Die Operation an einem Grauen Star (Katarakt-OP) ist ein häufiger Eingriff, der allein in Deutschland mehr als 600.000 Mal im Jahr vorgenommen wird. Da es sich außer in speziellen Fällen um einen Routineeingriff handelt, ist die Rate an Komplikationen gering. Die Operation des Grauen Stars gilt als eine der sichersten und am häufigsten erfolgreichen. Unerwünschte Auswirkungen und Probleme können bei der Operation selbst, aber auch erst später auftreten.
Eine Reihe von Komplikationen kann im Verlauf der Operation selbst entstehen.
Blutungen können eintreten, zum Beispiel in die Vorderkammer des Auges. In den meisten Fällen nimmt der Körper das Blut innerhalb einiger Tage wieder auf. Blutungen unter die Bindehaut sind unbedenklich. In Ausnahmefällen können schwerwiegende Blutungen an anderer Stelle innerhalb des Auges auftreten.
Zu den schwersten Komplikationen der Katarakt-Operation gehört das Eindringen von Krankheitserregern mit der Folge einer Entzündung innerhalb des Auges. Diese Entzündung (Endophthalmitis) kann so gravierend sein, dass der Patient auf dem Auge erblindet oder das Auge im äußersten Fall sogar entfernt werden muss. Solche Infektionen kommen jedoch sehr selten vor. Sie erfordern eine sofortige Behandlung durch den Arzt mit Antibiotika oder auch durch eine Folgeoperation.
Eine Flüssigkeitsansammlung in der Hornhaut (Hornhautödem) kann sich entwickeln, insbesondere bei einem Eingriff, bei dem der Kern der natürlichen Linse verhärtet ist. Die entstehende Quellung der Hornhaut geht meist nach einigen Tagen wieder zurück.
Auf der Hornhaut kann eine Abschürfung von Stellen der obersten Schicht vorkommen (Erosio corneae). Das führt zu Schmerzen, heilt aber normalerweise innerhalb weniger Tage ab. Wie bei anderen Operationen sind Schäden des umgebenden Gewebes, zum Beispiel von tieferen Bereichen der Hornhaut sowie weiteren Anteilen des Auges, nicht ausgeschlossen.
Die Hinterkapsel der Linse, die bei den häufigsten OP-Verfahren im Auge gelassen wird, kann einreißen. Dadurch kann in einigen Fällen Glaskörpermaterial in die Hinterkammer hervordringen (der Glaskörper liegt hinter der Linse beziehungsweise hinter der Hinterkammer). Der Glaskörpervorfall muss entfernt werden. Das Hervortreten von Glaskörperanteilen kann wiederum eine Netzhautablösung hervorrufen.
Weitere Folge bei einem Riss der Hinterkapsel ist, dass es schwierig oder nicht mehr möglich sein kann, an dieser Position eine Kunstlinse einzupflanzen. Nötigenfalls muss eine Vorderkammerlinse eingesetzt werden, was selten geschieht. In Ausnahmefällen muss auch auf eine Kunstlinse im Auge verzichtet werden.
Selten verschließt sich der Operationsschnitt nicht richtig und Flüssigkeit tritt aus dem Auge aus. Der Augendruck ist dann zu niedrig. Bei dieser Komplikation muss erneut eine Operation erfolgen, um den Augapfel abzudichten.
Nicht nur die OP selbst, sondern auch die Schmerzausschaltung kann Probleme verursachen. Patienten können vereinzelt auf das Betäubungsmittel oder andere verwendete Substanzen allergisch reagieren.
Häufig wird zur Augen-OP eine Betäubung durch eine Spritze neben und hinter den Augapfel erreicht (Retrobulbäranästhesie). Dabei kann es selten zu Blutungen kommen. Diese Blutungen können zu einem hohen Druck in der Augenhöhle führen und den Sehnerv schädigen, was bis hin zur Erblindung führen kann. In äußerst seltenen Fällen wird unbeabsichtigt der Augapfel von der Spritze getroffen.
Nach der Gabe der Betäubung kann es zudem zu einem starken Ansteigen oder Absinken des Blutdrucks kommen. Auch eine hohe Herzfrequenz (Tachykardie) kann die Folge sein, insbesondere wenn das Herz bereits vorbelastet ist. Weitere Reaktionen des zentralen Nervensystems bis hin zur Atemlähmung sind ebenso bei einzelnen Patienten beschrieben. Ein Anästhesist (Narkosearzt) ist bei Operationen mit dieser Betäubungsform anwesend, um gegebenenfalls eingreifen zu können.
