Menschen können irrtümlicherweise an einem Befall von Larven des Hunde- oder (selten) Katzenspulwurms erkranken. Als Fehlwirt nehmen sie infektionstüchtige Eier, die von Hund und Katze ausgeschieden werden, auf. Auch in Deutschland können von diesen Verschmutzungen Infektionsgefahren ausgehen. Dies kann zum Beispiel über ungewaschenes Gemüse oder beim Spielen in kontaminierten Sandkästen geschehen.
In der Fachsprache wird diese Wurmerkrankung als Toxocariasis (auch: Toxocarose oder viszerale und okuläre Larva migrans) bezeichnet. Die Toxocariasis ist eine vom Tier auf den Mensch übertragbare Infektionskrankheit (Zoonose). Sie wird durch den Hundespulwurm (Toxocara canis) oder den Katzenspulwurm (Toxocara cati) hervorgerufen. Toxocara-Arten leben im Darm von Hunden, Katzen oder Füchsen. Menschen infizieren sich über die Aufnahme von reifen Eiern, die mit dem Kot von Hund und Katze ausgeschieden werden. Von der Toxocariasis sind besonders Kinder betroffen.
Der Mensch gilt als Fehlwirt in der Entwicklung von Toxocara-Arten. Dies bedeutet, dass aufgenommene Larven nicht zu erwachsenen Spulwürmern heranwachsen können. Die Larven können jedoch die Darmwand überwinden und in verschiedene Organe wandern. Während der Körperwanderung können beträchtliche Schäden hervorgerufen werden.
Erreger sind vor allem Hundespulwürmer (Toxocara canis), selten Katzenspulwürmer (Toxocara cati). Die erwachsenen Würmer leben im Darm von Hund und Katze. Diese scheiden mit dem Kot Eier aus. Innerhalb von zehn bis 15 Tagen reifen im Ei die Larven heran.
Tiere wie Nagetiere, Hunde oder Katzen nehmen die Eier mit den darin enthaltenen reifen Larven auf. Nur in Hund und Katze als Wirtstiere, die vorher noch nie Kontakt zu Spulwürmern hatten, reifen die Larven weiter heran. Nagetiere oder Vögel (wie Hühner) gelten als paratenische Wirtstiere oder Stapelwirte: Die infektiösen Stadien der Würmer leben in ihnen, können auch wandern und andere Organe befallen, sich aber nicht weiterentwickeln.
Fressen Hund oder Katze Nagetiere mit infektiösen Larvenstadien oder nehmen direkt infektiöse Eier auf, gelangt die Larve in den Darm. Von hier wandert sie über die Darmwand in das Gefäßsystem, über die Pfortader in die Leber, dann in die Lunge. Von dort aus kommt sie in die Luftröhre, wird hochgehustet und schließlich abgeschluckt. Die Wanderung dauert etwa zehn Tage. Währenddessen reift die Larve weiter heran. Nachdem die Larve abgeschluckt wurde, gelangt sie wieder in den Dünndarm. Hier entwickelt sich schließlich der reife Spulwurm. Erwachsene Würmer sind glatt und rundlich mit fadenförmigem Körperbau („spaghettiähnlich“). Der Hundespulwurm erreicht eine Länge von etwa zehn bis 18 cm, der Katzenspulwurm ist mit sechs bis zehn cm etwas kürzer. Die Weibchen produzieren täglich bis zu 200.000 unreife Eier, die erneut mit dem Kot ausgeschieden werden. Der Entwicklungszyklus im Wirtstier dauert etwa 25 bis 30 Tage.
Bei Hunden und Katzen, die bereits eine Infektion mit Spulwürmern durchlebten, kommt es lediglich zu einer Körperwanderung der Larven. Dabei gelangen die Larven über den Blutkreislauf in verschiedene Organe und Gewebe, beispielsweise in die Skelettmuskulatur. Hier kapseln sie sich ab und bleiben in diesem Ruhestadium über Monate bis Jahre infektiös. Außerdem gelangen sie in Plazenta (Mutterkuchen) oder Milchdrüse und können damit Welpen oder Föten infizieren. Bereits ein bis zwei Wochen nach der Geburt können Welpen Spulwurmeier ausscheiden.
Weltweit sind Hunde und Katzen mit Spulwürmern der Gattung Toxocara befallen. In Westeuropa sind etwa 25 Prozent der Hunde und 60 Prozent der Katzen infiziert. In Ländern mit geringeren Hygienestandards können bis zu 100 Prozent der Tiere befallen sein.
Erwachsene Würmer leben im Dünndarm von Hund und Katze. Die Weibchen scheiden gewöhnlich große Mengen von Wurmeiern aus. Im Freien entwickelt sich im Ei die infektionsfähige Larve. Menschen können sich durch die Aufnahme von infektionstüchtigen Eiern über folgende Infektionswege anstecken:
Die Eier können durch ihre klebrige Oberfläche nur durch gründliches Waschen von der Oberfläche entfernt werden, sodass sie beispielsweise mit den Schuhen in die Wohnung getragen werden.
In Städten sind häufig öffentliche Anlagen und Sandkästen von Kinderspielplätzen kontaminiert. Besonders gefährdet von einer Infektion sind Kleinkinder. In Zentraleuropa wurden bei gesunden Jugendlichen und Erwachsenen in ein bis acht Prozent der Fälle Antikörper nachgewiesen, die auf eine Infektion hinweisen. In ärmeren Regionen sind die Werte bei Erwachsenen teilweise bei 30 Prozent.
