Auslöser für Herpes am Auge ist das Herpes-simplex-Virus Typ 1. Damit handelt es sich um den gleichen Erreger, der auch Lippenherpes verursacht. Sehr selten kommt es zu Augenherpes durch einen Befall mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 2, der sonst meist genitale Infektionen verursacht. Während Lippenherpes harmlos ist, gehört Herpes am Auge immer in fachmedizinische Behandlung.
Das Herpesvirus kann verschiedene Bereiche des Auges befallen. Sehr häufig ist die Hornhaut des Auges betroffen. Der Mediziner spricht von einer Keratitis herpetica oder Herpes corneae. Hinter vielen Fällen von Hornhautentzündungen im Erwachsenenalter steckt ein Herpesvirus. Rund eine Viertelmillion Menschen in Deutschland sind im Laufe des Lebens von Herpesinfektionen am Auge betroffen.
Herpes-simplex-Viren können Herpes an den verschiedensten Körperstellen verursachen. Bei Herpes-simplex-Viren vom Typ 1 ist am häufigsten Lippenherpes, aber auch an der Nase, den Ohren, auf den Wangen, im Mund oder an den Geschlechtsteilen können Herpesbläschen entstehen – oder das Virus befällt eben das Auge.
Das Virus wird durch direkten Kontakt, also zum Beispiel durch Küssen oder Berührung der Bläschen übertragen. Wer mit einem Herpeserkrankten aus einem Glas trinkt oder dessen Besteck oder Handtuch benutzt, kann sich mit Lippenherpes anstecken – ähnliche Ansteckungswege über Gegenstände sind am Auge denkbar. Wenn ein Erkrankter niest oder hustet, kann er das Virus übertragen (Tröpfcheninfektion).
Für die Ansteckung ist es egal, welche Körperstelle beim Überträger betroffen ist. So kann zum Beispiel ein Elternteil mit Lippenherpes sein Kind auf die Augenlider küssen und damit Augenherpes verursachen. Die Übertragung kann aber auch durch Schmierinfektion selbstverursacht sein. Wer unter Lippenherpes leidet, sollte daher immer darauf achten, die Bläschen nicht zu berühren und sich möglichst nicht die Augen zu reiben oder in die Augen zu fassen.
Gerötete Augen, die stark jucken oder brennen, können ein Anzeichen für eine Herpes-Infektion sein. Weitere Symptome sind
In der Lidhaut können sich besonders bei der Erstinfektion durch den Herpes feine Bläschen bilden.
Wer solche Anzeichen bemerkt, sollte nicht lange zögern, sondern direkt zum Augenarzt gehen. Der Arzt sieht bei der Betrachtung des Auges oft typische Befunde, die für den Herpes sprechen. Nach der Gabe von fluoreszierenden Augentropfen zeigt sich in vielen Fällen eine verzweigte (dendritische) Struktur von oberflächlichen Hornhautdefekten. Ein Hornhautabstrich kann genommen werden, um die Diagnose zu sichern.
Mit der richtigen Therapie heilt Augenherpes meist aus, ohne Schäden zu hinterlassen. Da auch andere Ursachen hinter den Symptomen stecken können, ist die fachärztliche Behandlung wichtig. Ohne die Diagnostik beim Augenarzt kann eine Herpesinfektion leicht mit anderen Augenerkrankungen wie einer bakteriellen Bindehautentzündung verwechselt werden. Werden dann Antibiotika oder Cortison verabreicht, sind diese gegen die Viren wirkungslos. Zudem verzögert sich die Einleitung einer korrekten Therapie.
Mediziner unterteilen Herpes an der Hornhaut nach der Tiefe der betroffenen Schicht. Bei einer Keratitis dendritica ist nur die obere Epithelschicht der Hornhaut betroffen. Es kann zu einer verminderten Hornhautsensibilität (Hornhauthypästhesie) kommen. Bei der Keratitis disciformis ist die mittlere Hornhautschicht des Auges, die Stroma genannt wird, betroffen. Besonders schwerwiegend ist eine endotheliale Keratitis, die an der inneren Hornhautschicht vorliegt. Sie kann zu einem Glaukom (Grüner Star) führen.
