Der Knickfuß, Pes valgus, ist eine Fußfehlstellung, welche bis zu 50 Prozent der Erwachsenen betrifft. Knickfüße können im Kindesalter vorliegen und angeboren sein oder im Laufe des Lebens entstehen. So ist ein Knickfuß nach der Geburt und bis zum zehnten Lebensjahr physiologisch (normal).
Entzündliche Krankheiten, Unfälle oder Muskelschwächen können einen Knickfuß begünstigen. Dabei hat der Knickfuß jedoch eine gute Prognose und kann durch verschiedene Verfahren therapiert werden.
Beim Knickfuß ist der Fuß nach lateral (seitlich) abgehoben und gleichzeitig nach medial (zur Körpermitte hin) abgesenkt. Das heißt, der Betroffene trifft überwiegend mit dem inneren Rand des Fußes auf, während der äußere kaum oder gar nicht den Boden berührt. Dadurch, dass die Ferse ebenfalls nach außen geknickt steht, begünstigt dies eine X-Beinstellung. Ein Knickfuß kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und einen oder beide Füße betreffen. Bei Kindern bis zum achten oder zehnten Lebensjahr kann dies normal sein. Ist nach diesem Alter keine Verbesserung zu sehen, muss eine Therapie begonnen werden.
Der kindliche Knickfuß ist angeboren und sollte sich spätestens im Alter von zehn Jahren normalisiert haben. Zu dieser Zeit ist die Fußfehlstellung physiologisch und unbedenklich. Grund dafür ist die Entwicklung des Fußes und des Halteapparates, welcher die Kinder beim Laufenlernen dazu zwingt, die Füße nach medial (nach innen) einzudrehen und die Ferse nach außen zu knicken.
Ein Knickfuß kann auch im Laufe des Lebens erworben werden. Ursachen dafür sind Erkrankungen wie Rheuma (rheumatische Arthritis), Lähmungen oder Infektionen. Überbelastungen durch schwache Bänder oder starkes Übergewicht können einen Knickfuß ebenfalls hervorrufen.
Diese Faktoren führen dazu, dass sich das Gewölbe des Fußes absenkt und eine Dysbalance zur Muskelkraft entsteht. Im Bereich des Sprunggelenks wird das Sprungbeinköpfchen nach innen und das Fersenbein nach außen verschoben. Der innere Knöchel tritt stärker hervor, das Bild eines doppelten medialen Knöchels kann entstehen, da zusätzlich das Sprungbein die Haut vorwölbt.
Ist der Knickfuß nur leicht ausgeprägt, bleiben außer der Fehlstellung zunächst weitere Symptome aus. Im späteren Verlauf kann der Knickfuß jedoch weitreichende Folgen auf den gesamten Bewegungs- und Stützapparat haben.
Die Fehlstellung tritt nicht selten zusammen mit einem Senkfuß (Plattfuß) auf. Dann wird von einem Knick-Senkfuß gesprochen.
Durch die schräge Spannung der Achillessehne entsteht bei einem ausgeprägten Knickfuß eine X-Beinstellung und dadurch sind Knieschmerzen und Arthrose möglich. Durch die verschobene Statik wird das Becken nach vorne gekippt, was zu einer Lordose, einer nach vorne gekrümmten Lendenwirbelsäule, führt. Das Hohlkreuz verspannt den Rücken und es kommt zu Nacken- und Kopfschmerzen. Dadurch kann es sogar zu Konzentrations- und Schlafproblemen kommen, was schließlich zu Stress und Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit führen kann.
In seltenen, schweren Fällen wird das Fersenbein (Calcaneus) eingeklemmt, was starke Schmerzen auslöst. Weiterhin können durch die einseitige Überbelastung Druckstellen und Schwielen entstehen.
Ein Knickfuß kann nach der Symptomatik in zwei verschiedene Arten eingeteilt werden, den flexiblen und den rigiden (starren) Knickfuß.
Ist der Fuß durch die Hände und das Aufstellen auf die Zehenspitzen in eine normale Form zu bringen, dann handelt es sich um den flexiblen Knickfuß. Die Fehlstellung wird durch die Bewegung ausgeglichen und die Ferse hat dann eine normale Haltung. Winkel mit geringen Abweichungen von 10 bis 20 Grad bei Kindern können vorkommen. Die Ursachen sind Übergewicht, Lähmungen, X- oder O-Beinstellung sowie eine schwache Muskulatur. Als erste Therapiemaßnahme kann das Barfußlaufen auf unebenen Boden begonnen werden. Die Krankengymnastik kann spielerisch gestaltet werden und durch gezielte Übungen der flexible Knickfuß bis zum Schulbeginn ausgeglichen werden. Eine operative Therapie ist nur in besonders schweren Fällen angebracht, was bei der flexiblen Ausprägung des Knickfußes sehr selten der Fall ist. Der flexible Knickfuß kommt deutlich öfter vor als die andere Form, der rigide Knickfuß.
