Eine Haglundexostose ist eine Vorwölbung des Fersenbeins, was zu starkem Schmerz sowie Veränderungen an Gewebe, Knochen und Sehnen führen kann. Daraus kann ein Knochenvorsprung, auch Überbein oder Exostose genannt, wachsen und Entzündungen an der Achillessehne und des Schleimbeutels auslösen. Die Krankheit wird auch als Haglund-Syndrom, Haglundferse oder retrocalcaneare Exostose bezeichnet. Benannt wird sie nach dem schwedischen Chirurgen und Orthopäden Patrick Haglund.
Die Krankheit entwickelt sich über einen längeren Zeitraum und weist individuell ausgeprägte Symptome auf. Erste Warnzeichen sind ernst zu nehmen.
Eine Ursache kann eine angeborene nachteilige Form des Fußes sein, welche dann eine Disposition (begünstigende Eigenschaft) für eine Haglundexostose darstellt. Dies kann ein- oder beidseitig auftreten. Ist das Fersenbein nach oben hin spitz ausgeformt oder befindet sich der betroffene Fuß in einer Hohlfußstellung, ist dies eine Begünstigung.
Die Haglundferse tritt häufig bei Läufern oder bei Frauen mit modischem, aber unvorteilhaftem Schuhwerk auf. Zu enge oder ungeeignete Laufschuhe tragen zu einer Überbelastung der Ferse bei, der Druck verlagert sich in den hinteren Teil des Fußes und der Schuh reibt am Fersenbein. Die dauerhafte Irritation führt zu Schwellungen, der Fuß wird empfindlich, bald schmerzhaft und der Schleimbeutel schwillt an. Zu dieser Zeit sind damit bereits die ersten Warnzeichen aufgetreten und es sollte mit der Therapie begonnen werden.
Leitsymptom der Haglundexostose ist der stechende Schmerz, der beim Fortschreiten der Krankheit immer stärker wird. Bald ist er so groß, dass auch normales Gehen unmöglich wird. Charakteristisch ist das Einlaufen, das heißt, zu Beginn der Bewegung ist der Druck oder Schmerz stark erhöht, was jedoch nach einiger Zeit nachlässt.
Der Betroffene nimmt eine Schonhaltung ein, was zu weiteren Fehlbelastungen im gesamten Bewegungs- und Stützapparat führen kann. Es ist nicht nützlich, gegen den Schmerz zu trainieren, im Gegenteil, denn hier ist bereits das Frühstadium der Haglundferse erreicht. Später tritt das typische Merkmal dieser Krankheit auf, die knöcherne Vorwölbung am Fersenbein. Meist reibt an dieser Stelle der Schuh und der Fuß ist hier gerötet, geschwollen, warm, empfindlich und weist eine stärkere Hornhautbildung auf. Ebenso kann hier ein Ödem (Wassereinlagerung) am Knochen sowie eine Schleimbeutel- und Achillessehenenentzündung entstehen. Die Haglundferse ist eine Kombination aus verschiedenen Symptomen, die bei jedem Betroffenen individuell auftreten können.
Nach einer ausführlichen Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) weisen die geschilderten Symptome meist auf das Haglund-Syndrom hin. Ein ausschlaggebender Punkt ist, dass die Schmerzen im Stehen und im Liegen auftreten. Zudem kann durch seitlichen vorderen Druck auf die Achillessehne ein Schmerz ausgelöst werden. Im seitlichen Röntgenbild kann schließlich festgestellt werden, ob sich bereits ein Überbein, eine knöcherne Exostose, gebildet hat.
Da das Fersenbein bei jedem Menschen unterschiedlich geformt ist, ist es nicht klar festzustellen, wann es pathologische (krankhafte) Veränderungen aufweist. Dazu benötigt der Arzt den genauen Zusammenhang vom Röntgenbild und den Beschwerden des Patienten. Um eine Beteiligung der Achillessehne und des Schleimbeutels auszuschließen, wird der Fuß mittels Ultraschall und MRT untersucht.
Die Haglundexostose wird oft mit einem Fersensporn oder einer Achillodynie verwechselt. Bei einer Achillodynie handelt es sich um eine Entzündung durch Überbelastung der Achillessehne. Diese tritt bei falschem Schuhwerk (Pumps, falsche Laufschuhe, zu enge Schuhe) oder Übergewicht auf.
