Ein Gerstenkorn macht sich zuerst durch eine beginnende Schwellung des kompletten Augenlides bemerkbar. In diesem frühen Stadium geht die Erkrankung mit einer Rötung und einem unangenehmen Juckreiz einher. Innerhalb von 24 Stunden konzentriert sich die anfängliche Schwellung auf einen bestimmten Bereich und es entwickelt sich an der entzündeten Stelle ein mit Eiter gefüllter Pickel. Dieser erzeugt im Lidgewebe einen Druck, welcher als dumpfer Schmerz wahrgenommen wird. Insbesondere ein Gerstenkorn an der Lidinnenseite kann als äußerst schmerzhaft empfunden werden, da die eitrige Schwellung zusätzlich die Bindehaut reizt.
Oft lässt sich ein Hordeolum, wie das Gerstenkorn von den Ärzten genannt wird, anhand einer Blickdiagnose erkennen. In diesem Fall handelt es sich meist um ein sogenanntes äußeres Hordeolum. Dabei sind die Talg absondernden Zeis-Drüsen oder die Schweiß bildenden Moll-Drüsen entzündet. Sie liegen am äußeren Rand sowohl des oberen als auch des unteren Augenlids.
Auf der Innenseite der Lider befinden sich die Meibom-Drüsen. Das von diesen Drüsen abgesonderte ölige Sekret (Talg) wird bei jedem Wimpernschlag auf der Oberfläche der Augen verteilt. Es dient somit einem besseren Gleiten der Lider sowie dem Verdunstungsschutz für die Tränenflüssigkeit. Entzünden sich die Meibom-Drüsen, spricht man von einem inneren Gerstenkorn (Hordeolum internum). Dieses zeichnet sich bereits am Anfang des entzündlichen Geschehens durch ein schmerzhaftes Fremdkörpergefühl aus. Wie beim äußeren Gerstenkorn schwillt das Lid bisweilen komplett an. Zu einem starken Juckreiz gesellt sich häufig eine Rötung der Bindehaut. Aus diesem Grund besteht vor allem zu Beginn der Erkrankung eine Verwechslungsgefahr mit einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis).
Die Symptome ähneln sich beim äußeren wie dem inneren Gerstenkorn. Vermutet der Arzt ein inneres Hordeolum, muss er für eine sichere Diagnosestellung das Augenlid umklappen, um den Infektionsherd erkennen zu können.
Verantwortlich für die Entzündung der Meibom-Drüsen beim inneren Gerstenkorn ist überwiegend ein Bakterium mit dem Namen Staphylococcus aureus. Seltener wird das Hordeolum durch Streptokokken verursacht. Beide Keime sind überall in unserer Umwelt sowie zu einem Drittel auch bei gesunden Menschen anzutreffen. Dort besiedeln sie die Haut sowie die Schleimhäute der Nase und der oberen Atemwege. Meist verhalten sich diese Hautkeime harmlos. Wenn sie in die Drüsen der Augen geraten, können diese Bakterien ihre krankmachenden Eigenschaften dort entfalten.
Unser Abwehrsystem ist normalerweise gut auf solche Eindringlinge vorbereitet. Ist das Immunsystem durch andere Infektionen, durch Diabetes mellitus oder widrige Umweltfaktoren (UV-Strahlung, Rauch, chemische Reize) geschwächt, können sich Staphylokokken und Streptokokken leicht vermehren. Abgestorbene Zellen verbinden sich mit den Bakterien zu gelbem Eiter. Sind die Drüsen verstopft, kann dieser nicht mehr abfließen, wodurch es zur Ausbildung eines Gerstenkornes kommt.
Wie das äußere Gerstenkorn kann auch das innere Hordeolum innerhalb von vier bis sechs Tagen von alleine platzen. Liegt das Gerstenkorn an der Lidinnenseite, kommt der infektiöse Eiter unweigerlich mit dem Auge, insbesondere mit der Bindehaut in Kontakt. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, schon im Vorfeld einen Arzt aufzusuchen. Dieser wird ein örtlich wirkendes Antibiotikum in Form einer Salbe oder Augentropfen verschreiben.
Darüber hinaus ist auf eine strikte Hygiene zu achten. Nach Möglichkeit soll man sich nicht mit den Händen in das Gesicht und die Augen fassen. Häufiges Händewaschen oder Händedesinfektion ist in diesem Stadium der Erkrankung besonders wichtig. Kosmetika oder Kontaktlinsen sowie Desinfektionslösungen für Kontaktlinsen sollten ausgetauscht werden.
Bleibt ein inneres Gerstenkorn über einen Zeitraum von einer Woche hinaus bestehen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Diesem stehen je nach Ausprägung unterschiedliche Methoden zur Verfügung, ein Gerstenkorn zum Abklingen zu bringen.
