Die Fiebertherapie ist eine Therapieform, bei der durch einen Entzündungsreiz eine künstliche Erhöhung der Körpertemperatur (Hyperthermie) und somit eine Heilwirkung auf bestimmte Krankheiten ausgeübt wird.
Bereits in der Antike, in verschiedenen Kulturen sehr wahrscheinlich auch schon früher, erkannte man, dass Fieber ein wichtiger Mechanismus des Körpers ist, Krankheiten zu bekämpfen. Der amerikanische Chirurg William B. Coley arbeitete um 1900 die Fiebertherapie weiter aus und behandelte damit unterschiedliche chronische Erkrankungen. Ein weiterer Mediziner, der die Entwicklung der Fiebertherapie voranbrachte, war der Österreicher Julius Wagner-Jauregg, der Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts intensiv an der Wirkung von künstlich erzeugtem Fieber durch Malariaerreger forschte.
Bei der Fiebertherapie werden dem Körper Pyrogene (= Fieber erzeugende) Stoffe verabreicht. Durch einige Mechanismen und Reaktionen des Immunsystems entwickelt der menschliche Körper dadurch eine höhere Temperatur als normalerweise in gesundem Zustand. Durch die erhöhte Körpertemperatur laufen Stoffwechselvorgänge schneller und effektiver ab, das Abwehrsystem wird aktiviert, und es kommt zu einer vermehrten Ausschleusung von Giftstoffen aus dem Körper. Bei der Fiebertherapie bewirkt man die Reaktion des Körpers, die Temperatur zu erhöhen, durch Injizieren von pyrogenen Substanzen wie beispielsweise pflanzlichen Bestandteilen, bakteriellen Zellwänden oder inaktivierten Bakterien.
Über Abwehrmechanismen imitiert man eine Infektion, bei der in diesem Fall keine wirklichen Krankheitserreger vorliegen. Es wird bei dieser Therapie eine Körpertemperatur zwischen 38,5°C und 40°C angestrebt, welche für den Therapieerfolg wenigstens zwei Stunden anhalten sollte. Man kann die Temperaturerhöhung durch andere Mechanismen wie z.B. Infrarotbestrahlung verstärken.
Eines der Einsatzgebiete der Fiebertherapie stellt die Krebsbekämpfung dar. Krebszellen können durch die erhöhte Temperatur zum Stillstand oder sogar zum Absterben gebracht werden, so dass im Optimalfall sowohl der Ursprungstumor nicht weiter wächst oder sogar einschmilzt als auch mögliche Tochtergeschwülste verhindert, im Wachstum gehemmt werden können oder möglicherweise verkleinert werden können. Dabei kann die Fiebertherapie beispielsweise mit einer Chemotherapie kombiniert werden. Eine örtliche Wärmezufuhr kann ebenfalls sehr wirksam gegen Tumoren sein.
Weitere wichtige Möglichkeiten der Fiebertherapie ergeben sich durch verschiedene andere ungenügend ausheilende Krankheiten, vor allem bei allergischen Belastungen und bei Autoimmunerkrankungen (Krankheiten, bei denen durch das Immunsystem eigene Körpergewebe geschädigt werden) wie Rheuma, Hauterkrankungen oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Ebenso kann man gegen Depressionen sowie zur Ausleitung von Gift aus dem Körper eine Fiebertherapie vornehmen. Die Fiebertherapie ist ein heute nur noch selten vorgenommenes Verfahren, die Körpertemperatur zu erhöhen und Krankheiten zu bekämpfen. Grund ist, dass die Fiebertherapie erhebliche Risiken birgt, welche bei anderen Therapie- und Hyperthermiemethoden teilweise nicht gegeben sind.
Gegenanzeigen stellen Herz-Kreislauf-Belastungen wie Durchblutungsstörungen, Herzschwäche und Angina pectoris dar, bei denen es zu einer Verschlimmerung unter der Fiebertherapie kommen kann. Bei Hirntumoren kann es zu Krampfanfällen kommen. Zudem lässt sich die Fiebertherapie nicht gut kontrollieren und regeln, so dass sich manchmal eine überschießende, manchmal auch eine fast fehlende Temperaturerhöhung findet. Besonders bei einer Krebsbehandlung und bei gravierenden Krankheiten sollte auf andere Methoden, die in der Schulmedizin verankert sind, nicht verzichtet werden.
Letzte Aktualisierung am 29.05.2020.