Sollte eine Vollnarkose angewendet werden, um die Operation am Grauen Star durchzuführen, können weitere, spezielle Nebenwirkungen oder Risiken vorkommen.
Manche Probleme zeigen sich erst nach einiger Zeit im Anschluss an eine Operation des Grauen Stars.
An der im Auge belassenen Hinterkapsel der entfernten Linse können sich nach Monaten bis Jahren wieder Trübungen entwickeln. Der Ausdruck für diese Trübungen ist Nachstar (Cataracta secundaria). Stören die Trübungen das Sehen, dann kann eine einfache Laserbehandlung Abhilfe schaffen (YAG-Laser-Kapsulotomie). Mit dem Laserstrahl wird eine Lücke im zentralen Nachstarbereich geschaffen, durch die der Patient wieder ungehinderte Sicht hat.
Nach der Operation mit Einpflanzung einer Kunstlinse kommt es häufig zu einer verstärkten Blendungsempfindlichkeit oder zu Lichterscheinungen aufgrund von Reflexionen in der neuen Linse.
Manchmal stellt sich erst nach der Operation heraus, dass die berechneten Werte der künstlichen Linse nicht passend sind. Das Auge kann (ohne weitere Hilfsmittel) nicht scharf sehen.
Der Augeninnendruck kann als heutzutage seltene Folge der Operation ansteigen (Glaukom, Grüner Star). Dies lässt sich durch Augentropfen oder Medikamente normalerweise gut in den Griff bekommen.
Im Bereich des schärfsten Sehens kann sich Flüssigkeit einlagern (zystoides Makulaödem, Irvine-Gass-Syndrom). Betroffene sehen auf dem Auge im mittleren Bereich nicht mehr scharf. Diese Erkrankung bildet sich in den meisten Fällen wieder zurück. Die Behandlung kann mit Augentropfen, Medikamenten oder gegebenenfalls einer Injektion von Wirkstoffen erfolgen.
Die Kunstlinse, die in das Auge eingesetzt wurde, kann sich lockern und verlagern. Das kann eine Folge-OP nach sich ziehen. Des Weiteren ist es nicht auszuschließen, dass der Körper mit einer Abstoßung gegenüber dem Fremdmaterial im Auge, aus dem die Linse besteht, reagiert.
Eine seltene, aber die Sehkraft gefährdende Komplikation kann mit einer Netzhautablösung auftreten. Sie macht sich durch Anzeichen wie einen größer werdenden dunklen Bereich im Gesichtsfeld, in dem der Betroffene nichts mehr sieht, bemerkbar. Die Netzhautablösung muss umgehend in der Augenklinik behandelt und operiert werden, um die Sehschärfe zu erhalten beziehungsweise eine weitere Verschlechterung des Sehvermögens aufzuhalten.
Bei zunehmenden Schmerzen oder einer Sehverschlechterung sollten Betroffene sich sofort einem Augenarzt vorstellen. Dieser kann durch Untersuchungen feststellen, ob es zu Komplikationen gekommen ist, und gegebenenfalls eine rasche Behandlung einleiten.
NCBI, Joshua D. Stein – Serious Adverse Events After Cataract Surgery: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3777802/ (online, letzter Abruf: 12.10.2020)
Navigator-Medizin – Welche Risiken und Nebenwirkungen hat die Operation bei Grauem Star?: https://www.navigator-medizin.de/krankheiten/grauer-star/operation/risiken-der-op.html (online, letzter Abruf: 12.10.2020)
Deutsches Ärzteblatt, Thomas Kohnen; Martin Baumeister; Daniel Kook; Oliver K. Klaproth; Christian Ohrloff – Kataraktchirurgie mit Implantation einer Kunstlinse: https://www.aerzteblatt.de/archiv/66446/Kataraktchirurgie-mit-Implantation-einer-Kunstlinse (online, letzter Abruf: 12.10.2020)
MedicineNet, Andrew A. Dahl – Cataract Surgery: https://www.medicinenet.com/cataract_surgery/article.htm (online, letzter Abruf: 12.10.2020)
aktualisiert am 12.10.2020