Die Fußfehlstellung des Knick-Senkfußes kommt ab der Geburt bei Säuglingen vor, kann aber auch noch im Erwachsenenalter erworben werden. Charakteristisch ist ein nach außen wie „weggeknickt“ wirkendes Fersenbein. Die Fußgewölbe sind zugleich entweder sehr flach oder gar nicht vorhanden. Es handelt sich damit um eine Kombination aus Knickfuß und Senkfuß.
Das Längs- und Quergewölbe des Fußes hat die Aufgabe, den Bewegungsapparat zu stützen und Bewegungen abzufedern. Der Abdruck eines normalen, gesunden Fußes hinterlässt daher im inneren und mittleren Bereich keine Spur. Bei einem extremen Senkfuß dagegen liegt die gesamte Fläche des Fußes auf dem Untergrund auf. Diese Erscheinung geht häufig einher mit der nach außen weisenden Ferse und dem stark hervortretenden Innenknöchel. Daher rührt die Bezeichnung Knick-Senkfuß.
Der Innenknöchel fällt deswegen so auffällig nach innen, weil der Fuß im Gelenk zwischen dem Sprungbein und dem Kahnbein abknickt. Der Grund dafür sind meist Muskeln und Sehnen, die das Fußgewölbe nicht oder nicht mehr ausreichend stützen.
Der Knick-Senkfuß (Pes planovalgus) kommt bei Kindern und Erwachsenen vor, die Ursachen der Entstehung sind jeweils unterschiedlich. Entwicklungsbedingt sind die Muskeln, die am Fußskelett ansetzen, anfangs noch nicht oder noch zu schwach ausgebildet. Das Fußgewölbe als solches bildet sich erst während des Laufenlernens aus. Es wird durch Bewegung entwickelt und gestärkt. Ein Senkfuß oder Plattfuß ist im Kleinkindalter üblich.
Der flexible Knick-Senkfuß ist bei Kindern häufig Anzeichen für ein Entwicklungsstadium, das sie bis zum sechsten Lebensjahr hinter sich lassen.
Gutes, ausreichend großes Schuhwerk (nur bei Beschwerden mit Einlagen), reichlich Bewegung, häufiges Barfußlaufen und die Einhaltung des Normalgewichtes führen meist zu einer Rückbildung der Fehlstellung. Wichtig ist es, die Muskulatur des gesamten Bewegungsapparates zu stimulieren und damit der Fuß-Deformität entgegenzuwirken. Kinder haben meist keine Beschwerden und die Fußstellung verwächst sich buchstäblich. Ausnahmen beruhen auf
Der kontrakte Knick-Senkfuß bei Erwachsenen ist hingegen irreversibel, also nicht mehr von alleine rückgängig zu machen. Ursachen für die Fehlstellung bei Erwachsenen sind
Frauen etwa ab der Lebensmitte sind aus noch unbekannten Grünen dreimal häufiger als Männer von dieser Fußfehlstellung betroffen. Patienten mit starkem Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes leiden ebenfalls häufiger daran als andere. Auffallend ist, dass die langfristige Einnahme von Cortison oder anderen Steroiden die Deformität begünstigt. Cortison beeinträchtigt die Stabilität von Bindegewebe und Sehnen.
Ein Knick-Senkfuß beim Kind führt in den meisten Fällen nicht zu deutlichen Beschwerden. Oftmals sehen die Eltern, dass der Fuß beim Gehen und Laufen von der normalen Stellung abweicht. Hinzu kommt eine verstärkte Abnutzung der Schuhsohlen im inneren Bereich. Häufig kommt es zu Beinabweichungen wie dem X-Bein. Bis zum fünften Lebensjahr ist der Knick-Senkfuß in aller Regel unbedenklich und verschwindet meist ohne Behandlung.
