Wenn das vordere Kreuzband reißt, fällt ein wichtiger Stabilisator im Kniegelenk weg. Die Folge ist eine Instabilität im Gelenk, die eine vermehrte Beweglichkeit des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel zulässt (sogenannte vordere Schublade). Der viel seltenere hintere Kreuzbandriss führt ebenfalls zu einer Instabilität, bei der es entsprechend zur sogenannten hinteren Schublade kommt. Ziel jeder Therapie nach einem Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur) ist es, die Stabilität des Kniegelenkes wiederherzustellen und Folgeschäden wie Meniskus- oder Knorpelverschleiß zu verhindern. In den meisten Fällen wird die Kreuzbandruptur operativ mit einem Transplantat (Kreuzbandplastik) versorgt. Hier kommt in der Nachbehandlung fast immer eine Schiene zum Einsatz. Auch bei einer konservativen Behandlung (ohne Operation) kann eine Schienenbehandlung sinnvoll sein.
Eine Orthese ist eine Schiene, die ein Gelenk von außen stabilisiert und deren Scharnier eine geführte Bewegung ermöglicht. Meist bewirkt sie auch eine Limitierung der Beweglichkeit. Kniegelenksorthesen werden mit Klettverschlüssen am Ober- und Unterschenkel fixiert. Sie besitzen Führungsstäbe, die mit einem Scharnier verbunden sind und so eine geführte Beuge- und Streckbewegung ermöglichen. Sie können normalerweise entweder in einer Gelenkstellung fixiert werden (zum Beispiel in Streckung) oder es kann ein bestimmtes Bewegungsausmaß freigeschaltet werden (beispielsweise volle Streckung, aber nur 90° Beugung).
Zur Behandlung ohne Operation oder bei einer bevorstehenden Operation kann eine Orthese zur Stabilisierung des instabilen Kniegelenks getragen werden. Die Orthese wird entweder bis zur Operation angewendet oder bis über muskuläre Kräftigung wieder eine verlässliche Stabilität erreicht ist. In manchen Fällen kann eine Schiene auch helfen, eine vorhandene Schwellung oder die Schmerzsymptomatik positiv zu beeinflussen.
Am häufigsten werden Kniegelenksorthesen in der Nachbehandlung nach einer Operation mit dem Einsatz eines Transplantates getragen. Wichtig ist, sich genau an das Nachbehandlungsschema des jeweiligen Operateurs zu halten, da es hier viele unterschiedliche Abläufe gibt. Das Ziel beim Einsatz einer Orthese nach einer Kreuzband-Operation ist immer, das Transplantat vor Überbelastungen zu schützen. In den ersten Wochen und Monaten nach der Operation muss das Transplantat erst fest in die Knochen einwachsen. Um in dieser Phase einen Ausriss des Transplantates zu verhindern, werden Bewegungsausmaße, die zu viel Spannung auf die Kreuzbandplastik bringen würden, durch eine Limitierung der Beweglichkeit mittels Orthese verhindert. Zudem müssen die Propriozeption (das Gefühl für die Lage und die Stellung des Gelenkes im Raum) und die Koordination der Muskulatur nach einem Kreuzbandriss erst neu trainiert werden. In dieser Phase hilft eine Orthese auch dabei, ein Wegknicken des Kniegelenkes (zum Beispiel auf unebenem Boden) zu vermeiden. Sie stabilisiert das Kniegelenk von außen und gibt dem Träger auch subjektiv ein Gefühl von mehr Sicherheit, beispielsweise bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Viele Menschen denken, dass die Schiene nur tagsüber getragen werden muss, da nur dann eine Belastung des Beines erfolgt. Gerade nachts ist das Tragen der Orthese in der ersten Zeit nach der Operation besonders wichtig. Unwillkürliche Drehbewegungen im Schlaf können das Transplantat und somit den Therapieerfolg gefährden.
Dr-Gumpert.de – Schiene zur Behandlung eines vorderen Kreuzbandrisses: https://www.dr-gumpert.de/html/kreuzbandriss_schiene.html (online, letzter Abruf: 04.03.2021)
Praxisklinik Rosenthal – Nachbehandlung und Rehabilitation nach Kreuzbandersatz: https://www.dr-rosenthal.de/leistungsspektrum/operativ/arthroskopische-operationen/knie/kreuzband/rehabilitation.php (online, letzter Abruf: 04.03.2021)
Orthopädie aktuell, Dr. med. Gerolf Bergenthal – Einsatz von Knieorthesen zur postoperativen Versorgung der vorderen Kreuzbandruptur: https://oped.de/fileadmin/user_upload/Fachliteratur_zur_Verwendung_von_Knieorthesen_-_Quelle-orthopaedie_aktuell_12_2017.pdf (online, letzter Abruf: 04.03.2021)
aktualisiert am 04.03.2021