Wenn es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommt, kann das Herz kein Blut mehr in den Blutkreislauf pumpen. Man spricht auch von einem plötzlichen Herzversagen oder vom Herztod.
Nicht immer muss ein Herz-Kreislauf-Stillstand auch mit einem Stillstand des Herzens einhergehen. Bei einem Kammerflimmern des Herzens zieht sich das Herz ganz schnell und sehr oberflächlich zusammen. Durch diese viel zu schnellen Auswurfsphasen (Systolen), bleibt dem Herzmuskel keine Zeit für eine ausreichende Füllung (Diastole). Es entsteht ein Herz-Kreislauf-Stillstand, obwohl das Herz nicht still steht. Bei einem Fehlen von Herzkontraktionen (Asystolie) schlägt das Herz gar nicht mehr.
Ein Herz-Kreislauf-Stillstand ist akut lebensbedrohlich. Er kann in einzelnen Fällen durch eine rasche Behandlung beseitigt werden.
Einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden in Deutschland jedes Jahr mehr als 50.000 Menschen. Mit einer sofort durchgeführten Herzdruckmassage (Reanimation) steigert man die Überlebenschancen deutlich. Da mehr als 60 Prozent aller Herz-Kreislauf-Stillstände zu Hause auftreten, können oft Familienangehörige die Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten.
Zu den häufigsten Ursachen für einen Herz-Kreislauf-Stillstand in Deutschland gehört das Alter und damit die Herzschwäche. Der Herzmuskel hört auf zu schlagen. Dieser Zeitpunkt hängt von Vorerkrankungen, Lebensführung und den Genen ab. Der Patient stirbt den Alterstod.
Eine weitere häufige Ursache für eine Herz-Kreislauf-Stillstand ist ein Herzinfarkt. Bei einem Herzinfarkt ist ein Blutgefäß (Herzkranzarterie), das den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgt, verstopft. Dadurch wird die Blutzufuhr der betroffenen Herzmuskelabschnitte blockiert. Die Herzmuskelzellen können nicht versorgt werden und sterben ab. Wie schwer der Herzinfarkt ist, hängt davon ab, welche Teile des Herzmuskels betroffen sind. Wenn das Infarktareal Herzzellen mit einschließt, von denen die elektrischen Signale ausgehen, kann das zu Herzrhythmusstörungen führen. Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern können tödlich sein. Dem Herzen fehlt die nötige Kraft, den Blutkreislauf aufrecht zu erhalten. Auch das Narbengewebe, das sich einige Tage später bildet, kann Komplikationen auslösen. Eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) kann die Folge sein.
Viele Herzerkrankungen können zum Herz-Kreislauf-Stillstand führen. In einigen Fällen kann der Stillstand das erste Symptom der Herzerkrankung sein. Im Volksmund wird von einem plötzlichen Herztod gesprochen. Herzerkrankungen, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand verursachen können, sind:
Bei einer akuten Lungenembolie wandert ein Blutgerinnsel über das Herz in die Lunge und verstopft dort Lungenarterien. Ist eine größere Lungenarterie betroffen, dann steigt der Widerstand im Lungenkreislauf an. Die rechte Herzkammer muss mehr leisten, um diesen Widerstand zu überwinden. Die Folge einer akuten Lungenembolie kann einer Rechtsherzversagen und damit ein Herz-Kreislauf-Stillstand sein.
Ein Herz-Kreislauf-Stillstand, dessen Ursache nicht primär am Herzen zu suchen ist, ist der Schock. Es gibt unterschiedliche Arten eines Schocks, die aber alle auf das selbe Problem hinauslaufen. Bei einem Schock sammelt sich das ganze Blut in der unteren Körperhälfte. Es kommt nicht mehr ausreichend Blut zum Herzen zurück. Das Herz schlägt, aber es enthält kaum Blut, dass der Muskel durch Kontraktion auswerfen könnte. Der Körper hat für diese Situation einen Schutzmechanismus eingebaut. Versackt das Blut in den Beinen, wird das Gehirn nur unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Der Betroffene wird ohnmächtig und kippt deswegen idealer Weise der Länge nach auf den Fußboden. So wird die Schwerkraft für das Blut in den Beinen ausgeschaltet, und es kann leichter wieder zum Herzen zurück fließen. Dieser Schutzmechanismus funktioniert aber leider nur in seltenen Fällen, so dass man sich darauf nicht verlassen sollte.
Ein Schock kann aber auch durch starken Blutverlust entstehen. Ein Unfall mit einem Polytrauma kann dazu führen. Ebenso kann ein Aneurysma (Aussackung eines Blutgefäßes, Aortenaneurysma) aufreißen und auch zu einem Blutverlust führen, das einen Herz-Kreislauf-Stillstand hervorruft.
Auch ein Atemstillstand kann zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand führen. Ein Atemstillstand kann hervorgerufen durch eine Verlegung der Atemwege. Ursachen sind eingeatmete kleine Gegenstände oder verschluckte Speisen (Fremdkörperaspiration) oder durch Fremdkörper wie Wasser (Ertrinken). Ebenso kann ein Atemstillstand durch eine Hirnblutung ausgelöst werden. Ist im Gehirn das Atemzentrum betroffen, führt das zu einer Lähmung der Atemmuskulatur.
