Bei einem Großteil der Patienten treten nach einer Operation am Grauen Star (Katarakt-OP) keine Schmerzen auf. Leichte bis mittelstarke Schmerzen sind jedoch nichts Ungewöhnliches. Am häufigsten bestehen die Schmerzen nach der Operation am selben Tag, sobald die Betäubung nachlässt. Sie können allerdings in seltenen Fällen sechs Wochen oder länger anhalten. Weitere häufige Beschwerden nach der Katarakt-Operation sind ein
Werden die Schmerzen stärker oder gehen nicht weg oder treten zusätzliche Beschwerden wie verschlechterte Sicht oder Augenrötung auf, dann ist eine erneute Vorstellung beim Augenarzt dringend erforderlich. Diese Symptome können auf Komplikationen nach der OP am Grauen Star hinweisen, von denen eine Entzündung im Auge (Endophthalmitis) zu den schwersten gehört.
Als erstes ist festzuhalten, dass das Schmerzempfinden von Operierten höchst unterschiedlich ist. Viele Menschen nehmen die Folgen von Eingriffen wie der OP am Grauen Star gar nicht wahr. Bei ihnen kommt es bei unkompliziertem Verlauf zu keinen Schmerzen. Einige Menschen jedoch spüren leichte Veränderungen sofort. Das Auge tut ihnen weh, auch wenn keine nennenswerten Schädigungen aufgetreten sind. Dies hat auch mit der Anlage der Nervenenden im Auge und mit dem notwendigen OP-Schnitt zu tun.
Ein häufiger Grund für die Schmerzen nach der Operation am Grauen Star ist eine Austrocknung des Augapfels durch den Eingriff. Ursachen dafür können beispielsweise Konservierungsstoffe in Augentropfen sein, aber auch das während der Operation freiliegende Auge. Viele Patienten leiden bereits vor der Operation an trockenen Augen. Die Operationswunde kann ebenfalls zu der Austrocknung beitragen oder selbst weh tun.
Im Zuge der Operation am Grauen Star kann die oberste Hornhautschicht versehentlich beschädigt oder stellenweise abgekratzt werden (Erosio corneae, Hornhauterosion). Dies führt zu starken Schmerzen oder auch zu einem Gefühl, als wäre ein Fremdkörper im Auge. In aller Regel verschließt sich die wunde Stelle auf der Hornhautoberfläche nach einigen Tagen wieder. Es besteht das Risiko, dass Krankheitserreger auf den abgeschabten Bereich gelangen und sich eine Infektion der Hornhaut entwickelt (Keratitis). Deshalb erhalten Betroffene eine Augensalbe, die ein Antibiotikum enthält.
Neben der aufgekratzten Hornhaut können vor allem Infektionen des Augeninneren oder ein erhöhter Augendruck schmerzhafte Komplikationen sein.
Eine Endophthalmitis ist eine Entzündung, die sich innerhalb des Auges entwickelt. Die Ursache können Krankheitserreger wie Bakterien sein, die über die Operationswunde in das Augeninnere gelangen. Aufgrund der meist kleinen OP-Wunde und der Hygieneanforderungen ist eine solche Infektion inzwischen sehr selten. Typische Symptome sind heftige, dumpfe Schmerzen, die mit verschlechterter Sehschärfe und einem geröteten Auge einhergehen. Die entstehende Entzündung kann Schäden des Auges bis hin zur Erblindung verursachen oder es erforderlich machen, das Auge zu entfernen. Daher muss eine Entzündung im Auge sofort augenärztlich behandelt werden. Zum Einsatz kommen Antibiotika, auch eine Folgeoperation kann notwendig sein.
Normalerweise senkt eine Katarakt-Operation den Augeninnendruck leicht. Als Komplikation kann jedoch auch ein zu hoher Augeninnendruck entstehen. Schmerzen können auf eine starke Steigerung des Augendruckes, einen Glaukomanfall, hinweisen. Dieser kann innerhalb kurzer Zeit (Stunden bis Tage) zu einer dauerhaften Schädigung des Auges führen, bei der die Sehkraft verloren gehen kann. Der Augendruck muss umgehend durch Medikamente und Augentropfen gesenkt werden. Weitere Anzeichen neben den Augenschmerzen können verschlechtertes und verschwommenes Sehen, gerötetes Auge, Wahrnehmung von farbigen Ringen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sein.
Gegen die Schmerzen helfen in den meisten Fällen gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Es gibt auch schmerzhemmende Wirkstoffe wie Diclofenac, Nepafenac oder Bromfenac, die als Augentropfen angewendet werden können. Bei der Verwendung der Schmerzmittel müssen die möglichen Gegenanzeigen und Nebenwirkungen beachtet werden.
Bei der Einnahme gilt, nur so viel von dem Schmerzmittel einzunehmen, wie zur erfolgreichen Schmerzbeseitigung erforderlich ist. Zudem muss das Schmerzmittel so bald wie möglich abgesetzt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Schmerzmedikamente über eine längere Zeit verwendet werden müssen, was aufgrund der Nebenwirkungen nicht sinnvoll ist.
Wichtig ist, das Auge zu schonen und auf anstrengende Tätigkeiten zu verzichten. Auf keinen Fall sollten Operierte selbst an ihrem Auge herumdrücken oder reiben. Die Kontrolltermine sollten eingehalten werden. Bei dauerhaften oder schlimmer werdenden Schmerzen oder bei weiteren verdächtigen Symptomen sollte umgehend eine augenärztliche Untersuchung stattfinden.
NCBI, Susanna Porela-Tiihonen; Kai Kaarniranta; Merja Kokki; Sinikka Purhonen; Hannu Kokki – A prospective study on postoperative pain after cataract surgery: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3716556/ (online, letzter Abruf: 12.10.2020)
Cataract & Refractive Surgery Today (CRST), Robert J. Weinstock – Inflammation and Pain in Cataract Surgery: https://crstoday.com/articles/2017-mar/inflammation-and-pain-in-cataract-surgery/ (online, letzter Abruf: 12.10.2020)
Deutsches Ärzteblatt, Thomas Kohnen; Martin Baumeister; Daniel Kook; Oliver K. Klaproth; Christian Ohrloff – Kataraktchirurgie mit Implantation einer Kunstlinse: https://www.aerzteblatt.de/archiv/66446/Kataraktchirurgie-mit-Implantation-einer-Kunstlinse (online, letzter Abruf: 12.10.2020)
apotheken.de, Dr. rer. nat. Katharina Munk; Dr. med Sonja Kempinski – Hornhauterosion: https://www.apotheken.de/krankheiten/4161-hornhauterosion (online, letzter Abruf: 12.10.2020)
aktualisiert am 12.10.2020