Ein Gerstenkorn ist ein mit ansteckenden Keimen gefüllter Entzündungsherd. Dieser darf ausschließlich von einem Arzt eröffnet werden. Bei einem selbstständigen Versuch, den Eiterpickel auszudrücken, ist das Risiko einer Übertragung der Infektion auf die Bindehaut oder in die Augenhöhle erheblich. Hat sich das Hordeolum nach einer Woche noch nicht von selbst entleert, kann der Augenarzt mit einem Skalpell vorsichtig einen Schnitt setzen, um den Eiter zum Abfließen zu bringen.
Wenn die Ungeduld mit dem Gerstenkorn wächst, können noch vor der Verabreichung von Antibiotika Hausmittel zu einer raschen Besserung führen. Vor allem feucht-warme Kompressen, versetzt mit unterschiedlichen Wirkstoffen, sind vielfach beschrieben. Doch diese können bei einem inneren Gerstenkorn in ihrer Wirksamkeit schnell an ihre Grenzen stoßen. Studien zufolge werden heiße oder warme Kompressen zwar nicht als unsicher bezeichnet, zeigen indes auch keinen großen Nutzen.
Eine größere Wirkung verspricht die Anwendung trockener Wärme, beispielsweise mit einer Rotlichtlampe. Die therapeutisch wirksame Wärme entsteht dabei durch das Eindringen der Strahlung bis wenige Millimeter unter die Haut. Die Augen sollten dabei geschlossen sein. Ein positiver Effekt wird durch eine zwei- bis dreimal tägliche Bestrahlung für fünf bis zehn Minuten erreicht. Unterstützend kann eine sanfte Massage des Lidrandes erfolgen. Ebenso verbessern Mittel zur Benetzung von Hornhaut und Bindehaut (Tränenersatzmittel) die Abwehrfunktion des Auges und sind somit hilfreich bei der Behandlung.
Bei der Verwendung von Olivenöl zur Entfernung von Verklebungen am äußeren Auge ist große Vorsicht geboten. Behandlungen mit ätherischen Ölen, selbst in verdünnter Form, sollten bei einem inneren Gerstenkorn nach Möglichkeit unterbleiben oder ausschließlich nach Rücksprache mit dem Arzt oder Heilpraktiker geschehen.
Bei leichten Formen genügen meist antibiotische Salben oder Tropfen. Diese sollten jedoch nur bei einem akuten Gerstenkorn verwendet werden. Die Antibiotika beugen einer Ausbreitung der Entzündung auf die Bindehaut oder das gesunde Auge vor. Antibiotika, deren Haltbarkeitsdatum überschritten ist, beziehungsweise bereits angebrochene Medikamente bergen das Risiko einer zusätzlichen Ansteckung.
Besteht die Gefahr einer Ausweitung der Infektion, können die Keime nicht mehr ausschließlich mit örtlich anzuwendenden Medikamenten behandelt werden. Insbesondere bei einem inneren Gerstenkorn kann dann die Verabreichung eines systemisch (überall im Körper) wirkenden Antibiotikums in Tablettenform angezeigt sein. Cortisonhaltige Salben oder Tabletten kommen ausschließlich bei einem schweren Verlauf eines Gerstenkorns zum Einsatz.
Die Gabe von Antibiotika ist außerdem nach der chirurgischen Eröffnung eines inneren Gerstenkorns sinnvoll. Dies kann den Heilungsprozess fördern und einer Infektion der Bindehaut vorbeugen.
Ähnlich der Schulmedizin wird eine Eigenmedikation von Mitteln aus der Homöopathie nicht empfohlen. Die Auswahl der Potenzen richtet sich nach der jeweiligen Krankheitssituation. Sie sollte einem erfahrenem Heilpraktiker oder Mediziner überlassen werden. Als hilfreiche homöopathische Arzneien kommen häufig neben dem Augentrost (Euphrasia officinalis) die Honigbiene (Apis mellifica) oder die Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis) zur Anwendung.
GERSTENKORN.NET, Dr. Jörg Schweikart – Beschwerden Hordeolum, Symptome bei Gerstenkorn: https://www.gerstenkorn.net/ursache/ (online, letzter Abruf: 25.05.2020)
Hylo®Eye Care – Lidrandentzündung (Blepharitis): Ursachen, Symptome und Behandlung: https://hylo.de/ursachen/augenentzuendung/lidrandentzuendung-blepharitis/ (online, letzter Abruf: 25.05.2020)
Review of Optometry, Alan G. Kabat; Joseph W. Sowka – Stye vs. Stye, Tips on managing both external and internal hordeola: https://www.reviewofoptometry.com/article/stye-vs-stye (online, letzter Abruf: 25.05.2020)
Medizin Aspekte – Die Auswirkungen von Rotlicht – gesund oder nutzlos?: https://medizin-aspekte.de/die-auswirkungen-von-rotlicht-gesund-oder-nutzlos-62698/ (online, letzter Abruf: 25.05.2020)
aktualisiert am 26.05.2020