Bei einer Entzündung, die sowohl die Hirnhaut als auch das Gehirn selbst erfasst, wird von einer Meningoenzephalitis gesprochen. Dabei können sich sowohl Krankheitszeichen einer Meningitis (der Hirnhautentzündung) als auch der Enzephalitis (der Hirnentzündung) zeigen. Wie die beiden Erkrankungen – wenn sie allein in Erscheinung treten – kann auch die Meningoenzephalitis zu schweren Komplikationen mit Spätfolgen führen. In der medizinischen Praxis besteht dennoch die Chance auf das folgenlose Ausheilen der Erkrankung. In Bezug auf die Auslöser kommen verschiedene Ursachen in Frage. Verbreitet sind allerdings Viren. Allerdings sind auch Bakterien und weitere Erreger in der Lage, das Krankheitsbild entstehen zu lassen.
Grundsätzlich kommt als Ursache für die Entstehung der Meningoenzephalitis ein sehr breites Erregerspektrum in Frage. Dies umfasst:
Allerdings treten in diesem Zusammenhang besonders virale Infektionen in den Vordergrund. Bakterielle Erreger lösen häufig Entzündungen der Hirnhäute aus. Die Hirnhautentzündung (Meningitis) kann auch auf das Hirn übergreifen – und so eine Meningoenzephalitis entstehen lassen. Von Pilzen oder Parasiten verursachte Erkrankungen sind noch einmal deutlich seltener.
Bezüglich der Haupterregergruppe treten in der medizinischen Praxis unter anderem Viren wie
als bekannte Erreger in Erscheinung. Die Ansteckung mit den einzelnen Viren erfolgt auf unterschiedliche Weise. Herpes-Viren oder Masernviren werden zum Beispiel im Regelfall von Mensch zu Mensch übertragen. Gefährdet sind daher Kinder, die Betreuungseinrichtungen besuchen. Im Hinblick auf FSME oder Lassa-Virus handelt es sich um Erreger, welche von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Beim Lassa-Virus sind das Reservoir Mäuse (die Art Natal-Vielzitzenmaus oder Mastomys natalensis), beim FSME-Virus erfolgt eine Übertragung durch Zeckenstiche. In den letzten Jahren hat die Durchseuchung mit FSME-Viren in Deutschland zugenommen.
Aufgrund der Tatsache, dass sich bei der Meningoenzephalitis um eine parallele Entzündung von Gehirn und Hirnhaut handelt, treten Symptome beider Erkrankungen in Erscheinung. Wie die Beschwerden ausgeprägt sind, hängt letztlich auch vom Erreger ab. Symptome können unter anderem sein:
Für die Beteiligung der Hirnhäute sprechen Nackensteifigkeit sowie eine Empfindlichkeit gegenüber Licht oder Geräuschen. Lähmungserscheinungen, Krämpfe oder Sehstörungen sowie Orientierungsstörungen sind der Beteiligung des Gehirns zuzurechnen. Gleiches gilt für Einschränkungen in der Sprachfähigkeit sowie Störungen des Geruchssinns.
Je nach Erreger kann der Verlauf sehr unterschiedlich ausfallen. So bedeutet beispielsweise die Infektion mit dem FSME-Virus nicht automatisch einen schwerwiegenden Krankheitsverlauf. Nur zwischen 10 Prozent bis 30 Prozent der Infizierten zeigen tatsächlich Symptome. Typisch ist für diese Erkrankung ein Verlauf in zwei Phasen. Die neurologische Beteiligung (Auswirkung auf das Nervensystem) tritt im Regelfall erst in Phase 2 auf. Die Inkubationszeit erstreckt sich bis zu vier Wochen – so lange kann es dauern, bis nach der Ansteckung die ersten Symptome kommen. Ganz anders ist die Situation bei einer durch Herpesviren ausgelösten Erkrankung, welche sehr schnell voranschreiten kann.
Die Therapie einer Meningoenzephalitis muss immer auf den Erreger abgestimmt sein. Aufgrund dieser Tatsache ist die Diagnose von großer Bedeutung. Im ersten Schritt wird die Krankengeschichte (Anamnese) erhoben. Erhärtet sich bei der folgenden körperlichen und neurologischen Untersuchung der Verdacht in Richtung Meningoenzephalitis, ist die Entnahme von Nervenwasser über das Rückenmark (Lumbalpunktion) einer der folgenden Schritte. Entsprechend gängiger Leitlinien folgt die Diagnostik einem Stufenschema.
Bei schweren Fällen mit ausgeprägten Anzeichen einer Meningitis wird häufig bereits vor dem Erregernachweis die Behandlung mit Antibiotika aufgenommen. Damit lassen sich Infektionen mit Bakterien umgehend bekämpfen. Bei Viren sind Antibiotika unwirksam. Bezüglich eines viralen Erregers erfolgt die Behandlung oft symptomatisch (mit dem Versuch, die Symptome und den Verlauf zu verbessern). So spricht beispielsweise das FSME-Virus nicht auf gängige Anti-Virus-Medikamente (Virostatika) an. Anders gestaltet sich die Situation bei Herpes-Viren, hier gelten Virostatika wie Aciclovir und Foscarnet oder Ganciclovir als anwendbare Arzneimittel.
Bezüglich der Prognose sind verschiedene Faktoren entscheidend wie:
So liegt die Sterberate bei einer durch Herpes-Viren verursachten Meningoenzephalitis (unbehandelt) bei 70 Prozent. Selbst unter einer Behandlung stirbt jeder zweite bis dritte Patient. Eine deutlich bessere Prognose hat auf der anderen Seite die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis).
Leitlinie Virale Meningoenzephalitis: Deutsche Gesellschaft für Neurologie; 25. August 2015
aktualisiert am 05.06.2019