Das Gerstenkorn ist eine bakterielle Infektion des inneren oder äußeren Lidrandes. Die Krankheitserreger können sich in den Talg absondernden Meibom- und Zeis-Drüsen oder den Schweiß absondernden Moll-Drüsen (Wimperndrüsen) festsetzen. Daraus entwickelt sich ein mit Eiter gefüllter Pickel am Lidrand. Im medizinischen Fachjargon wird das Gerstenkorn mit dem Begriff Hordeolum (von lateinisch hordeum: „Gerste“) bezeichnet.
Der Krankheitsverlauf stellt sich in den meisten Fällen harmlos dar. So heilen vor allem kleinere Gerstenkörner nach wenigen Tagen selbstständig ab. Dennoch kann sich die Entzündung manchmal im Körper ausbreiten und schwer verlaufen. Zur Vorbeugung von Gerstenkörnern lässt sich einiges tun, auch wenn sie nicht immer sicher verhindert werden können. Im Vordergrund steht eine gute Hygiene.
Als wesentliche Ursache bei der Entstehung eines Hordeolums ist das Bakterium Staphylococcus aureus verantwortlich. Dieser Keim ist überall in unserer Umwelt anzutreffen. Die Haut und Schleimhäute, insbesondere die Nase, sind bei beinahe einem Drittel aller gesunden Erwachsenen mit Staphylococcus aureus besiedelt. Hierin liegt somit eine der größten Ansteckungsgefahren mit diesem Mikroorganismus für uns Menschen begründet.
Für die Übertragung von Staphylokokken ist die sogenannte Schmierinfektion oder Kontaktinfektion verantwortlich. In diesem Fall wird zwischen der eigenen Haut oder Schleimhaut als Reservoir der Keime sowie verunreinigten Gegenständen oder Kontaktpersonen unterschieden. Als direkter Überträger sind die Hände anzusehen.
An dieser Stelle zeigt sich, wie wichtig Hygienemaßnahmen zur Vermeidung eines Gerstenkorns sind. Doch so wichtig sie sind, so schwer lassen sich manche Maßnahmen im Alltag umsetzen. Mehrere hundert Mal am Tag berühren wir unser Gesicht und die Augen. Im Wesentlichen geschieht dies, ohne dass ein bestimmter Reiz (Juckreiz, Schmerz) für diese reflexartige Bewegung verantwortlich wäre.
Das Händewaschen bekommt hinsichtlich der Vermeidung eines Gerstenkorns eine wichtige Bedeutung. Um Infektionsrisiken zu senken, wird regelmäßiges Händewaschen empfohlen. Besonders sollten die Hände nach dem Toilettenbesuch, nach dem Umgang mit Abfall, nach dem Heimkommen oder bei anderen Gelegenheiten gereinigt werden, bei denen vermehrt Keime an die Haut gelangt sein können.
Im Gegensatz zur Desinfektion werden bei der Reinigung die Bakterien nicht abgetötet, sondern deren Anzahl wesentlich minimiert. Durch eine Desinfektion hingegen besteht die Wahrscheinlichkeit, die Keime vollständig zu vernichten. Allerdings nimmt bei regelmäßiger Anwendung auch die normale und wichtige Hautflora Schaden.
Im normalen Alltag ist es nicht erforderlich, sich die Hände zu desinfizieren. Meist reicht es aus, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Eine Händedesinfektion ist jedoch angezeigt, wenn ein geplatztes Gerstenkorn versorgt wurde. Im Eiter befindet sich massenhaft Staphylococcus aureus, welcher wiederum an andere Stellen des Körpers, an unsere Mitmenschen sowie auf Gegenstände verteilt werden könnte.
Nicht nur im Sandkasten spielende Kinder besitzen das Risiko einer Ansteckung, auch im Arbeitsleben oder in der Freizeit kommt die Übertragung von Keimen durch eine Schmierinfektion vor. Auf Telefonhörern (ebenso Smartphones) und vor allem auf der Tastatur und Maus konnten zehnmal mehr Bakterien nachgewiesen werden als auf einem Toilettensitz.
Die Gefahr einer Irritation der Augen wird am PC-Arbeitsplatz durch den konzentrierten Blick auf den Bildschirm erhöht. Normalerweise blinzelt der Mensch pro Minute etwa 15 Mal und befeuchtet auf diese Weise das Auge. Dieser Reflex ist beim Blick auf den Bildschirm stark reduziert, was zur Austrocknung und einer verminderten Abwehrreaktion des Auges führt (Office-Eye-Syndrom). Reibt man sich nun noch die Augen, treffen mögliche krankmachende Keime auf ein bereits belastetes Auge.
