Rund 90 Prozent der Bevölkerung sind mit Herpes-simplex-Viren vom Typ 1 infiziert. Lippenherpes wird größtenteils von diesen Viren verursacht. Die meiste Zeit bleiben die Herpesviren im Körper, ohne Beschwerden hervorzurufen. In mehr oder weniger großen Abständen können sich die Viren jedoch bemerkbar machen und die typischen Symptome an der Lippe hervorrufen.
Die Begleiterscheinungen von Lippenherpes können mit einer Salbe gelindert werden. Keine Creme kann die Herpes-simplex-Viren ganz beseitigen. Sämtliche Medikamente, die bei Herpes zum Einsatz kommen, dienen dazu, die Symptome der akuten Infektion zu lindern. Sind die sichtbaren Zeichen der Herpes-Infektion abgeklungen, sind die Viren weiterhin im Körper, wo sie jederzeit wieder aktiviert werden können.
Im Wesentlichen stehen zwei antivirale Wirkstoffe zur Verfügung, um Lippenherpes mit Mitteln zum äußerlichen Auftragen zu behandeln:
Diese Virostatika sind in gängigen Herpes-Salben enthalten, die in der Apotheke rezeptfrei erhältlich sind. Bei den Wirkstoffen handelt es sich um sogenannte Nukleosidanaloga, die die Vermehrung des Virus hemmen. Am besten helfen die Salben deshalb in der Prodromalphase. Das ist die Phase, in der sich das Ausbrechen von Lippenherpes durch die typischen ersten Anzeichen wie Brennen, Kribbeln oder Jucken an der Lippe bemerkbar macht. Sobald man eines dieser Anzeichen verspürt, sollte man alle zwei bis vier Stunden Salbe auf die betroffene Stelle auftragen. Wenn sich bereits Bläschen gebildet haben, kann die Salbe ebenfalls noch wirken, wobei Penciclovir in diesem Herpesstadium geringfügig besser helfen soll als Aciclovir. Im Stadium der Verkrustung können die Mittel nicht mehr viel ausrichten.
Kombipräparate, in denen zusätzlich schwaches Cortison enthalten ist (zum Beispiel Zovirax® Duo), zeigten in Studien geringe Vorteile im Vergleich zu den Präparaten ohne Cortison.
Hier gelangen Sie zur oben genannten Studie (in Englisch):
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25887308
Eine weitere Möglichkeit ist der Wirkstoff Docosanol (zum Beispiel Muxan®), der verhindert, dass Viren in die Zelle eindringen. Um zu vermeiden, dass sich eine durch Herpes entstandene wunde Stelle zusätzlich mit Bakterien infiziert, können sogenannte Antiseptika aufgetragen werden, wie zum Beispiel Tyrosur® Gel oder Linola sept®.
Selbst wenn man das Ausbrechen von Lippenherpes nicht verhindern kann, kann man mit Hygiene und ein paar Vorsichtsmaßnahmen eine Verschlimmerung vermeiden. Wer häufig unter wiederkehrendem Lippenherpes leidet, sollte stets eine kleine Tube Herpessalbe und ein paar Wattestäbchen dabei haben, um bei den ersten Anzeichen reagieren zu können. Die Salbe sollte nicht mit dem bloßen Finger aufgetragen werden. Falls kein Wattestäbchen zur Hand ist, sollte man sich vor dem Auftragen gründlich die Finger waschen. Nach dem Auftragen ist Händewaschen ebenfalls erforderlich, um die Herpes-Viren nicht weiter zu verteilen. Das Auftragen von antiviralen Cremes oder Salben verhindert keine Verschleppung an andere Stellen im eigenen Gesicht oder an andere Körperteile oder die Ansteckung anderer Personen.
Lippenherpes heilt auch ohne Behandlung meist im Verlauf von sieben bis zehn Tagen wieder ab. Salben verkürzen die Dauer um rund einen halben bis einen Tag und lindern die Symptome. Wenn Lippenherpes also hauptsächlich ein kosmetisches Problem darstellt und Jucken oder Schmerzen sich in Grenzen halten, kann man die Heilung auch einfach sich selbst überlassen. Sollten die Beschwerden innerhalb einer Woche nicht deutlich abklingen oder sich die Infektion auf andere Gesichtsbereiche ausgebreitet haben, ist ein Arztbesuch angebracht. Wenn die Herpes-Infektion die Augen betrifft, muss ein Arzt aufgesucht werden. Unbehandelt kann eine Herpes-Infektion der Augen zu schweren Schäden bis hin zu einer Erblindung führen. Auch wenn Fieber oder ein Krankheitsgefühl hinzukommen, wird der Besuch beim Arzt notwendig.
