Der Calcaneus ist das knöcherne Fersenbein am Fuß. Calcaneuszysten (oft auch Kalkaneuszysten geschrieben) sind nahezu immer gutartig und kommen sehr selten vor. Eine Zyste ist ein mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum. Meist ist die Flüssigkeit klar, sie kann aber auch blutig gefärbt sein.
Calcaneuszysten gehören in den meisten Fällen zu den solitären (einfachen oder einkammerigen) Knochenzysten. Calcaneuszysten sind häufig ein Zufallsbefund. Sie werden entdeckt, wenn beispielsweise im Rahmen einer Sprunggelenksverletzung ein Röntgenbild, eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt wird. Sie können auch auffällig werden, weil der Betroffene Schmerzen im Bereich der Ferse hat. Überwiegend sind Kinder oder Jugendliche betroffen. Deshalb wird auch oft von der juvenilen (für junge Menschen charakteristischen) Knochenzyste des Calcaneus gesprochen.
Auch wenn die Calcaneuszyste an sich gutartig ist, kann sie weitreichende Folgen haben. Eine sehr große Zyste verringert die Stabilität des Knochens. Dies kann am gewichttragenden Fersenbein zu Brüchen (Frakturen) des Knochens führen. Je nach Symptomatik und Größe der Zyste kommt eine konservative (ohne Operation auskommende) oder eine operative Behandlung in Frage.
Die Ursache für die Entstehung einer Calcaneuszyste ist noch weitgehend ungeklärt. Eine gestörte Durchblutung in der Ferse kann ein Grund sein. Auch Krafteinwirkungen auf das Fersenbein durch Stürze oder Unfälle kommen als Ursache in Frage.
In vielen Fällen verursacht eine Calcaneuszyste keine Beschwerden. Sie wird dann zum Beispiel zufällig bei einer Röntgen-, CT- oder MRT-Diagnostik entdeckt, die aufgrund eines Umknicktraumas oder einer anderen Verletzung durchgeführt wird. Wenn eine Calcaneuszyste Symptome auslöst, sind dies Schmerzen an der Ferse oder am Rückfuß und/oder eine Schwellung in diesem Bereich. Falls sich aufgrund der Zyste ein Bruch des Fersenbeins ereignet, kommt es zur Veränderung der Fußform, zu verminderter Belastbarkeit und Beweglichkeit und somit zu starken Problemen beim Gehen.
Wenn der Verdacht auf eine Calcaneuszyste besteht, werden Röntgen-, MRT- und oft auch CT-Bilder angefertigt. Soll der Befund zweifelsfrei gestellt werden, ist eine histologische (feingewebliche) Untersuchung mit Hilfe einer Gewebeentnahme (Biopsie) erforderlich. Diese ist aber meist nicht zwingend erforderlich. Die bildgebende Diagnostik ermöglicht eine weitgehend sichere Festlegung auf eine Calcaneuszyste.
Es gibt verschiedene Erkrankungen, die sich ähnlich zeigen wie die Calcaneuszyste. Dies können weitere gutartige (benigne), aber auch bösartige (maligne) Erkrankungen sein.
Gutartige Veränderungen, die einer Calcaneuszyste ähneln können, sind:
Mögliche bösartige Tumore sind:
Weitere mögliche Erkrankungen sind:
Es gibt zahlreiche Diagnosen, die sich in bildgebenden Verfahren ähnlich darstellen wie die Calcaneuszyste. Viele davon treten aber sehr selten auf.
Die Therapie ist abhängig von der Symptomatik und von der Größe der Zyste. Wenn eine kleinere Zyste keine Beschwerden verursacht und zufällig festgestellt wurde, reicht es oft aus, diese zu beobachten und regelmäßig auf mögliche Veränderungen zu kontrollieren. Für große Zysten, die keine Symptome verursachen, aber die Stabilität des Knochens gefährden und somit das Frakturrisiko erhöhen, kann eine Operation erwogen werden. Grund hierfür ist, dass einmal eingetretene Fersenbeinbrüche oft schwer zu korrigieren sind und häufig eine Formveränderung des Fußes mit sich bringen. Diese wirkt sich negativ auf die Funktion aus, also die Beweglichkeit und die Belastungsfähigkeit des Fußes. Das Gehen kann stark beeinträchtigt werden. Häufig können dann auch frühere sportliche Aktivitäten nicht mehr ausgeführt werden.
Folgende Therapiemöglichkeiten stehen bei einer Calcaneuszyste zur Verfügung:
Da die Ursachen für die Entstehung einer Calcaneuszyste weitgehend unbekannt sind, ist ein Vorbeugen nicht möglich.
Die Prognose der Calcaneuszyste ist prinzipiell gut. Da das Fersenbein im Alltag hohen Belastungen ausgesetzt ist und Brüche des Calcaneus oft nicht folgenlos ausheilen, müssen durch die Zyste entstehende Frakturen unbedingt vermieden werden. Aus diesem Grund wird auch bei nicht symptomatischen, aber großen Zysten häufig operiert. Kommt es doch zu einem Fersenbeinbruch, heilt ein Teil der Zysten danach ohne Operation aus. Zu bedenken ist aber, dass es in der Folge zu Formveränderungen am Fersenbein und am Fuß insgesamt kommen kann. Diese können die Belastbarkeit und die Funktion des Fußes nachhaltig negativ beeinflussen.
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aktualisiert am 17.05.2022