einsamkeit, Sorgen und Probleme oft Auslöser heftiger und hartnäckiger Rückenschmerzen.
Liegen Kreuzschmerzen vor, so lassen sich bei den Patienten oft angespannte Muskeln und einen steifen Rücken feststellen.
Bei akuten Schmerzen ist der Rücken oft nach vorne und zur Seite (Abwehrhaltung) gekippt. Die Kreuzschmerzen sind manchmal von einem scharfen, stechenden oder prickelnden Gefühl im Rücken oder im Gesäß begleitet. Treten darüber hinaus noch Taubheitsgefühle, elektrisierende Missempfindungen oder Lähmungen auf, so sollte immer ein Arzt aufgesucht werden.
Die Schmerzen betreffen oft den unteren Teil des Rückens und können bis in das Gesäß, die Oberschenkelrückseite oder die Leistenregion ziehen. Typischerweise ist die Schmerzregion deutlich größer als der eigentliche Schmerzherd. Lumbago führt zu Muskelverspannungen, die wiederum den Schmerz verstärken. Es kommt somit zu einem Teufelskreislauf. Einzelne angespannte Muskelbereiche sind als kleine Knoten, so genannte Myogelosen, in der Muskulatur zu tasten.
Die Diagnose lässt sich meistens schon anhand der Anamnese (Krankengeschichte) und der gründlichen körperlichen Untersuchung stellen. Der Arzt stellt dem Patienten besonders folgende Fragen:
Bei der orthopädisch-neurologischen Untersuchung wird die Beweglichkeit des Rückens und der Wirbelsäulengelenke, sowie die Muskelfunktion überprüft. Der Arzt versucht zudem, anhand der körperlichen Untersuchung verschiedene mögliche Ursachen für die Kreuzschmerzen auszuschließen. Zunächst werden die Form und die Haltung des Rückens betrachtet, anschließend Knochen und Muskeln der Wirbelsäule abgetastet.
Die meisten Patienten nehmen aufgrund der Beschwerden eine gekrümmte Schonhaltung ein. Beim Abtasten sind die Muskeln häufig schmerzhaft verhärtet. Diese Muskelverhärtung kann zum einen der Auslöser dieser Beschwerden sein, aber auch eine Reaktion des Körpers auf die Rückenschmerzen anderer Ursache sein. Treten dagegen Schmerzen beim Abtasten oder Beklopfen der Wirbelknochen auf, so kann dies ein wichtiger Hinweis auf einen Bandscheibenvorfall, Verschleißerscheinungen oder einen Wirbelbruch sein. Gleichzeitig ist auch die Beweglichkeit der Wirbelsäule eingeschränkt.
Im Weiteren muss eine Erkrankung des Kreuzbein-Darmbein-Gelenkes (Iliosakralgelenk, ISG) ausgeschlossen werden. Der Arzt prüft hierzu die Beweglichkeit und Druckschmerzhaftigkeit des Gelenkes. Entstehen hier durch Druck mit den Fingern auf das Gelenk Schmerzen und wird die Bewegung im Gelenk als schmerzhaft empfunden, so ist eine Beteiligung des Gelenkes sehr wahrscheinlich. Bei der Untersuchung der Beweglichkeit liegt der Betroffene auf der Seite, das untere Bein ist angewinkelt. Der Arzt führt nun das gestreckte, obere Bein vorsichtig und langsam nach hinten. Seine freie Hand liegt dabei fest auf dem Kreuzbein, damit findet die Bewegung ausschließlich im Kreuzbein-Darmbein-Gelenk statt.
Kann der Arzt nach der Krankheitsgeschichte und der körperlichen Untersuchung davon ausgehen, dass es sich um unkomplizierte Kreuzschmerzen handelt, so sind keine weiteren bildgebenden Untersuchungen erforderlich. Doch ist die Ursache nicht eindeutig klar und handelt es sich eher um komplizierte Schmerzen oder sehr starke chronische Schmerzen, so sind für die richtige und genaue Diagnosestellung weitere Untersuchungen erforderlich.
Als weitere Untersuchungsverfahren stehen zur Verfügung:
Kreuzschmerzen können durch sehr unterschiedliche Krankheiten ausgelöst werden. Daher kommen als Diagnose unter anderem folgende Erkrankungen in Betracht:
Die Therapie der Kreuzschmerzen richtet sich nach der Ursache. Die Schmerzen können durch unterschiedliche Maßnahmen gebessert werden. Bei akuten Kreuzschmerzen wird normalerweise von Bettruhe abgeraten.