Ist der Fuß durch die Hände nicht mehr in seine natürliche Position zu bringen, liegt die seltene Form des rigiden oder unflexiblen Knick-Senkfußes vor. Diese Fußfehlstellung kann angeboren oder erworben sein. Das versteifte Gelenk wird durch eine Fehlbildung des Wadenbeins oder Sprunggelenkes verursacht, kann aber auch durch Verletzungen und Krankheiten erworben werden. Betroffene können sich nicht mehr auf die Zehenspitzen stellen, die Bewegung des Fußes ist deutlich eingeschränkt. Zusätzlich zu der Krankengymnastik sollten orthopädische Einlagen getragen und die Vorerkrankung, falls die erworbene Form vorliegt, mitbehandelt werden.
Der geschulte Blick eines Arztes erkennt den Knickfuß bereits im Stand. Doch auch eine Selbstdiagnose kann erfolgen. Barfuß im Stand lässt man den möglicherweise erkrankten Fuß auf dem Boden, der gesunde Fuß ist seitlich vom Körper weggestreckt. Wer nun nicht stehen bleiben kann oder nur für wenige Sekunden, hat womöglich einen Knickfuß. Schuhe, welche bereits länger getragen wurden, sollten genau betrachtet werden: Wo hat sich der Schuh besonders stark abgenutzt? Wenn die Antwort innen lautet, liegt ein Knickfuß vor. Das heißt nicht, dass gleich mit einer Therapie begonnen werden muss: Ein leichter Knickfuß ist zunächst unbedenklich und muss nicht weiter fortschreiten.
Der Winkel der Füße ist entscheidend. Ist dieser weit größer als fünf Grad zwischen Ferse und Unterschenkel und weist der Fuß medial (innenseitig) Schwielen auf, hat der Patient einen Pes valgus. Um die Fehlstellung genauer zu beurteilen, kann der Arzt einen Fußabdruck, eine Gangbildanalyse, ein CT und Röntgenbilder erstellen lassen.
Ein Knickfuß ist eindeutig als solcher zu erkennen und wird kaum mit einer anderen Fußfehlstellung verwechselt. Allerdings sollte abgeklärt werden, welche Form der Erkrankung vorliegt und warum. Die Ursache muss gefunden und gegebenenfalls mitbehandelt werden. Liegt ein Knickfuß bei einem Kind vor, welches nicht älter als zehn Jahre ist, kann die Fußfehlstellung normalerweise als physiologisch betrachtet werden. Es sollte frühestmöglich abgeklärt werden, wann der kindliche Knickfuß noch normal ist und wann er bereits pathologisch ist (einen Krankheitswert hat).
Da zugleich oft ein Plattfuß oder Senkfuß vorhanden ist, sollte abgeklärt werden, welche Fußfehlstellung allein oder in Kombination vorliegt. Schmerzen können dabei ein wichtiger Anhaltspunkt sein.
Die Behandlung erfolgt meist konservativ (ohne Operation). Nur in sehr schweren Fällen ist eine Operation nötig. Bereits im Schulalter, aber spätestens nach dem zehnten Lebensjahr, sollte eine Krankengymnastik begonnen werden, um den Fuß möglichst früh wieder in eine normale Position zu bringen und einem Fortschreiten entgegenzuwirken. Zusätzlich ist das Tragen von orthopädischen Einlagen wichtig.
Altersunabhängig ist das Barfußgehen gesund und heilsam für den Fuß und sollte so oft wie möglich praktiziert werden. Hilft keine dieser Anwendungen, muss der Betroffene zusätzlich Vorrichtungen tragen, die den Fuß allmählich in die richtige Position bewegen (Nancy-Hylton-Orthesen, Ringorthesen).
In seltenen, schweren Fällen kommt eine operative Therapie in Frage. Dabei gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:
Einen Knickfuß erfolgreich zu behandeln, ist sehr wahrscheinlich. Da außer der Fehlstellung selten weitere Symptome vorliegen, kann der Knickfuß durch die passende Behandlung gut ausgeglichen werden. Das konsequente Tragen der orthopädischen Einlagen und die regelmäßige Behandlung durch Krankengymnastik sind unerlässlich für den Heilungserfolg. Auch nach einer Operation stehen die Chancen gut, dass der Fuß wieder vollständig korrigiert ist. Ihr Arzt wird Sie im gegebenen Fall beraten sowie über mögliche Risiken und Erfolgsaussichten einer operativen Therapie aufklären.
Die Gewichtsreduktion ist ein wichtiger Punkt bei der Vorbeugung eines Knickfußes. Die Last, welche auf dem Fuß liegt, muss bei Übergewicht verringert werden.
Barfußlaufen ist natürlich und gesund für den Fuß und ist grundsätzlich ratsam, auch wenn keine Fußfehlstellung vorliegt. Ein unebener Boden gleicht die Fußfehlstellung aus und kräftigt die Muskulatur.
Das Tragen von Einlagen und passenden, fußschonenden Schuhen, Durchführung von Krankengymnastikübungen und der regelmäßige Check durch den behandelnden Orthopäden beugen einem Fortschreiten eines Knickfußes vor und können die Erkrankung konservativ heilen.
aktualisiert am 28.06.2019