Bei Säuglingen und Kleinkindern gehört Lippenherpes immer in die Hände eines Arztes. Gleiches gilt für Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit. Bei Patienten mit einer Schwächung des Immunsystems kann die Herpeserkrankung gefährlich werden, weshalb sie ebenfalls ärztlich behandelt werden müssen.
Wer Lippenherpes lieber mit pflanzlichen Mitteln bekämpfen möchte, der kann Cremes mit Melissenextrakt verwenden. Das Melissenextrakt, zum Beispiel erhältlich unter dem Handelsnamen Lomaherpan®, soll verhindern, dass Viren in die Zellen eindringen.
Weitere Möglichkeiten sind Zinksulfat oder Zinksulfat-Heparin. Die Zinkprodukte wirken ebenfalls nur in der Anfangsphase, indem sie verhindern, dass die Herpesviren in die Zelle gelangen. Außerdem können sie am Ende der Erkrankungsphase durch ihre austrocknende Wirkung auf die Bläschen die Abheilung der Wundstellen fördern.
Häufig kommt Lippenherpes dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann: vor einem öffentlichen Auftritt, einer Familienfeier oder einem wichtigen beruflichen Termin. Auch wenn man Lippenherpes nicht komplett unsichtbar machen kann, kann man versuchen, es zu kaschieren. Cremes mit dem Wirkstoff Penciclovir gibt es auch in getönter Form. Außerdem stehen sogenannte Hydrokolloidpflaster zur Verfügung, die über die Lippenbläschen geklebt werden (zum Beispiel Zoviprotect®, Compeed® Herpesbläschen-Patch). Diese Pflaster schützen vor dem Eindringen von Bakterien und setzen das Risiko herab, dass die Herpesviren weiter übertragen werden. Zudem können solche Herpes-Patches überschminkt werden, denn Make-up und Lippenstift sollten nicht direkt auf die Lippenbläschen aufgetragen werden.
Wer einmal Herpes-simplex-Viren in sich trägt, muss damit rechnen, dass sie immer wieder ausbrechen. In stressigen Zeiten oder dann, wenn das Immunsystem, zum Beispiel durch eine Erkältung, geschwächt ist, ist die Gefahr besonders groß. Häufig kann man Lippenherpes dann nicht vermeiden.
Lippenpflege kann jedoch manchmal helfen, einen Ausbruch zu vermeiden. Vor allem im Sommer, wenn die Lippen viel dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, sollte man versuchen, sie mit einem Pflegestift (am besten mit UV-Schutz) geschmeidig zu halten. Im Winter können die Lippen durch Heizungsluft leicht trocken und rissig werden. Es empfiehlt sich dann, regelmäßig einen Lippenbalsam aufzutragen.
Wer mit Menschen mit Lippenherpes in näherem Kontakt ist, sollte für die Dauer der Erkrankung das Küssen oder Berühren der erkrankten Stelle vermeiden. Das Trinken aus einem Glas oder das Essen vom selben Besteck ist ebenso tabu. Auch sollte man nicht das gleiche Handtuch benutzen.
WHO – Herpes simplex virus: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/herpes-simplex-virus (online, letzter Abruf: 02.01.2020)
NCBI, Chen F, Xu H, Liu J, Cui Y, Luo X, Zhou Y, Chen Q, Jiang L – Efficacy and safety of nucleoside antiviral drugs for treatment of recurrent herpes labialis: a systematic review and meta-analysis: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27935123 (online, letzter Abruf: 02.01.2020)
Gesundheitsinformationen.de – Wie gut helfen Cremes und Tabletten bei Lippenherpes?: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-gut-helfen-cremes-und-tabletten-bei.2604.de.html?part=behandlung-bz (online, letzter Abruf: 02.01.2020)
DAZ.online, Dr. Claudia Bruhn – Lippenherpes: Tipps, damit die Lippen nicht "aufblühen": https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2009/daz-4-2009/lippenherpes-tipps-damit-die-lippen-nicht-aufbluehen (online, letzter Abruf: 02.01.2020)
Stern, Ilona Kriesl – Experte klärt auf: Gibt es Menschen, die immun gegen Herpes sind?: https://www.stern.de/gesundheit/herpes-simplex-virus-herpesblaeschen-7020930.html (online, letzter Abruf: 02.01.2020)
DAZ.online – Finger weg vom Herpes: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/08/16/finger-weg-vom-herpes (online, letzter Abruf: 02.01.2020)
aktualisiert am 02.01.2020