Anders als bei Kindern verursacht der Knick-Senkfuß bei Erwachsenen oft Belastungsschmerzen und ein schnelles Ermüden der Beine. Diese Symptome führen dazu, dass die Betroffenen sich immer weniger bewegen. Das hält einen wahren Teufelskreis in Gang. Die Beschwerden stellen sich langsam ein. Sie treten überwiegend an der Innenseite des Fußes, am Innenknöchel auf und setzen sich bin in den Unterschenkel fort. Schwellungen an den Fußknöcheln sind oft zu beobachten. Fallweise sind von den Schmerzen auch die Fußaußenkante und der Außenknöchel betroffen.
Typisch für Betroffene sind stark abgenutzte Schuhsohlen an der Fußinnenseite, ebenso ist das Fußbett hier jeweils stark zusammengedrückt.
Doch nicht immer ist eine Fehlstellung mit Schmerzen oder Beschwerden verbunden. Selbst Leistungssportler kommen oft gut damit zurecht.
Charakteristisch für den Knick-Senkfuß bei Erwachsenen ist eine Versteifung. Der Innenknöchel tritt deutlich hervor, daher die Bezeichnung „Knickfuß“. Diese Erscheinung ist verbunden mit einer veränderten Bein-Achse. Die Fehlstellung des Fußes erhöht obendrein eine Fehlbelastung in den Gelenken vom Sprunggelenk bis zur Hüfte. Das Risiko einer späteren Arthrose (Verschleiß in Gelenken) steigt.
Wichtig für die ärztliche Diagnose ist bereits der Anblick der Füße und Beine. Bei Kindern ist der Knick-Senkfuß zwar optisch auffällig, aber schmerzfrei. Die Kinder belasten eher die Innenseiten der Füße beim Laufen. Typisch ist eine leichte X-Stellung der Beine, da das flachere Fußgewölbe zu einer Veränderung der Beinachse führt.
Weil die Fußlängsachse in Mitleidenschaft gezogen ist, zeigen die drei jeweils äußeren Zehen nach außen anstatt nach vorne. Im Fachjargon ist dies das „Too Many Toes Sign“ – der Fuß wirkt dadurch, als hätte er zu viele Zehen.
Bei Erwachsenen sind die Innenbelastung der Füße und die abgeknickte Ferse stärker ausgeprägt. Der fehlgestellte Fuß versteift und die Knöchel können anschwellen.
Neben dem Augenschein des Fußes selbst und der Gangmechanik werden die allgemeine Beweglichkeit der Füße und Fußgelenke untersucht. Medizinische Fußabdrücke (Fußdruckmessung oder Pedobarografie) geben Aufschluss über die Ausbildung des Fußgewölbes und Abweichungen von der Norm. Erst wenn beispielsweise die Fußgelenke nicht ausreichend beweglich sind, ist bei Kindern eine Röntgenuntersuchung angezeigt.
Ob ein flexibler (kindlicher) oder ein kontrakter Knick-Senkfuß vorliegen, lässt sich durch einen einfachen Test ermitteln: Bei Kindern mit der beschriebenen Symptomatik ist ein Stehen auf den Zehen problemlos möglich. Auch ein Anheben der großen Zehe führt dazu, dass sich sofort ein Fußgewölbe erkennen lässt. Dagegen bleibt beim erworbenen Senkfuß die Fußsohle auch während dieser Tests flach.
Geht der Knick-Senkfuß auf eine defekte Tibialis-posterior-Sehne zurück, zeigt sich dies durch Schmerzen am Sprunggelenk und Innenknöchel. Den Zehenstand einzunehmen beziehungsweise die Ferse hochzuziehen fällt diesen Patienten schwer.
Sehnenschäden aller Art lassen sich gut per Ultraschall-Bildgebung diagnostizieren. Ein MRT zur Bestätigung der Befunde ist allenfalls vor einer Operation notwendig. Die entscheidenden Hinweise auf den Grad der Fehlstellung liefert das Röntgenbild.
Ein Knick-Senkfuß ist für den Arzt meist gut zu erkennen und von anderen Fußfehlstellungen gut abzugrenzen. Wichtig ist es, eine Unterscheidung nach der Ursache vorzunehmen. Manchmal kann ein Knickfuß oder ein Senkfuß (Plattfuß) alleine vorliegen.