Alkohol und Drogen können das Herz-Kreislauf-System so belasten, dass es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommt ein plötzlicher Herztod auftritt. Bekannt ist es bei Kokain. Kokain erhöht die Herzfrequenz und den Blutdruck und löst gleichzeitig aus, dass die Herzkranzgefäße sich zusammenziehen. Das verschlechtert die Versorgung des Herzens. Vor allem bei Personen mit Vorerkrankung kann Kokain verheerende Folgen haben.
Sowohl eine Schilddrüsenunterfunktion, als auch eine Schilddrüsenüberfunktion haben Auswirkungen auf das Herz. In beiden Fällen können Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden, die zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand führen können.
Im Rahmen eines Stromunfalls kann es auch zum Herz-Kreislauf-Stillstand kommen. Der Strom wird auf das Herz übergeleitet und löst ein Kammerflimmern aus. Stromunfälle kommen gehäuft im Rahmen von Reanimationen vor, wenn das "bitte wegtreten, wir reanimieren" nicht ernst genommen wurde.
Bei einer Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff, was ein Folge eines nicht mehr voll funktionsfähigen Herzens sein kann, tritt eine Bewusstlosigkeit auf.
Hört das Herz auf zu schlagen oder kann das Herz seiner Funktion nicht mehr nachkommen (Kammerflimmern), kann der Puls nicht mehr gefühlt werden. Ein typisches Zeichen eines Herz-Kreislauf-Stillstands ist die Pulslosigkeit.
Ein weiteres Anzeichen eines Herz-Kreislauf-Stillstands ist die Schnappatmung. Diese tritt 20-30 Sekunden nach einen Herzstillstand auf. Bei einem Kreislaufstillstand tritt ein Atemstillstand auf. Kann man weder Atem, noch Puls bei einem Patienten feststellen, spricht das für einen Herz-Kreislauf-Stillstand.
Wenn das Herz nicht mehr ausreichend schlägt, kann das Blut nicht mehr mit Sauerstoff angereichert werden. Der Patient wird blau, bzw. läuft blau an. Diese Blau-Färbung beginnt zuerst an den Lippen und an den Fingernägeln und wird Zyanose genannt. Trägt der Betroffene Make-up und Lippenstift, kann die Blau-Färbung darunter verborgen bleiben. Ebenso kann sich die gesamte Haut blass-grau verfärben.
Können Reflexe nicht mehr ausgelöst werden und sind die Pupillen weit und reagieren nicht mehr auf Licht, kann das ebenfalls auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand deuten.
Dem Körper steht während eines Herz- und Atemstillstands zu wenig Sauerstoff zur Verfügung. Kohlendioxid (CO2) kann nur unzureichend aus dem Körper ausgeatmet werden. Das führt zu einer Übersäuerung des Blutes. Mediziner sprechen von einer respiratorischen Azidose.
Die Organe des Körpers brauchen auch Sauerstoff, um zu überleben. Unterschiedliche Organe können unterschiedlich lange ohne Sauerstoff weiterarbeiten. Am sensibelsten reagiert das Gehirn auf einen Sauerstoffmangel. Das bedeutet zum einen, dass der Patient schnell bewusstlos wird, zum anderen aber auch, dass ihm im Falle einer Rettung, je nach verstrichener Zeit schwere Gehirnschäden drohen. Mögliche Folgeschäden eines Herz-Kreislauf-Stillstandes sind epileptische Anfälle bis zur schweren geistigen Retardierung. Für Kinder, die lange im Wasser gelegen haben, gelten die Regeln der Unterkühlung. Das Gehirn fährt in kaltem Zustand seine Stoffwechselprozesse herunter, so dass bei beinahe Ertrunkenen die Folgeschäden milder ausfallen können.
Den Verdacht auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand äußert der Arzt bei einer Bewusstlosigkeit verbunden mit einem Atemstillstand und einem fehlenden Puls. Der Puls wird sowohl am Handgelenk, als auch an den Halsschlagadern getastet. Pulslosigkeit an großen Arterien ist ein sicheres Zeichen für einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Weitere Anzeichen für ein Herz-Kreislauf-Stillstand ist eine Zyanose, eine Blaufärbung der Lippen und weite Pupillen, die auf Licht nicht mehr reagieren.
Die Diagnose eines Herz-Kreislauf-Sillstandes ist letztendlich nur durch ein Elektrogardiogramm (EKG) zu stellen. Hierbei werden die elektrischen Erregungen des Herzens auf einem Bildschirm abgebildet. Eine Asystolie ist an einer geraden, unveränderlichen Linie erkennbar. Ein Kammerflimmern zeigt sich durch sehr schnelle, unregelmäßige Kammererregungen, ohne dass andere Herzaktionen erkennbar wären.
