Der Riss des vorderen Kreuzbandes ist die häufigste Bandverletzung am Kniegelenk. Vor allem bei Kontaktsportarten oder Sportarten mit schnellen Richtungswechseln kommt diese Verletzung häufig vor. Aber auch das hintere Kreuzband kann reißen. In den meisten Fällen wird ein Kreuzbandriss operativ versorgt, um die Stabilität und die ursprüngliche Biomechanik im Kniegelenk bei Bewegung und Belastung wieder herzustellen. Dabei gibt es verschiedene Verfahren, einen Kreuzbandriss zu operieren.
In seltenen Fällen kann ein Kreuzbandriss genäht werden. Sehr viel häufiger aber wird das gerissene Kreuzband durch eine Kreuzbandplastik (Transplantat) ersetzt. Am häufigsten wird das Transplantat aus körpereigenem Gewebe gewonnen (Autograft-Transplantat). Nur in Ausnahmefällen werden eine Spendersehne (Allograft-Transplantat) oder ein Transplantat aus synthetischem Material verwendet.
Die Operation des Kreuzbandrisses dauert zwischen ein und zwei Stunden.
Als körpereigene Transplantate werden am häufigsten verwendet:
Da viele Patienten nach der Kreuzbandplastik mit Patellasehnenersatz immer wieder Schmerzen im Bereich der Entnahmestelle haben, wird heute vorwiegend die Sehne des Musculus semitendinosus verwendet.
Als Narkosetechniken kommen sowohl eine Vollnarkose als auch eine Teilnarkose in Betracht. Bei der Teilnarkose (Regionalanästhesie) ist der Patient bei Bewusstsein, das Operationsgebiet ist aber betäubt. Dadurch verspürt der Betroffene während der OP keine Schmerzen.
Zunächst wird an der Innenseite des Kniegelenkes ein kleiner Hautschnitt gemacht. Hierüber wird die ungefähr 30 Zentimeter lange Sehne entnommen. Anschließend wird sie für den Einsatz im Gelenk entsprechend präpariert. Danach wird das Transplantat im Rahmen einer Knie-Arthroskopie (Kniegelenkspiegelung) als vierfach gelegter Strang ins Gelenk eingesetzt. Zuvor entfernt der Operateur die Reste des gerissenen Kreuzbandes. Bohrkanäle im Ober- und Unterschenkelknochen werden angelegt, in denen das Transplantat verankert wird. Zur Befestigung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, zum Beispiel metallische oder sich selbst auflösende Schrauben oder Knöpfe (Fixationsbuttons). Im Laufe der Zeit wächst das Transplantat stabil im Knochen ein. Ziel ist es, das Transplantat so im Kniegelenk zu positionieren, dass es möglichst dem Verlauf des ursprünglichen Bandes folgt. Am Ende der Operation wird noch ein Drainageschlauch eingelegt, über den Blut und Wundflüssigkeit ablaufen können. Abschließend wird die Wunde vernäht und das Kniegelenk wird zum Schutz in einer Schiene platziert.
Der Operationsverlauf bei diesem Verfahren ist sehr ähnlich zur OP mit Semitendinosussehne. Auch bei der Operation mit Einsatz der Patellasehne wird zunächst das Transplantat entnommen und anschließend in den vorbereiteten Bohrkanälen verankert. Da bei dieser Technik an jedem Ende des Transplantates noch ein Knochenblock anhängt, verwächst im Laufe der Wochen in den Bohrkanälen Knochen mit Knochen.
In der Regel wird eine Kreuzbandoperation unter stationären Bedingungen durchgeführt. Die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus beträgt zwischen drei und fünf Tagen. In dieser Zeit wird auch der Drainageschlauch entfernt. Möglicherweise wird schon mit ersten krankengymnastischen Übungen begonnen.