Die Behandlung der Knick-Senkfuß-Deformität hängt von den Ursachen ab. Bei Kindern ist die Fehlstellung überwiegend als normaler Entwicklungsschritt zu betrachten. Von stark stützenden und „führenden“ Schuhen raten Experten bei Kindern grundsätzlich eher ab: Die Knochen, Sehnen, Muskeln und Bänder des Fußes entwickeln sich am besten bei vielfältiger Bewegung, wenn möglich sogar barfuß.
Treten Beschwerden auf und ist eine spontane, entwicklungsbedingte Verbesserung nicht zu erwarten, muss eine Therapie eingeleitet werden. Falls der Orthopäde eine knöcherne Abnormität entdeckt, lässt sich im Kindesalter gut mit Einlagen und Bewegungstherapien gegensteuern. Physiotherapeuten setzen beispielsweise auf Übungen wie Zehenspitzenstand oder Greifen mit den Zehen.
Auch Erwachsene können mit einem konsequenten Bewegungs- und Muskeltraining viele Beschwerden abwenden oder bessern. Eine Behandlung dient vor allem dazu, Schmerzen zu verhindern oder zu lindern. Dazu sind zahlreiche Anleitungen verfügbar. Voraussetzung dafür sind stabile Sehnen ohne akute Entzündungsprozesse. Ein Physiotherapeut sollte zu Anfang alle Übungen zeigen und auf die korrekte Ausführung achten.
Bei Erwachsenen mit einem erworbenen ausgeprägten und versteiften (kontrakten) Knick-Senkfuß ist dennoch häufig eine Operation notwendig. Die Situation ist bei jedem Patienten individuell zu betrachten.
Häufig liegt eine Schwäche oder Entzündung der hinteren Schien- oder Wadenbeinsehne (Tibialis posterior) vor. Da Cortison die Elastizität von Sehnen auf Dauer gefährdet, droht unter Umständen sogar ein Sehnenriss (Ruptur). Bei vorgeschädigter Sehne muss die Entzündung auf anderen Wegen behandelt werden. Ist die Sehne in ihrer Funktion gestört, hilft eine Operation: Dabei wird ein keilförmiges Knochenimplantat im Fußgelenk eingesetzt, das das Fußgewölbe mechanisch stabilisiert.
Anstatt oder nach der Operation helfen Orthesen (Stützeinheiten am Fuß), die Stabilität des Fußes und Fußgewölbes zu sichern. Ultraschalltherapie und orthopädische Einlagen sind weitere Möglichkeiten.
Eine weitere Option ist die operative Entfernung der entzündeten Sehnenabschnitte und deren Umgebung. Körpereigene Transplantate ersetzen das entfernte Gewebe. Dieser Eingriff verspricht gute Erfolge, wenn der Tibialis-posterior-Muskel gesund und stabil ist.
Bei schwerer Arthrose in den Fußgelenken schafft eine operative Versteifung Erleichterung.
Chirurgen verfügen noch über weitere Möglichkeiten, Beschwerden zu verringern und die Funktionsfähigkeit des Fußes wiederherzustellen. Die invasiven (chirurgischen) Methoden sollten jedoch als letzte Möglichkeit betrachtet werden.
Die Prognose für einen Knick-Senkfuß ist im Allgemeinen gut. In vielen Fällen helfen bereits Physiotherapie und Orthesen, auch bei erworbener Fehlstellung im Erwachsenenalter. Auch die Erfolgsaussichten bei den beschriebenen operativen Eingriffen sind gut. Selbst wenn sich die Fehlstellung nicht vollständig beheben lässt, können Schmerzen und Fehlbelastungen doch gut abgewendet werden. Die Heilung bis zur vollständigen Belastbarkeit nimmt nach Operationen allerdings einige Zeit in Anspruch.
aktualisiert am 20.02.2023