Um die Ursachen eines Herz-Kreislauf-Stillstands herauszufinden, können weiterführende Untersuchungen notwendig sein:
Um einen Herzinfarkt auszuschließen, wird Blut abgenommen. Bei einem Herzinfarkt gehen Muskelzellen des Herzmuskels kaputt. Dadurch werden die Enzyme, die normalerweise im Inneren des Herzmuskels existieren in das Blut abgegeben. Ihre Konzentration steigt im Blut an und wird bei einem Herzinfarkt Verdacht gemessen. Das Enzym, das am frühesten ansteigt wird Troponin genannt. Da die Enzyme aber auch erst einige Stunden nach einem Herzinfarkt ansteigen können, muss mehrmals Blut abgenommen werden.
Um die Struktur des Herzens und die Größe zu bestimmen, kann ein Röntgenbild an. Auf einem Röntgenbild sollte die Größe des Herzens kleiner als die Hälfte der Breite des Brustkorbes sein.
In einem Ultraschall kann die Funktion der Herzklappen beurteilt werden. Erscheinen im Ultraschall Verwirbelungen des Blutes, ist eine Herzklappe defekt.
Vermutet der Arzt die Ursache im Reizleitungssystem des Herzens (also quasi den Stromkabeln innerhalb des Herzens) kann er eine elektrophysiologische Untersuchung anordnen. Diese wird nur in speziellen Zentren durchgeführt. Hierbei bringt der Arzt einen Katheder durch die Blutgefäße der Beine bis in das Herz ein. Über den Katheder kann dem Herz ein Reiz gesetzt werden. Es kann sowohl die Reaktion des Herzens auf diesen Reiz bestimmt werden, als auch die Dauer die dieser Reiz braucht um an der Herzspitze anzukommen.
Hat der Betroffene den Herz-Kreislauf-Stillstand überlebt, beginnt schon nach wenigen Minuten die Diagnostik der Ursache für das Geschehen.
Die Therapie eines Herz-Kreislauf-Stillstandes ist abhängig davon, ob es sich um einen Herzstillstand oder um ein Kammerflimmern handelt.
Bei einem Herzstillstand, muss unverzüglich mit der Kardio-Pulmonalen-Reanimation (CPR) begonnen werden. Hierbei wird dem Patienten Atem gespendet und das Herz wird von außen zusammengedrückt. Der Rhythmus der Atemspende zur Herzmassage liegt bei 2 Atemspenden auf 30 Herzmassagen. Eine CPR ist für den Durchführenden äußerst anstrengend. Deswegen sollten sich zwei Personen abwechseln. Die genaue Technik muss im Rahmen von Erste-Hilfe-Kursen regelmäßig wiederholt werden.
Liegt kein Stillstand sondern Kammerflimmern vor, muss defibrilliert werden. Bei einem absoluten Herzstillstand hilft eine Defibrillation nicht. Der Sinn der Defibrillation liegt darin, den schnellen, unregelmäßigen Rhythmus des Herzens durch einen starken Stromstoß zu unterbrechen, damit das Herz seinen normalen Rhythmus wieder aufnehmen kann.
Um zu unterscheiden, ob es sich um einen Stillstand oder Kammerflimmern handelt, ist in jedem Defibrillator ein EKG eingebaut. Bei den halbautomatischen Defibrillatoren, die auch von Laien zu bedienen sind, kann das Gerät selbst entscheiden, ob es sich um Kammerflimmern handelt oder nicht. Es kann dadurch kein unnötiger, gefährlicher Stromstoß ausgelöst werden. Die Defibrillatoren steuern auch mittels einer automatischen Stimme jedes weitere Handeln. Außerdem verfügen die Defibrillatoren über einen eingebauten Rekorder, der die Stimmen der Umgebung aufnimmt.
Wenn der Notarztwagen eingetroffen ist, können weitere Maßnahmen erfolgen. Der Notarzt kann dem Patienten Medikamente (Adrenalin) verabreichen und die Atemwege sichern.
Wichtig: Man kann nichts falsch machen, außer gar nicht zu handeln.
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Die Prognose eines Herz-Kreislauf-Stillstands ist nicht gut, aber könnte deutlich besser sein. Aktuell überleben nur etwa 10 Prozent der Betroffenen. Leider wird nur in 40% aller Fälle eine Reanimation durch Laien durchgeführt. Wenn sich mehr Menschen trauen würden in so einer Situation zu helfen, würden mehr Menschen überleben.
Da die Prognose eines Herz-Kreislauf-Stillstandes so unmittelbar mit der Zeit bis zum Beginn der Reanimation zusammenhängt, sollte jeder Mensch reanimieren können. Eine Reanimation ist ein ausgesprochen stressiges Ereignis, bei dem die einzelnen Handgriffe sitzen müssen. Es empfiehlt sich innerhalb eines Erste-Hilfe-Kurses die Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen. Hier lernt man auch den Umgang mit den halbautomatischen Defibrillatoren, mit denen wesentliche Gebäude, wie der Frankfurter Flughafen bereits ausgestattet wurden. Keine Erste Hilfe zu leisten ist unterlassene Hilfeleistung und strafbar. Für den Ernstfall merken Sie sich: Der Patient ist schon so gut wie tot, Sie können die Situation nur verbessern.
aktualisiert am 04.08.2020