Ein Fersensporn ist eine Entzündung am Achillessehnenansatzes, am oberen Fersenbein. Ein Haglund-Syndrom ist von beidem gekennzeichnet und bildet zudem eine knöcherne Vorwölbung, auch Exostose oder Überbein genannt. Um festzustellen, welche der drei Erkrankungen vorliegt, wird ein seitliches Röntgenbild erstellt und ein Ultraschall sowie ein MRT durchgeführt.
Differentialdiagnostisch sollten Krankheiten wie Rheuma, Gicht, Ödeme und Schleimbeutelentzündungen am Fersenbein und Wirbelsäulenerkrankungen ausgeschlossen werden.
Die Therapie richtet sich danach, wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Zuerst wird versucht, durch konservative Behandlungsansätze (Maßnahmen ohne Operation) die Schmerzen zu lindern. Sportler sollten unverzüglich mit dem Training aufhören und erst nach einer deutlichen Besserung langsam wieder beginnen. Die Ferse sollte gekühlt und hochgelagert werden.
Ist der Patient übergewichtig, ist eine Gewichtsabnahme anzuraten, um den Druck auf die Füße zu verringern. Krankengymnastik, Dehnungen, Wassergymnastik und Physiotherapie können über einen längeren Zeitraum verordnet werden und durch schmerzstillende Medikamente wie ASS oder Ibuprofen unterstützt werden. Das Tragen geeigneter Schuhe, gegebenenfalls mit hinten erhöhenden orthopädischen Einlagen, polstert den Fuß und entlastet die Ferse. Die Achillessehne muss weniger stark ziehen und die Beschwerden beim Gehen sind nicht mehr so ausgeprägt. Zu enge Schuhe, Pumps und Highheels oder unpassende Laufschuhe sind ungesund für den gesamten Fuß und sollten nicht mehr getragen werden. Gegebenenfalls kommen Schuhe in Betracht, die hinten offen sind. Mitunter muss der Fuß in einer Orthese (Stützstruktur) ruhiggestellt werden.
Weitere Möglichkeiten bieten eine Ultraschallbehandlung oder eine Stoßwellentherapie der Ferse. Eine Cortison-Injektion kommt ebenfalls in Betracht, um den Reiz und die Beschwerden zu lindern.
Wenn immer noch keine Besserung eintritt, kann während einer Operation der Knochenvorsprung mittels Endoskopie (Spiegelung, Arthroskopie) entfernt werden. Ist ein Schleimbeutel bereits entzündet, wird dieser mit entfernt. Im Anschluss an die OP wird ein Gips angelegt, um den Fuß vorübergehend ruhigzustellen.
Die Prognose zur vollständigen Heilung ist sowohl bei der konservativen als auch bei einer operativen Therapie vielversprechend. In beiden Fällen wird die Behandlung jedoch über einen längeren Zeitraum erfolgen. Ziel ist es, das Fersenbein (Calcaneus) zu verkleinern und den Schmerz zu lindern. Erst wenn über Monate keine Besserung mittels der verschiedenen konservativen Therapieansätze einsetzt, wird eine Operation vorgenommen. Der Eingriff wird den Schmerz reduzieren, die Genesungszeit ist jedoch lang.
Der beste Weg, einer Haglundexostose vorzubeugen, ist der Kauf geeigneter Schuhe. Highheels, Pumps und enge Schuhe sind zwar modisch, aber ungeeignet für dauerhaftes Tragen. Sportler, die häufig und viel trainieren, vor allem Laufen, sollten neben dem passenden Schuhwerk auch auf die Socken achten. In Fachgeschäften können Socken gekauft werden, welche auf den jeweiligen Sport abgestimmt sind und an den Fersen gepolstert sind. Es sollte darauf geachtet werden, dass der Schuh nicht auf den oberen Rand der Ferse und die Achillessehne drückt. Dauerhaftes Laufen auf hartem Boden sollte vermieden werden, ein weicher Waldboden schont den gesamten Bewegungsapparat.
aktualisiert am 03.03.2020