Hallo, ich möchte meine Geschichte gerne erzählen, vielleicht hilft es jemandem. Ich bin an Scabies erkrankt und es ist, wie es aussieht, noch nicht vorbei. Seit über einem Monat kämpfe ich dagegen an.
Im Nachhinein weiß ich, dass ich Mitte Juli starken Juckreiz an der Hüfte hatte, habe eine Kruste gesehen und dachte, es juckt weil es abheilt. Nun weiß ich, dass es wohl eine Milbe war.
Mitte August haben mein Freund und ich festgestellt, dass wir beide starken Juckreiz haben. Mein Freund ist zu einer Hautärztin, Diagnose Krätzmilbe.
Da es ein Freitag war bin ich zu meinem Hausarzt, dieser hat nichts diagnostiziert und schob meinen Juckreiz auf die Psyche, da ich wohl nur Angst hätte es ebenfalls zu haben.
Daraufhin bin ich den Montag darauf als Notfallpatientin zu der gleichen Hautärztin wie mein Freund gegangen.
Diagnose der Hautärztin Nr. 1: Krätzmilbe. Bei mir wurde es am Handgelenk entdeckt, andere Stellen gab es garantiert.
Wir haben etwas Zeitversetzt Permethrinsalbe aufgetragen(er am Freitag, ich am Montag), Wiederholung nach 6 Tagen. Kontakt vermieden.
Wäsche gewaschen, Wohnungen gesäubert (wir leben nicht im gleichen Haushalt), Wäsche, die nicht bei 60° gewaschen werden kann in Säcke für 2 Wochen, Schuhe für 4 Tage in Säcke(logistisch nicht anders möglich). Alle Säcke mit Datum versehen.
Ab hier spreche ich wieder nur von meinen Erfahrungen, nicht von denen meines Partners. Es sei aber gesagt, dass er alle Maßnahmen ebenfalls durchgeführt hat und wir alle Behandlungen(bis auf die erste und letzte) parallel durchgeführt haben.
Hier der Verlauf:
- Mitte August erste Behandlung Permethrin. Milderung des Juckreizes.
- 6 Tage später zweite Permethrinbehandlung.
- Zwei Tage später wegen Juckreizes zu Hautärztin Nr. 2 zur Kontrolle von ein Paar prägnanten Stellen, es wurde mit bloßem Auge raufgeguckt und mir gesagt, dass es ja nach der ersten Behandlung bereits weg sein müsste. (Ich weiß, dass es einige Zeit nach der Behandlung immer noch jucken kann). Auf meine Bitte hin wurde meine Kopfhaut mehr oder weniger observiert. Anscheinend trockene Kopfhaut (ich habe eigentlich schnell fettendes Haar) und daher Juckreiz.
- Am darauffolgenden Tag zu Hautärztin Nr. 3, gleicher Grund, mit Lupe angeguckt, kein Befund.
- Eine Woche später Hautärztin Nr. 4, Untersuchung an einer juckenden Stelle an Hand ergab: "Ich sehe einen Eingang und Ausgang, ob noch etwas drin ist weiß ich nicht". Daraufhin habe ich eigenmächtig etwas übriggebliebene Permethrinsalbe auf diese Stelle aufgetragen. Juckreiz hörte auf.
- Ich habe mir daraufhin eine Juwelierlupe, 60-fach Vergrößerung, ein paar wenige Euro bei Ebay oder Amazon, gekauft.
- Mit dieser Lupe habe ich ein paar Tage später am Handgelenk eine Stelle entdeckt, mit einer Stecknadel mehr aus Neugier hineingepiekst und konnte durch die Lupe eine lebende Krätzmilbe an der Nadel erkennen, in ein Stück Tesafilm eingeschlossen.
- Da es Wochenende war mit Freund in die Notaufnahme, der Arzt wollte/konnte uns keine Ivermectin Tablette verschreiben, eine dritte Behandlung mit Permethrinsalbe haben wir abgelehnt.
- Am nächsten Tag wieder mit Freund zu Hautärztin Nr. 4 und mit Milbe im Tesa als Beweis, durch eindringliches Bitten Ivermectin Tabletten verschrieben bekommen(welche noch nichtmal bei denen im System war), abends parallel eingenommen.
- Am nächsten Tag Abholung eines Rezeptes einer zweiten Dosis Ivermectin Tabletten
- Eine Woche später erneuter Fund einer lebenden, eingegrabenen Milbe dank Lupe auf Innenseite des Beins. Leider kein Tesafilm.
