Bei einer Entzündung, Vereiterung oder Wucherung in den Kieferhöhlen kann eine Operation zur Behandlung erforderlich werden.
Die Kieferhöhlen gehören zu den Nasennebenhöhlen. Die Kieferhöhlen sind mit Schleimhaut ausgekleidete und im Normalfall mit Luft gefüllte Hohlräume, die mit der Nasenhöhle über eine kleine Öffnung in Verbindung stehen. Meist ist bei Krankheiten in der Kieferhöhle, z. B. einer Entzündung (Nasennebenhöhlenentzündung, Sinusitis), diese Verbindung verlegt oder verengt. Die Luft kann dann nicht mehr genügend zirkulieren, und Sekret kann nicht mehr ausfließen. Die Verlegung des Verbindungskanälchens kann durch Schleimhautanschwellung (z. B. bei Allergien oder Entzündungen), anlagebedingtem Platzmangel (z. B. zu großen Nasenmuscheln) oder Wucherungen (Polypen, adenoiden Vegetationen) bedingt sein.
Neben diesen Gründen kann bisweilen auch eine Zahnerkrankung ursächlich für eine Nasennebenhöhlenentzündung sein. Ebenso kann ein Loch in der Knochenlamelle zur Kieferhöhle hin die Entzündung bedingen, welches nach dem Ziehen eines Zahnes oder nach einer Wurzelspitzenentfernung entstehen kann.
Bei einer Kieferhöhlenentzündung bestehen Kopfschmerzen. Der Geruchssinn ist abgeschwächt. Oftmals bildet sich viel Sekret, das immerzu aus der Nase oder nach hinten in den Rachen austritt. Die Schleimhaut ist oft auch in der Nasenhöhle geschwollen. Der Luftstrom durch die Nase ist stark eingeschränkt. Des Weiteren ist eine Ausbreitung der Entzündung in Rachen, Mittelohr und tieferen Atemwege möglich.
Nach der Erhebung der Anamnese (Befragung des Patienten) wird eine gründliche HNO-ärztliche Untersuchung durchgeführt. Durch eine Nasenspiegelung (Rhinoskopie) wird die Schleimhaut in der Nasenhöhle und im Eingangsbereich der Nebenhöhlen betrachtet. In bildgebenden Verfahren, z. B. Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie (CT), kann bei einem Eiterstau die Füllung der Kieferhöhle gesehen werden. Eine zahnärztliche Untersuchung kann notwendig sein. Des Weiteren wird eine Blutuntersuchung sowie oftmals auch ein Test auf Allergien durchgeführt.
Unter Umständen kann hinter einer einseitigen chronischen Nasennebenhöhlenentzündung ein bösartiger Tumor stecken.
Bei einer Entzündung der Kieferhöhle erfolgt eine Therapie mit Medikamenten, z.B. Antibiotika, sowie die Gabe von schleimhautabschwellenden Nasentropfen oder -spray. Diese wird auch zusätzlich zu einer Operation durchgeführt. Unterstützend kann mit verschiedenen Lösungen inhaliert werden. Bei allergischer Ursache erfolgt eine gezielte antiallergische Behandlung.
Eine Operation der Kieferhöhlen ist notwendig, wenn die medikamentöse Therapie nicht genügend wirksam ist oder wenn sich gutartige Tumoren (Polypen) finden. Der Eingriff kann in örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose erfolgen.
Es können zwei verschiedene Zugangswege gewählt werden.
Bei einer Kieferhöhlen-Operation durch die Nase (endonasale Operation) erfolgt von der Nasenhöhle aus eine Aufweitung der schmalen Verbindung zwischen mittlerem Nasengang und Kieferhöhle. Ebenfalls möglich ist das Anlegen eines Knochenfensters vom unteren Nasengang aus. Über ein feines optisches Instrument (Endoskop) oder unter Sicht durch ein Mikroskop können Schleimhautwucherungen (Polypen), Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume) und weitere Veränderungen entfernt werden. Im Anschluss wird häufig eine Tamponade in die Nase eingeführt, um Blut und Wundsekret aufzufangen. Die Tamponade kann meist nach zwei Tagen wieder gezogen werden.
Bei der Operation durch den Mundvorhof wird aus der vorderen knöchernen Wand der Kieferhöhle ein Stück entfernt, um einen unmittelbaren Zugang zu erhalten. Von dort aus können unter direkter Sicht in die Kieferhöhle Gewebeveränderungen entfernt werden. Am Ende des Eingriffs wird eventuell der Knochendeckel wieder eingesetzt.
Falls sich eine Verbindung zwischen Mundraum und Kieferhöhle entwickelt hat, z. B. nach Zahnkrankheiten und Zahnentfernungen, so muss das Loch verschlossen werden (Verschlussoperation). Dazu wird in der Regel umliegende Schleimhaut verwendet. Es kann zeitweise eine Verbandplatte aus Kunststoff zum Abdecken der Wunde an den umgebenden Zähnen befestigt werden.
