In der Medizin wird mit Impingement oder Impingement-Syndrom ein Einklemmungssyndrom bezeichnet. An der Schulter wird diese Diagnose häufig gestellt, aber auch an der Hüfte kann es zu schmerzhaften Einklemmungen oder einem schmerzhaften Anstoßen mit Bewegungseinschränkungen kommen. Betroffen von einem Hüft-Impingement (auch femoroacetabuläres Impingement oder FAI genannt) sind oft schon Jugendliche oder junge Erwachsene. An der Schulter werden in der Regel Sehnen eingeklemmt, beim Impingement an der Hüfte liegt das Problem jedoch in einem Anstoßen von Hüftpfanne und Hüftkopf bei bestimmten Bewegungen. Zusätzlich können die sogenannte Gelenklippe oder Bänder zwischen den beiden Knochen eingeklemmt werden. Häufig wird auch der Knorpel an bestimmten Stellen wiederholt stark belastet und auf Dauer geschädigt.
Im Anfangsstadium kann Physiotherapie helfen. Bei länger andauernden Beschwerden wird zur Behandlung meist eine Hüftgelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt.
Das Hüftgelenk besteht aus der Hüftgelenkpfanne (Acetabulum, einem Anteil der Beckenknochen) und dem Hüftgelenkkopf (Femurkopf, gehört zum Oberschenkelknochen). Auf dem Rand der Gelenkpfanne sitzt zusätzlich die aus Knorpel bestehende sogenannte Gelenklippe (Labrum acetabulare). Sie vergrößert die Gelenkfläche und sorgt für eine gute Überdachung des Gelenkkopfes.
Durch knöcherne Veränderungen am Gelenkkopf oder an der Pfanne kommt es zu einer Verengung des Gelenkspaltes zwischen diesen beiden Knochen. Dadurch stoßen die Knochen vor allem bei starker Beugung, beim Abspreizen des Oberschenkels oder bei Innendrehung im Hüftgelenk aneinander. Das verursacht Schmerzen und bei ständiger Reizung Entzündungsreaktionen. Die Gelenklippe und stabilisierende Bandstrukturen können ebenfalls eingeklemmt, verletzt oder dauerhaft geschädigt werden. Besteht das Impingement über längere Zeit, kommt es außerdem oft zu Knorpelschäden an den Gelenkflächen und somit zur Ausbildung einer beginnenden Arthrose (Gelenkverschleiß).
Die genauen Ursachen für die knöchernen Veränderungen an der Hüfte sind noch nicht geklärt. Mögliche Faktoren sind angeborene Fehlbildungen an einem der beiden Knochen, erworbene Formveränderungen und Überbelastungen im Sport, vor allem im Jugendalter. Auch Wachstumsstörungen werden diskutiert.
Es gibt zwei Formen des Impingement-Syndroms an der Hüfte:
Eine Kombination aus beiden Formen des Impingements ist ebenfalls möglich.
Die Symptome eines Impingement-Syndroms an der Hüfte können vielfältig sein. Sie sind abhängig vom Ausmaß der Einklemmung oder des Anstoßens der beiden Gelenkpartner. Häufige Beschwerden sind:
Zu Beginn ist die Symptomatik oft milde und wird dann mit der Zeit stärker.
Zunächst wird in der Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) abgefragt, welche Beschwerden genau bestehen:
Nach der Anamnese folgt die körperliche Untersuchung. Im Fokus stehen die Gelenkbeweglichkeit und die Frage, ob die Schmerzen mit bestimmten Tests (Provokationstests) ausgelöst werden können. Dazu bewegt der Arzt den Oberschenkel des Patienten ohne dessen Mithilfe im Hüftgelenk in verschiedene Richtungen. Ein schnelles Bewegen des gebeugten Beines zur Körpermitte mit gleichzeitiger Innenrotation ist ein solcher Provokationstest.
Um den Verdacht auf ein Impingement der Hüfte zu bestätigen, werden verschiedene bildgebende Verfahren durchgeführt:
Zu den Erkrankungen, die an der Hüfte ähnliche Beschwerden wie das Impingement-Syndrom verursachen können, gehören der Leistenbruch (Leistenhernie), freie Gelenkkörper ohne knöcherne Formveränderungen des Hüftgelenkes (zum Beispiel durch einen Unfall) oder auch Verletzungen der Gelenklippe (Labrumläsionen) ohne knöcherne Veränderungen im Hüftgelenk.
Zu Beginn und bei leichten Beschwerden kann konservativ (ohne Operation) behandelt werden. Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente wie Diclofenac oder Ibuprofen können verordnet werden. Physiotherapie hilft dabei, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und Muskulatur zu dehnen und zu kräftigen. Begleitend sind Wärmeanwendungen wie Fango oder warme Bäder sowie Elektrotherapie oft hilfreich.
Bei jungen und körperlich aktiven Patienten wird frühzeitig über eine operative Therapie nachgedacht. Im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) können knöcherne Anbauten und freie Gelenkkörper entfernt, Knorpel geglättet und Schäden an der Gelenklippe repariert werden. Auch Formveränderungen an Hüftkopf, Schenkelhals oder Hüftpfanne können bei solch einer Gelenkspiegelung korrigiert werden. Ist eine Umstellung einzelner Knochen (Osteotomie) notwendig, um eine dauerhafte Linderung der Symptomatik zu erreichen, muss bei der Operation offen und mit größeren Schnitten vorgegangen werden.
Die genauen Mechanismen, warum ein Impingement an der Hüfte entsteht, sind noch ungeklärt. Deshalb ist eine Vorbeugung nur bedingt möglich. Bei bekannten Formveränderungen am Hüftkopf oder der Hüftgelenkspfanne sollten intensive sportliche Belastungen in enger Absprache mit einem Arzt erfolgen. Außerdem sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen stattfinden, um weitere Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Die Prognose ist abhängig von der gewählten Therapie und von der Ausprägung der Symptomatik. Konservative Maßnahmen sind bei sportlich aktiven Menschen häufig nur bedingt hilfreich. Werden die knöchernen Ursachen frühzeitig operativ behoben, sind Schmerzfreiheit und sportliche Aktivität oft wieder möglich. Folgeschäden können verhindert werden. In einigen Fällen haben sich als Folge der wiederholten Einklemmungen schon Schäden am Knorpel der Gelenkflächen des Hüftgelenkes gebildet. Dann sollten intensive Belastungen des Gelenkes vermieden werden, um ein Fortschreiten des Gelenkverschleißes (Arthrose) hinauszuzögern. Gewichtsreduktion bei Übergewicht ist dann ebenfalls angezeigt.
Sportklinik Ravensburg – Impingement „FAI“ der Hüfte (Einklemmen): https://www.sportklinik-ravensburg.de/huefte/impingement-fai/ (online, letzter Abruf: 10.11.2022)
Johns Hopkins Medicine – Hip Impingement: https://www.hopkinsmedicine.org/health/conditions-and-diseases/hip-impingement (online, letzter Abruf: 10.11.2022)
aktualisiert am 10.11.2022