Auf Grund der sehr ungünstigen anatomischen Verhältnisse kann es beim Ziehen eines Zahnes im seitlichen Oberkiefer vorkommen, dass eine unnatürliche Verbindung zwischen Mundraum und Kieferhöhle entsteht. Dies kann passieren, weil die Wurzel des Zahns in die Kieferhöhle hineinragt, oder aber auf Grund eines Durchbruchs der schmalen Grenze zwischen Mundhöhle und Kieferhöhle.
Wird nach einer Zahnentfernung eine Öffnung der Kieferhöhle festgestellt, ist es wichtig, diese zeitnah zu verschließen, damit keine Entzündung entsteht. Ein Verschluss der Kieferhöhle sollte spätestens 24 Stunden nach der Eröffnung stattfinden.
Nachdem der Zahn im Oberkiefer entfernt wurde, wird überprüft, ob die Kieferhöhle dabei eröffnet und eine sogenannte Mund-Antrum-Verbindung entstanden ist. Dazu wird mit Hilfe einer schmalen Sonde getestet, ob sich eine durchgängige Stelle finden lässt. Besteht anschließend noch Zweifel, kann der Patient bei geöffnetem Mund und zugehaltener Nase Luft gegen die Nase zu drücken. Durch den erhöhten Druck entweicht die Luft bei einer eröffneten Kieferhöhle in diesem Fall durch den Mund.
Eine frisch entstandene Mund-Antrum-Verbindung, wie sie nach einer Zahnentfernung (Zahnextraktion) bestehen kann, sollte so schnell wie möglich verschlossen werden. Die Gefahr einer Infektion besteht, denn Keime aus dem Mund können in die ansonsten sterile Kieferhöhle eindringen. Auch können sich die Bakterien auf benachbarte Gebiete ausbreiten. Durch die Nähe der Kieferhöhle zur Augenhöhle und auch zum Gehirn kann es in diesem Fall zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen.
Auch nach einer normalen Wurzelbehandlung kann es in seltenen Fällen zu einer Fistel und damit zu einer Mund-Antrum-Verbindung kommen. Ebenfalls bei der Entfernung von Weisheitszähnen kann eine Verbindung der beiden Räume auftreten. Wichtig ist, dies rechtzeitig zu erkennen, um die Öffnung der Kieferhöhle schnell wieder zu verschliessen und eine Entzündung zu verhindern.
Besteht eine Entzündung in der Kieferhöhle, darf die Öffnung nicht operativ verschlossen werden. Die Keime könnten sich sonst weiter vermehren und Sekret nicht abfließen. Daher wird die Kieferhöhle bei einer Entzündung offen gelassen. Die Behandlung besteht in regelmäßigen Spülungen und dauert je nach Schwere der Infektion ungefähr zwei Wochen.
Bei schweren Entzündungen kommen Antibiotika zum Einsatz, um die Ausbreitung schnell und zuverlässig zu stoppen. Ein Übergreifen der Infektion auf die angrenzende Augenhöhle oder die Schädelhöhle wird somit verhindert. Mit einem Abstrich kann der Keim bestimmt werden, welcher die Infektion verursacht. So können die Medikamente zur Bekämpfung der Entzündung passend ausgewählt und ein schnellerer Behandlungserfolg erzielt werden.
Um die Kieferhöhle wieder zu verschließen, gibt es mehrere verschiedene Operationstechniken. Die Technik mit dem geringsten Aufwand ist die Trapezlappen-Plastik nach Rehrmann. Hier wird die entstandene Öffnung durch Schleimhaut aus dem Mundvorhof verschlossen. Allerdings kann es vorkommen, dass eventuell nötige Zahnprothesen schlechter sitzen, so dass eine erneute Operation mit einer anderen Technik notwendig werden kann.
Auch ein Verschluss mit Schleimhaut aus dem Gaumen oder der Wange ist möglich. Welche Technik zum Verschluss der Kieferhöhle am besten verwendet werden sollte, hängt vom individuellen Fall ab. Hierbei spielen sowohl die Lokalisation der Öffnung als auch der allgemeine Zahnstatus und andere Faktoren eine Rolle.
aktualisiert am 26.08.2019