In vielen Fällen wird die Verschluss-OP in Verbindung mit einer Kieferhöhlen-OP vorgenommen. Dies ist dann sinnvoll, wenn zusätzlich zu der Öffnung zwischen Mundhöhle und Kieferhöhle eine Kieferhöhlenentzündung oder eine große Kieferzyste (flüssigkeitsgefüllter Hohlraum im Kiefer) besteht. Auch bei Zahnanteilen in der Kieferhöhle werden die Maßnahmen entsprechend kombiniert.
Komplikationen oder unerwartete Befunde können es erforderlich machen, eine Erweiterung oder Abänderung der Operationsmethode vorzunehmen, beispielsweise eine Operation der Siebbeinzellen, die in der Nähe der Kieferhöhlen liegen.
Organe und Strukturen in der Nähe des Operationsgebietes können bei dem Eingriff beschädigt werden. Es kann unter anderem zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Durch Verletzung verschiedener Nerven im Bereich der Operation kann es zu Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen oder weiteren Ausfällen an verschiedenen Stellen kommen, was vorübergehend, aber manchmal auch dauerhaft bestehen kann. Es können sich Entzündungen, Wundheilungsstörungen und Narben ausbilden, was unter anderem zu Atemproblemen führen kann. Das Riechen kann ebenfalls eingeschränkt sein. Ein Verbindungskanal zwischen Mundraum und Kieferhöhle kann entstehen und muss dann behandelt werden. Sehr selten tritt ein Zugrundegehen oder eine Vertrocknung der Nasenschleimhaut mit sehr unangenehmem Geruch (Stinknase) auf. In wenigen Fällen kann es zu Sehproblemen bis hin zur Erblindung oder zu Doppelbildern kommen. Allergische Reaktionen können des Weiteren in verschiedener Ausprägung vorkommen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Prognose einer Kieferhöhlen-Erkrankung ist gut, sofern durch die Öffnung zur Nasenhöhle ein guter Luftstrom gewährleistet ist. Die Öffnung kann sich auch nach der Operation wieder zusetzen. In diesem Fall kann sich erneut Sekret in der Kieferhöhle aufstauen, was dann oft eine weitere Behandlung notwendig macht.
Polypen können in den meisten Fällen problemlos entfernt werden. Es kann allerdings nicht selten vorkommen, dass sie erneut auftreten (Rezidiv).
Eine Öffnung zwischen Kieferhöhle und Mundraum kann im Regelfall gut verschlossen werden. Eine solche Verbindung kann jedoch wieder neu auftreten, und eine weitere Operation zum Verschluss kann notwendig werden.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, weggelassen werden. Dies wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.
Bei Durchführung der Operation in örtlicher Betäubung darf vier Stunden vorher nicht mehr gegessen und geraucht, zwei Stunden vorher nichts mehr getrunken werden. Bei einer Operation in Vollnarkose erhöht sich die Zeitspanne.
Vor dem Eingriff sollten die Zähne noch einmal intensiv geputzt werden.
Für zwei Stunden nach der Operation sollte der Patient nicht essen und auch nicht rauchen. Bis zur Ausheilung der Operationswunde sollte nur Wasser und kein Alkohol oder Kaffee getrunken werden, um keine Reizung hervorzurufen.
Die Nase sollte für mehrere Tage nicht geschneuzt werden, um Schäden zu vermeiden. Besser ist ein Abtupfen von ausfließendem Sekret. Eine Kühlung der Wange dient dem Abschwellen und der besseren Ausheilung, Wärme (auch in Form von heißen Bädern oder Sonnenbädern) kann sich negativ auswirken. Der Patient sollte in der ersten Zeit nur wenig und vorsichtig sprechen. Ebenfalls sollte keine zu starke körperliche Belastung erfolgen.
Nach einer Operation über den Mundvorhof sind weitere Besonderheiten zu beachten. Auf Zähneputzen muss für einige Tage verzichtet werden, dafür muss der Mund regelmäßig ausgespült werden. Ebenfalls sollten keine zu harten Speisen gegessen werden, besser ist Breikost und Flüssigkeit. Des Weiteren sollte keine Zahnprothese am Oberkiefer eingesetzt werden.
Es können nach der Kieferhöhlen-Operation ebenfalls Pflegemaßnahmen der Schleimhaut, z. B. das Auftragen von Salben, notwendig sein. Eventuell verordnete Medikamente sollten gewissenhaft eingenommen werden. Es muss oftmals eine regelmäßige Absaugung erfolgen.
Falls die Operation unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er aufgrund der teils noch bestehenden Medikamentenwirkung für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden.
Zeigen sich Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten, so sollte umgehend der Arzt konsultiert werden.
aktualisiert am 16.11.2023