Unter anderem können folgende Medikamente eingesetzt werden:
Wenn eine spezifische Erkrankung als Ursache für die Kreuzschmerzen gefunden wurde, so ist die jeweils dazu geeignete Therapie erforderlich, beispielsweise:
Eine Bandscheibenvorwölbung wird, so lange sie keine Beeinträchtigungen verursacht, konservativ, also ohne Operation, therapiert. Die Patienten werden durch Krankengymnastik, körperliche Schonung und die Einnahme von muskelentspannenden und schmerzlindernden Medikamenten behandelt. Treten jedoch Muskelschwächungen oder Störungen des Empfindungsvermögens auf, so ist meistens eine Operation erforderlich.
Beim Wirbelgleiten wird zunächst versucht, durch ein intensives Training der Rückenmuskulatur sowie den Abbau von Übergewicht die Erkrankung zu behandeln. Wird dadurch kein Therapieerfolg erzielt, so sollten die Patienten ein unterstützendes Mieder tragen. Führt auch diese Maßnahmen zu keiner wesentlichen Beschwerdelinderung, dann kann als letzte Möglichkeit eine versteifende Operation durchgeführt werden.
Ziel der Behandlung bei einer Osteoporose ist das Aufhalten des Knochenabbaus beziehungsweise die Stärkung der Knochensubstanz. Dies lässt sich entweder durch Medikamente oder durch reichliche Bewegung erreichen, was zur Anregung des Knochenstoffwechsels führt.
Ist die Ursache der Beschwerden eine Schädigung im Bereich des Kreuzbein-Darmbein-Gelenkes, so kann oft durch körperliche Schonung und schmerzlindernde Medikamente eine Besserung bewirkt werden. Auch das Einspritzen eines Schmerzmedikamentes, kombiniert mit einem entzündungshemmenden Präparat (Cortison), führt bei vielen Betroffenen zu einem Erfolg. Das Medikament wird direkt in das Gelenk gespritzt. Unter Umständen kann eine chiropraktische Therapie (Manipulationsbehandlung) auch sehr hilfreich sein. Hier werden die am Übergang vom Kreuzbein zum Becken (Iliosakralgelenke) deblockiert.
Wenn frühzeitig mit einer effektiven Behandlung begonnen wird, bestehen sehr gute Chancen, die Schmerzen wieder vollkommen loszuwerden. Dazu gehört bei unkomplizierten Kreuzschmerzen auch, körperlich aktiv zu bleiben. Innerhalb von vier bis sechs Wochen kommt es meistens schon zur wesentlichen Besserung der Kreuzschmerzen. Doch die Schmerzen können immer wieder auftreten, vor allem dann, wenn der Betroffene seine Lebensführung nicht ändert.
Kreuzschmerzen können aber auch ein Hinweis für einen medizinischen Notfall sein. Betroffene sollten immer dann einen Arzt aufsuchen oder einen Notarzt verständigen, wenn sie plötzlich die Blasenfunktion und Stuhlentleerung nicht mehr kontrollieren können oder Empfindungsstörungen im Bereich der Leistengegend haben. Bemerken Betroffene auch die Kreuzschmerzen in Kombination mit einem Verlust der Muskelkraft in einem oder beiden Beinen (Lähmung), so ist auch dies ein medizinischer Notfall. In diesen beiden Fällen besteht die Gefahr, dass es zu einer dauerhaften Nervenschädigung kommen kann, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird.
Ein Hexenschuss macht sich mit heftigen und in der Regel stechenden Schmerzen an der Wirbelsäule bemerkmar. Neben den Schmerzen tritt auch eine Bewegungseinschränkung ein. Diese heftigen Schmerzen dauern circa ein bis zwei Tage an. Danach lassen die Schmerzen und die Bewegungseinschränkung nach. Bis zur vollständigen Genesung vergehen meist weitere zwei Tage.
In der Regel können Menschen selbst dafür sorgen, dass es gar nicht zu Rückenschmerzen kommt. Sind aber bereits Rückenschmerzen eingetreten, dessen Ursache Verschleißerscheinungen sind, so lassen sich auch hier durch Selbsthilfemaßnahmen die Auswirkungen abmildern.
Als wichtige vorbeugende Maßnahmen gelten:
Weitere wichtige Selbsthilfemaßnahmen bei Kreuzschmerzen:
Nur selten ist der Kreuzschmerz mit einer schwereren Krankheit verbunden. Wenn dies nicht der Fall ist, verschwinden die Symptome meistens wieder innerhalb weniger Tage.
aktualisiert am 22.05.2019