Beliebt bei Frauen, beliebt bei Bakterien – doch keine Sorge, gute Wimperntusche wird schon bei der Herstellung auf mögliche krankmachende Bakterien untersucht. Die Gefahr liegt in der falschen oder leichtfertigen Verwendung solcher Beautyprodukte. Mascara und Eyeliner besitzen, insbesondere wenn sie zu den ökologischen Produkten gehören, keine Konservierungsmittel und sind entsprechend anfällig für eine Verkeimung. Vor allem die Bürsten können davon betroffen sein. Ein aufgedrucktes Haltbarkeitsdatum sollte nicht überschritten werden. Ebenso kann das Ausleihen von Kosmetika an andere zur Verschleppung einer Verunreinigung führen.
Ist ein Gerstenkorn bereits vorhanden, sollte unbedingt auf die Verschönerung der Augen verzichtet werden. Wurde das Produkt dennoch versehentlich benutzt, sollte es entsorgt werden.
Bei den ersten Anzeichen eines Gerstenkorns sollte auf das Tragen von Kontaktlinsen verzichtet werden. Zwischen der Kontaktlinse und der Hornhaut des Auges bildet sich beim Tragen ein feiner Film aus Eiweißen und Fetten, welcher nach dem Reinigungsvorgang vielfach erhalten bleibt. Bei einem bestehenden Gerstenkorn bietet dieser Film eine gute Grundlage für Bakterien, sich dort zu vermehren. Zudem können Keime die Reinigungslösung kontaminieren (verunreinigen) und stellen die Möglichkeit eines wiederholten Gerstenkorns dar.
Staphylokokken und die weniger häufig an einem Gerstenkorn beteiligten Streptokokken sind Keime, welche überall in unserer Umwelt anzutreffen sind. Damit wir Menschen nicht bei jedem Kontakt mit den Bakterien Krankheiten wie ein Gerstenkorn entwickeln, besitzen wir ein ausgeklügeltes und effektives Abwehrsystem. Doch Staphylokokken sind nicht die einzigen Feinde für den Körper. Ist das Immunsystem beschäftigt, andere Erreger zu vernichten, kann es derart geschwächt sein, dass normalerweise harmlose Keime ihre krankmachende Wirkung entfalten können.
Nicht nur Bakterien, auch andere entzündliche Geschehen und Abwehrreaktionen sind imstande, unsere körpereigene Abwehr zu schwächen. Zur den häufigsten Krankheiten, welche das Immunsystem beeinträchtigen, zählt Diabetes mellitus. Ebenso können Gifte wie Alkohol oder Nikotin unsere Abwehrkräfte reduzieren. Eine weitere Rolle können Schlafmangel und Stress spielen.
Mit der Einhaltung einfacher Hygieneregeln kann man dem Immunsystem eine Menge Arbeit abnehmen. Eine gesunde Lebensweise und Ernährung ist auf vielfältige Weise zu erreichen. Sport, angepasst an die eigenen Möglichkeiten, fördert das Wohlbefinden und stärkt unsere Abwehr auf doppelte Weise.
Bilder von Menschen mit einem Gerstenkorn machen nicht selten einen erschöpften und müden Eindruck. Stress und Schlafmangel sind bekanntermaßen wichtige Faktoren bei der Entstehung von Krankheiten. Ausreichende Pausen machen und den PC zugunsten eines augenschonenden Spaziergangs im Grünen abschalten können einen Teil zur Vermeidung von Infektionen wie dem Gerstenkorn beitragen.
Bei wiederholt auftretenden Gerstenkörnern ist es sinnvoll, Lidrandhygiene durchzuführen. Spezielle warme Kompressen können aufgelegt werden und die Lidränder können im Anschluss vorsichtig massiert werden, um den Inhalt der Drüsen zu lösen. Weiterhin gibt es Reinigungslösungen, die speziell für das Auge und den Lidrand geeignet sind. Hilfreich sind zudem schonende Salben für die Lider, beispielsweise mit dem Wirkstoff Dexpanthenol.
GERSTENKORN.NET, Dr. Jörg Schweikart – Entstehung und Grund, Ursache für Gerstenkorn: https://www.gerstenkorn.net/ursache/ (online, letzter Abruf 08.06.2020)
Amboss – Entzündung der Augenlider: https://www.amboss.com/de/wissen/Entz%C3%BCndungen_der_Augenlider/ (online, letzter Abruf 08.06.2020)
infektionsschutz.de (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)) – Schmierinfektion, Wie werden Erreger bei einer Kontaktinfektion übertragen?: https://www.infektionsschutz.de/infektionskrankheiten/uebertragungswege/schmierinfektion.html (online, letzter Abruf 08.06.2020)
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Chip, Tim Ziemer – Bakterien im Büro: Hier ist es schmutziger als auf der Toilette: https://praxistipps.chip.de/bakterien-im-buero-hier-ist-es-schmutziger-als-auf-der-toilette_104235 (online, letzter Abruf 08.06.2020)
DAZ.online, Julia Borsch – Was hilft beim Gerstenkorn: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/06/21/was-hilft-beim-gerstenkorn/chapter:2 (online, letzter Abruf 08.06.2020)
aktualisiert am 08.06.2020