- Am nächsten Tag mit Freund zur gleichen Hautärztin(Nr. 4), wollte den Fund nicht glauben, hat eine Kortisoncreme verschrieben. "Eigentlich ist es schon nach der ersten Behandlung weg"
- Am gleichen Tag zu Hautärztin Nr. 5. Hat gesagt, dass die Tablette alles von innen heraus abtötet und ich clean sein müsste. Den letzten Fund einer lebenden Milbe hat sie ignoriert, bzw. hätte ich sie ja entfernt und damit sei die Gefahr gebannt.
- Eine Woche später erneuter Fund einer Milbe dank Lupe auf dem Schienbein, bin durch prägnanten Juckreiz auf die Stelle aufmerksam geworden. Da ich einen Tesafilmstreifen direkt auf die Haut geklebt und darunter dann mit der Nadel in die Stelle gepiekst habe konnte ich nicht sagen ob sie noch lebt oder nicht.
- Einnahme einer zweiten Dosis Ivermectin Tabletten. Freund hat keine Beschwerden, hat diese Behandlung nicht mitgemacht.
Handtücher habe ich anfangs ein Mal am Tag gewechselt, bzw. nach dem Duschen sofort in Säcke getan, Irgendwann bin ich auf Papierhandtücher umgestiegen oder habe meine Hände an meiner Kleidung "abgetrocknet".
Kleidung ein Mal am Tag gewechselt, Schlafanzüge nur für eine Nacht benutzt, ebenfalls danach sofort in Säcke bis die nächste Waschladung voll war. Jacken habe ich in Säcke gesteckt oder zur chemischen Reinigung gegeben.
Schmuck und Haarbürsten in einer Tüte in den Gefrierer für 24Stunden (habe mitlerweile 3 Haarbürsten die ich in einem Zyklus verwende).
Jeden Tag gesaugt(Beutel danach sofort weggeschmissen), jeden Tag gewischt(Wischtuch sofort in einen Sack oder direkt bei 90° waschen), den Teppichboden(Filzboden) mit einem Dampfreiniger einmalig gereinigt, die Matratze, Schreibtischstuhl bzw. Polster mit einem Dampfbügeleisen einmalig abgebügelt und zusätzlich öfters gesaugt, mit Sagrotan eingesprüht(wurde mir empfohlen, habe sonst aber nirgendwo etwas darüber gelesen oder gehört, dass es Milben abtötet).
Bei allen Tätigkeiten Einweghandschuhe benutzt. Beim Beziehen von neuer Bettwäsche neue Handschuhe angezogen.
Finger- und Fußnägel immer kurz gehalten, Kratzen unterdrückt oder nur über Textilien etwas "gerieben".
Sanftes Shampoo und Duschgel benutzt, danach sanfte Bodylotion.
Die Menge an Waschmaschinenladungen ist nicht mehr zählbar. Jeden Tag mindestens eine Waschmaschine mit Bettzeug.
Mittlerwele bin ich etwas abgeklärter und versuche ruhig zu bleiben, da ich es fast schon nicht mehr glauben kann, dass es immer wieder kommt. Meine Psyche hat enorm gelitten und ich habe Gewicht verloren. Endlose Recherche im Internet trägt fürs allgemeine Wohlbefinden nicht gerade bei, allerdings habe ich die meisten Infos, wie man sich verhalten soll aus diversen Artikeln und Ärzteblättern online gefunden, was mir all die Ärzte nicht sagen konnten.
Sich in tröstende Arme legen ist momentan undenkbar, ich möchte niemanden anstecken. Körperlichen Kontakt zu Freund, Freunden und Bekannten(Handschütteln, kurze Umarmungen etc.) halte ich gering.
Bei mir sind die Stellen sehr unauffällig, eigentlich gar kein
Ausschlag o.Ä.
Ich frage mich:
- Tötet Ivermectin auch Larven(die anscheinend nicht unter der Hautoberfläche bleiben?) und Eier ab?
- Habe ich die Tiere auch auf dem Kopf? Oder laufen sie in meinen Haaren herum und habe ich deshalb immer wieder einen Neubefall?
Es ist ein langer Text geworden. Vielleicht fällt das auch unter Eigentherapie ;)
Sofern die Geschichte noch weitergehen sollte werde ich mich hier nochmal melden.
Ich wünsche allen Betroffenen starke Nerven und eine gute Besserung!