Während Lippenherpes in aller Regel komplikationslos verläuft und auch unbehandelt ausheilt, darf man Augenherpes niemals sich selbst überlassen. Die Eigenbehandlung mit Hausmitteln oder freiverkäuflichen Mitteln aus der Apotheke kann, wenn dafür auf eine ärztliche Therapie verzichtet wird, weitreichende Schäden am Auge anrichten.
Augenherpes kann im schlimmsten Fall zur Erblindung führen. Zu den schwerwiegenden Komplikationen gehören Entzündungen im Augeninneren wie die Iritis (Regenbogenhautentzündung) oder die Retinitis (Netzhautentzündung). Dadurch kann es zu bleibenden Schäden kommen, die das Sehvermögen des Auges erheblich schwächen. Doch auch die Hornhaut kann sich eintrüben und damit das Sehen stark beeinträchtigen.
Bei Augenherpes ist es wichtig, dass eine Behandlung mit antiviralen Mitteln umgehend begonnen wird. Wird die Therapie verschleppt, steigt nicht nur das Risiko für Komplikationen und schwere, bleibende (irreversible) Augenschäden, auch die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls erhöht sich. Der Augenarzt verschreibt antivirale Mittel wie Aciclovir, Valaciclovir oder Ganciclovir. Meist handelt es sich um eine Kombinationstherapie. Häufig wird ein Mittel eingenommen und das andere in Form einer Augensalbe mehrmals täglich auf das infizierte Auge aufgetragen. Bricht bei einem Patienten Augenherpes häufig erneut aus, können sich Resistenzen bilden.
Je nachdem, wie ausgeprägt der Herpesbefall am Auge ist, dauert die Behandlung zwischen zwei und vier Wochen. Für die Dauer der Erkrankung sollte man direkte Sonneneinstrahlung auf das Auge vermeiden und es mit einer Sonnenbrille schützen.
Bei eingeschränktem Sehen durch eine dauerhaft geschädigte Hornhaut kann eine Hornhauttransplantation sinnvoll sein. Dabei wird die trübe Hornhaut des Patienten durch eine klare, intakte Spenderhornhaut ersetzt.
Wenn die akute Herpeskeratitis ausgeheilt ist, schlummern die Herpes-simplex-Viren dennoch weiterhin im Körperinneren. In Zeiten von Stress oder Erschöpfung oder bei körperlichen Infekten ist das Immunsystem nicht stark genug, um gegen die Erreger zu bestehen. Dann kann es zu einem sogenannten Rezidiv kommen. Gerade wenn die erste Erkrankung ausgeprägt war und mit hohem Virenbefall einherging, steigt die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Erscheinens von Herpes am Auge.
Wiederkehrender Augenherpes kann den Augen langfristig schaden und das Sehvermögen beeinträchtigen. Es ist wichtig, dass Herpes am Auge immer behandelt wird, um Langzeitschäden möglichst zu vermeiden oder gering zu halten. Bei häufig wiederkehrendem Augenherpes kann eine dauerhafte Gabe von Aciclovir zur Prophylaxe erwogen werden.
MSD Manual, Melvin I. Roat, MD – Herpes-simplex-Keratitis: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/augenkrankheiten/hornhauterkrankungen/herpes-simplex-keratitis (online, letzter Abruf: 27.01.2020)
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Pharmazeutische Zeitung, Jennifer Evans – Herpes simplex: Lieber dicke Lippe als rotes Auge: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-182014/lieber-dicke-lippe-als-rotes-auge/ (online, letzter Abruf: 27.01.2020)
ptaFORUM, Barbara Erbe – Augenherpes: Erkennen und richtig behandeln: https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-132014/augenherpes-erkennen-und-richtig-behandeln/ (online, letzter Abruf: 27.01.2020)
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Dr. Gumpert – Augenherpes: Das müssen sie wissen: https://www.dr-gumpert.de/html/augenherpes.html (online, letzter Abruf: 27.01.2020)
aktualisiert am 27.01.2020