Wie bei jeder Operation besteht die Gefahr einer Nachblutung, einer Infektion oder auch einer Thrombose. Eine Verletzung von Nerven oder Gefäßen ist im Einzelfall möglich. Neben diesen allgemeinen Operationsrisiken kann eine eingeschränkte Beweglichkeit als Komplikation auftreten. Ursachen hierfür können sein:
In manchen Fällen muss eine solche Bewegungseinschränkung operativ gelöst werden.
Im Laufe der Wochen wächst das Transplantat stabil im Knochen ein. Außerdem baut es sich innerhalb von mehreren Monaten von einer Sehnen- in eine Bandstruktur um. Das ist ein Grund, warum die volle Stabilität, Belastbarkeit und auch Sporttauglichkeit erst nach neun bis zwölf Monaten wieder erreicht ist.
In der Zeit nach der Operation ist eine physiotherapeutische Begleitung wichtig, um die volle Funktionsfähigkeit des Kniegelenkes wieder herzustellen. Im Laufe der Rehabilitation können der Bewegungsumfang und die Belastung immer mehr gesteigert werden. Muskelaufbau sowie Koordinationstraining, später auch sportartspezifisches Training, kommen nach und nach hinzu. Weniger belastende berufliche Tätigkeiten können nach vier bis sechs Wochen ausgeübt werden, stärker fordernde Berufe nach Rücksprache mit dem Arzt entsprechend später.
Das operative Vorgehen sowie die Nachbehandlung sind bei beiden Verletzungen sehr ähnlich. Der hintere Kreuzbandriss kommt deutlich seltener vor. Hier werden die Bohrkanäle entsprechend des ursprünglichen Verlaufes des hinteren Kreuzbandes angelegt. Nach einem Ersatz des hinteren Kreuzbandes wird zunächst für mehrere Wochen eine spezielle Schiene (PTS = Posterior-Tibial-Support-Schiene) getragen, die sich von der klassischen Schiene nach vorderer Kreuzbandplastik unterscheidet. Insgesamt ist die Rehabilitationszeit etwas länger als nach einem vorderen Kreuzbandriss.
Das Rehaportal, Dr. Michael Grubwinkler – Kreuzband-OP: https://www.qualitaetskliniken.de/behandlungen/kreuzband-op/ (online, letzter Abruf: 25.03.2021)
Ars medici, Dr. med. Thomas Teßarek – OP-Techniken: Kreuzbandplastik - Rechenkunst am Knie: https://m.thieme.de/viostatics/dokumente/vio-2/final/de/dokumente/klinik/op-technik-kreuzband.pdf (online, letzter Abruf: 25.03.2021)
Gelenk-Klinik, Prof. Dr. Sven Ostermeier, PD Dr. med. habil Bastian Marquaß – Kreuzbandriss: Symptome, Diagnose, Behandlung: https://gelenk-klinik.de/kniegelenk/kreuzbandriss.html#heilungsdauer (online, letzter Abruf: 25.03.2021)
Klinik am Ring – Hintere Kreuzbandruptur - Operation hinteres Kreuzband Knie - Hintere Kreuzbandplastik: https://klinik-am-ring.de/orthopaedie/erkrankungen/kniegelenk/hintere-kreuzbandruptur/ (online, letzter Abruf 25.03.2021)
Dr-Gumpert.de – Hinterer Kreuzbandriss: https://www.dr-gumpert.de/html/hinterer_kreuzbandriss.html (online, letzter Abruf 25.03.2021)
Orthopädische Praxis/Praxisklinik Dr. A. Rosenthal – Hinterer Kreuzbandriss - HKB-Ruptur - Diagnostik/Symptomatik: https://www.dr-rosenthal.de/leistungsspektrum/operativ/arthroskopische-operationen/knie/kreuzband/hinterer-kreuzbandriss.php (online, letzter Abruf 25.03.2021)
AMBOSS – Bandverletzungen des Knies: https://www.amboss.com/de/wissen/Bandverletzungen_des_Knies (online, letzter Abruf 25.03.2021)
aktualisiert am 25.03.2021