Meistens verläuft der Befall mit diesen Spulwürmern beim Menschen symptomlos. In seltenen Fällen erkranken Menschen nach einer längeren Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Ekrankung) von Wochen bis Monaten. Auch beim Wirtstier Hund oder Katze kann die Erkrankung Wochen bis Monate symptomlos verlaufen.
Nach Aufnahme infektiöser Eier kann es Wochen bis Monate dauern, bis erste Symptome auftreten. Die Dauer der Erkrankung ist abhängig von der Lokalisation der umherwandernden Larven und den auftretenden Schäden. Symptomlose oder ruhende Larven können auch nach über 10 Jahren noch in Organe oder ins Auge wandern und dort schwere Schäden verursachen.
Menschen gelten in der Entwicklung der Toxocara-Arten als Fehlwirt. Daher können sich im Menschen keine erwachsenen Würmer entwickeln und demnach auch keine Eier ausgeschieden werden. Die Ansteckung erfolgt damit nicht direkt von Mensch zu Mensch, sondern in der Regel über die Aufnahme von durch Hund oder Katze ausgeschiedenen Toxocara-Eiern.
Die Reifung der Larven erfolgt nach Ausscheidung in der Umwelt und dauert drei bis vier Wochen. Erst dann können sich Menschen infizieren. Die Eier sind sehr widerstandsfähig und können jahrelang im Boden überdauern und infektiös bleiben.
Nach der Aufnahme gelangen die larvenhaltigen Eier in den Dünndarm der betroffenen Person. Die Larven schlüpfen und dringen durch die Darmwand. Dann gelangen sie über das Blut in Leber, Lunge, zentrales Nervensystem (ZNS), Auge, Körpermuskulatur und andere Organsysteme. Hier wandern sie umher (Larva migrans) und können Blutungen, Gewebezerstörung und entzündliche Reaktionen auslösen.
Besonders stark betroffen sind Leber und Lunge.
Die Larven können einige Monate bis zu mehreren Jahre im menschlichen Körper überleben. Ruhende Larven können noch nach zehn Jahren reaktiviert werden. Die Infektion kann symptomlos verlaufen oder nach Wochen bis Monaten je nach betroffenem Organ zu folgenden Symptomen führen:
Am häufigsten kommt es bei Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren zu klinischen Fällen. Hunde und Katzen sind häufig ohne klinische Symptome infiziert, scheiden aber Eier aus. Sie zeigen ansonsten Symptome wie Gewichtsverlust, stumpfes Haarkleid und Magen-Darm-Symptome (Durchfall und Erbrechen).
Ein Verdacht auf einen Befall mit Toxocara besteht, wenn Patienten unter den oben beschriebenen Symptomen leiden. Ein anderer Hinweis ist im Blutbild eine anhaltende Erhöhung der eosinophilen Granulozyten (Eosinophilie), einer Art von weißen Blutkörperchen (häufig wird dies als Zufallsbefund bei Routineblutuntersuchungen entdeckt). In der Regel ist auch Immunglobulin E (IgE) erhöht.
Zur Bestätigung der Diagnose werden Blutuntersuchungen auf Antikörper, die der Körper gegen Toxocara produziert, durchgeführt.
Eine Behandlung mit Anthelminthika (Medikamenten gegen Würmer) beschränkt sich in der Regel auf Fälle mit klinischen Symptomen. Wirksam gegen Toxocara ist der Wirkstoff Albendazol. Empfohlen wird eine Dosierung von zehn bis 15 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht für zwei bis vier Wochen.
Die Wirkstoffe Mebendazol, Thiabendazol, Ivermectin und Diethylcarbamazin können auch eingesetzt werden, sind jedoch weniger effektiv und mit mehr Nebenwirkungen verbunden.
Wenn Larven im Gewebe sitzen, werden sie durch Albendazol abgetötet. Die Larven befinden sich trotzdem noch im Gewebe, sodass weiterhin Symptome bestehen können. Wenn Larven in Auge oder ZNS (zentralen Nervensystem) sitzen, wird in diesem Fall daher oftmals eine operative Entfernung notwendig. Als Alternative kann eine Kombination aus Albendazol und Cortison versucht werden, um eine überschießende Reaktion des Immunsystems zu unterdrücken. Bei ZNS-Befall werden teilweise Mittel zur Behandlung von Krampfanfällen (Antikonvulsiva) eingesetzt.
Eine chirurgische Therapie (Operationen zur Entfernung der Granulome) ist nicht sinnvoll. Die Erkrankung ist selbstlimitierend und die Prognose ist gut.
Zum Schutz vor Toxocariasis gilt besonders eine konsequente Beseitigung von Hunde- und Katzenkot als wichtig. Bei Sandkästen, die belastet sein könnten, ist ein regelmäßiger Austausch des Sandes empfehlenswert. Gründliches Händewaschen ist sinnvoll, wenn diese mit Erde oder Sand oder mit Hunde- oder Katzenfell in Kontakt gekommen sind.
Bei Welpen im Haushalt sollte entweder eine Kotuntersuchung durchgeführt oder auf eine ausreichende und regelmäßige Entwurmung der Tiere geachtet werden. Empfohlen wird die Entwurmung der jungen Hunde mit Pyrantelpamoat zweimal im Abstand von 21 Tagen. Bei stark verwurmten Welpen wird dies bereits im Alter von ein bis zwei Wochen durchgeführt und dann alle ein bis zwei Wochen wiederholt. Stark verwurmte Jungkatzen sollten im Alter von sechs, acht und zehn Wochen behandelt werden.
Auf der Internetseite des European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP) finden Sie Informationen über empfohlene Entwurmungen von Haustieren nach individueller Risikobewertung: www.esccap.de
aktualisiert am 29.05.2019