Um einen Grauen Star (Katarakt) zu behandeln, wird zunehmend der Laser eingesetzt. Ein solcher Femtosekunden-Laser kommt im Rahmen einer Operation als modernes Mittel zur Verwendung. Dieser Eingriff wird als Femtosekundenlaser-Katarakt-Operation oder Femto-Phako bezeichnet. Ein einfaches „Weglasern“ des Grauen Stars ohne Operation ist nicht möglich.
Hinweis: Lediglich ein sogenannter Nachstar kann ohne operativen Eingriff beseitigt werden, indem ein Laser (YAG-Laser) verwendet wird. Der Nachstar ist eine nachträgliche Eintrübung der verbliebenen Linsenkapsel, wenn eine Operation am Grauen Star durchgeführt wurde.
Als Grauer Star oder Katarakt werden Trübungen der Augenlinse bezeichnet, die das Sehen verschlechtern. Diese Erkrankung entwickelt sich meist im höheren Lebensalter, es gibt aber auch angeborene oder krankheitsbedingte Formen, die sich bei jüngeren Menschen zeigen können. Der Graue Star lässt sich ausschließlich operativ behandeln. Das gängige OP-Verfahren ist die sogenannte Phakoemulsifikation, bei der ein feines Ultraschallgerät in das Auge eingeführt und die Linse verflüssigt wird. Die Reste werden ausgesaugt und im Anschluss wird eine passende künstliche Linse eingesetzt.
Im Jahre 2008 wurde durch den ungarischen Augenchirurgen Zoltán Zsolt Nagy zum ersten Mal der Femtosekunden-Laser für eine Operation am Grauen Star verwendet. Dieser Laser ist bekannt für seinen Einsatz bei Behandlungen wie LASIK, die die Brechkraft der Hornhaut verändern und damit ein Sehen ohne Brille ermöglichen. Der Femtosekunden-Laser ist präzise bis in den Bereich von Mikrometern und funktioniert, indem er zielgenau Gewebe auftrennt. Daher kann er auch zur Operation eines Grauen Stars eingesetzt werden.
Die Steuerung des Lasers geschieht über einen Computer. Sie richtet sich nach einem 3D-Abbild des Auges in hoher Auflösung (OCT = optische Kohärenz-Tomografie, vergleichbar mit einem Ultraschall). Inzwischen gibt es einige unterschiedliche Lasersysteme für solche Eingriffe, die vom Prinzip her gleich arbeiten.
Die Operation wird meist unter einer örtlichen Betäubung mit Augentropfen vorgenommen (Tropfanästhesie). Selten muss der Eingriff in Vollnarkose geschehen. Die Pupille ist durch Augentropfen erweitert. Durch Lidspreizer wird das Auge offen gehalten. Der Augapfel wird mit einer Vorrichtung leicht angesaugt, um ihn für das Lasern zu fixieren. Während der Operation sieht der Arzt auf dem Monitor ein genaues, stark vergrößertes Live-Abbild (OCT).
Bereits der Schnitt, mit dem der Zugang zum Auge angelegt wird, erfolgt mit dem Laser. Daraufhin wird der Laserstrahl durch die Hornhaut hindurch auf die Linse gerichtet.
Der Laser trennt einen kreisrunden Bereich aus dem vorderen Anteil der Linsenkapsel heraus, sodass eine Öffnung entsteht. Das Linseninnere kann nun durch den Laser in würfelförmige Stückchen zerkleinert werden.
Die Linsenstückchen lassen sich dann durch ein Instrument absaugen, das der Operateur durch den Zugang ins Auge einführt. Im Anschluss wird die Kunststofflinse eingebracht. Sie wird gefaltet in den Kapselsack eingeführt. Dort wird sie aufgespannt und hält mit ihren Bügeln von alleine fest im Kapselsack.
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Eine Naht am Auge ist nicht notwendig, da der Schnitt zum Zugang sich von selbst verschließt.
Da die Kapsel der natürlichen Linse im Auge mit dem Laser sehr exakt angeschnitten werden kann, kann die Kunstlinse in der genau richtigen Position zentral in den Kapselsack eingepflanzt werden. Die künstliche Linse sitzt fest im Kapselsack und bringt optisch von der Brechkraft her das gewünschte Ergebnis. Der Patient sieht im gewollten Bereich (je nach Linse nah oder fern) scharf.
