Ein Herzstillstand muss nicht zwangsläufig zum Herztod führen. Schnell eingeleitete Wiederbelebungsmaßnahmen erhöhen die Überlebenschancen der Betroffenen. Allerdings spielt der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle.
Weil beim Herzstillstand der Blutkreislauf zum Erliegen kommt, werden die Organe nicht mehr mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Die Gehirnzellen reagieren besonders empfindlich und beginnen bereits innerhalb weniger Minuten abzusterben. Im ungünstigsten Falle entstehen so Schäden, die nicht wieder gut zu machen sind.
Bereits drei bis vier Minuten nach einem Herz- und Atemstillstand sind die ersten Gehirnzellen zerstört. Etwa zehn Minuten nach Beginn des Herzstillstandes drohen schwere Gehirnschäden. Nach diesem Zeitraum gehen die Überlebenschancen der betroffenen Person gegen Null. Zwar ist eine Reanimation auch danach noch möglich, aber der Erfolg ist unwahrscheinlich.
Fortschrittliche Methoden bei der Behandlung eines Herzstillstandes führten in den letzten Jahren zu einer Überlebensrate von 50 Prozent aller Betroffenen. Damit ist die Rate der Menschen, die erfolgreich reanimiert werden konnten, in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Von den Überlebenden wiederum muss knapp ein Drittel mit Hirnschäden rechnen.
Die Ausfälle sind nicht immer gravierend. Gedächtnislücken oder schlechtere Merk- und Konzentrationsfähigkeit beispielsweise lassen sich mit der Zeit kompensieren.
Demgegenüber steht eine große Zahl von Dauer-Pflegefällen aufgrund eines hypoxischen (durch Sauerstoffmangel hervorgerufenen) Hirnschadens. Viele davon haben eine Wiederbelebung nach einem Herzstillstand hinter sich.
Nach dem aktuellen Stand der therapeutischen Möglichkeiten sind geschädigte Gehirnzellen nicht regenerierbar. Je nachdem, welcher Teil des Gehirns betroffen ist, führt dies zu schweren Funktionsausfällen. Manchmal sind die Schäden auf einzelne Areale im Gehirn begrenzt. Meist aber sind verschiedenste Bereiche betroffen und viele wichtige Nervenverbindungen werden unterbrochen.
Ein Herzstillstand, der hypoxische Hirnschäden dieser Art nach sich zieht, kann beispielsweise ausgelöst werden durch
Viele Wachkoma-Patienten sind typische Dauer-Pflegefälle: Nach einer Wiederbelebung sind die „Kontakte“ zwischen Groß- und Stammhirn nach einer Schädigung durch Sauerstoffmangel unterbrochen.
Bei unterkühlten Patienten bleiben die erwarteten Hirnschäden oft aus. Dies lässt sich selbst dann beobachten, wenn der Zeitraum zwischen Herzstillstand und Wiederbelebung extrem lang ist. Dies ist beispielsweise bei Lawinenopfern oder vor dem Ertrinken Geretteter häufig der Fall. Der Organismus schaltet in diesen Fällen offensichtlich in einen „Sparmodus“. Schon ein Minimum an Sauerstoff scheint zu genügen, um das Überleben der Gehirnzellen und anderer wichtiger Organe zu sichern.
Diese Beobachtung war der Anlass zu Versuchen, Patienten nach einer Wiederbelebung künstlich zu „unterkühlen“. Es stellte sich allerdings heraus, dass dieses Vorgehen nicht vor Gehirnschäden schützte und auch die Überlebenschancen nicht erhöhte. Möglicherweise macht es einen Unterschied, ob der Herzstillstand aufgrund der Unterkühlung und Erschöpfung eintritt oder ob die Unterkühlung nachträglich herbeigeführt wird.
Mittlerweile wird in der Forschung intensiv an Möglichkeiten gearbeitet, beispielsweise Stammzellen in geschädigte Gehirne zu implantieren. Dies verspricht für die Zukunft einen Durchbruch für viele Betroffene hypoxischer und anderer Hirnschäden.
aktualisiert am 06.06.2019