Der Laser kann bei Bedarf zusätzlich die Hornhaut so einschneiden, dass eine Verkrümmung (Astigmatismus) verbessert werden kann. Das bringt in diesen Fällen einen weiteren Gewinn an scharfem Sehen.
Die Rate an Komplikationen ist mit dem Laser geringer als bei der normalen Grauer-Star-Operation. Die Wunde kann besser heilen. Anders als bei der gewöhnlichen Operation wird beim Lasereingriff auch nur wenig oder manchmal auch kein Ultraschall benötigt, um die Linse aufzulösen. Dies schont Strukturen des Auges, insbesondere die innere Schicht der Hornhaut. Gerade bei einer schon vorgeschädigten Hornhautinnenschicht kann dies einen Vorteil bieten.
Ein Riss der Hinterkapsel, der während der normalen Katarakt-Operation auftreten kann, kann in der Regel beim Lasereingriff verhindert werden. Dieser Hinterkapselriss lässt oft einen Teil des Glaskörpers austreten und erfordert weitere Maßnahmen.
Die Operation am Grauen Star mit dem Laser lässt sich nicht bei allen Betroffenen anwenden. Ist die Hornhaut beispielsweise vernarbt, dann kann der Laserstrahl nicht richtig und exakt bis zur Linse vordringen und der Operationserfolg ist gefährdet. Wenn die Pupille nicht ausreichend erweitert werden kann, kommt es ebenfalls zu Schwierigkeiten. Auch bei Patienten, die nicht wie erforderlich gelagert werden können (etwa bei Veränderungen an der Wirbelsäule), kann es zu Problemen bei der Machbarkeit der Laser-OP kommen.
Wie bei allen Operationen besteht eine (aufgrund des kleinen Schnittes geringe) Gefahr einer Infektion. Die Vorderkapsel der Linse kann einreißen, wodurch sich der Riss auf die Hinterkapsel ausdehnen kann. Das kann zu einem Austreten von Anteilen aus dem Glaskörper des Auges nach vorne führen. Wie bei anderen Grauer-Star-Operationen kann es auch beim Einsatz des Lasers später zu einer Eintrübung im Bereich der Linsenkapsel kommen (Nachstar). Der Nachstar kann wiederum mit einem Laser gut behandelt werden.
Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen die Kosten für die Femtosekundenlaser-Katarakt-OP nicht. Vom Ergebnis her bietet die Laser-Operation (derzeit noch) keine eindeutigen Vorteile gegenüber der gewöhnlichen Katarakt-OP. Das Sehen und die optischen Eigenschaften sind nach der herkömmlichen Operation des Grauen Stars genauso gut wie nach der Laser-OP. Dennoch ist es sinnvoll, bei der Krankenkasse nachzufragen, da oft ein Betrag in Höhe der Kosten für eine herkömmliche Grauer-Star-Operation getragen wird. Der darüber hinausgehende Preis der Laser-OP ist dann vom Patienten selbst zu leisten. Bei privaten Krankenversicherungen besteht eine Chance, die Kosten der Operation mit dem Laser übernehmen zu lassen.
DOG (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft), Professor Dr. med. Rupert Menapace – Neue „sanfte“ Therapiemöglichkeit beim grauen Star: Wie gut ist der Femtosekundenlaser?: https://www.dog.org/wp-content/uploads/2010/06/DOG-Kongress-PK-25.09.2014.pdf (online, letzter Abruf: 01.10.2020)
NCBI, H. Burkhard Dick; Tim Schultz – A Review of Laser-Assisted Versus Traditional Phacoemulsification Cataract Surgery: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5449299/ (online, letzter Abruf: 01.10.2020)
Augenzentrum Lichterfelde West – Femtolaser-Katarakt-OP: https://www.augen-berlin.de/Femtophako%20Ablauf/ (online, letzter Abruf: 01.10.2020)
Care Vision Augenlaserkorrektur, Toam Katz – Grauen Star mit Laser OP korrigieren – Ist das möglich?: https://www.care-vision.de/blog/grauen-star-laser-op-moeglich/ (online, letzter Abruf: 01.10.2020)
aktualisiert am 02.10.2020