Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist keine Seltenheit und in vielen Fällen komplikationslos. Er sollte allerdings gut beobachtet werden. Denn je nachdem, zu welchem Zeitpunkt in der Schwangerschaft der Bluthochdruck auftritt und mit welchen Begleiterscheinungen, kann es für Mutter und Kind gefährlich werden.
Von Bluthochdruck (Hypertonie) spricht man bei Werten von über 140/90 mmHg. Ein hoher Blutdruck ist immer ein Alarmsignal – besonders aber in der Schwangerschaft. Fast jede zehnte Frau leidet in ihrer Schwangerschaft an Bluthochdruck. Erstgebärende sind dabei häufiger betroffen als Frauen, die schon schwanger waren.
Bluthochdruck in der Schwangerschaft kann verschiedene Ausprägungen annehmen. Unter dem Begriff hypertensive Schwangerschaftserkrankungen werden die verschiedenen Krankheitsbilder zusammengefasst. Dazu gehören:
Eine schwangerschaftsunabhängige Hypertonie liegt vor, wenn die Frau bereits vor der Schwangerschaft erhöhten Blutdruck hatte. Wurde sie medikamentös behandelt wurde, müssen blutdrucksenkende Medikamente auch während der Schwangerschaft weiter eingenommen werden – allerdings solche, die für Schwangere geeignet sind. Meist kommt hier Alpha-Methyldopa zum Einsatz. Auch Betablocker wie Metoprolol und Calciumantagonisten können verabreicht werden. ACE-Hemmer und Sartane sollten während der Schwangerschaft nicht eingenommen werden, auch Diuretika (Entwässerungsmittel) gelten als problematisch.
Bei Schwangeren mit chronischem Bluthochdruck kommt es nur selten zu Komplikationen. Eine mögliche Komplikation ist aber eine Pfropfpräeklampsie (Pfropfgestose). Das bedeutet, dass sich aus der bestehenden Hypertonie eine Präeklampsie entwickelt. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, dass Frauen mit chronischem Bluthochdruck ihre Schwangerschaft engmaschig ärztlich kontrollieren lassen.
Eine Präeklampsie kann nach Abschluss der 20. Schwangerschaftswoche auftreten. Tritt sie vor der 34. Schwangerschaftswoche ein, spricht man von einer frühen, danach von einer späten Präeklampsie. Die Erkrankung kann unterschiedlich schwer verlaufen.
Ursache für eine Präeklampsie ist eine Fehlentwicklung der Plazenta (Mutterkuchen). Ein erster Hinweis darauf kann sich in der Dopplersonografie zeigen. Diese spezielle Ultraschalluntersuchung mit Blutfluss-Darstellung wird häufig zwischen der 22. und der 24. Schwangerschaftswoche durchgeführt.
Folgende Symptome und Befunde treten bei einer Präeklampsie auf:
Einige Faktoren begünstigen die Entstehung einer Präeklampsie:
Mithilfe von Blutwerten lässt sich das Risiko für die Entstehung einer Präeklampsie besser einschätzen. Dafür wird das Verhältnis zweier Werte im Blut bestimmt (sFlt-1/PlGF-Quotient).
Wie eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung behandelt werden muss, ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Essenziell ist eine engmaschige Blutdruckkontrolle. Der Blutdruck sollte dreimal täglich gemessen und protokolliert werden. Schwangere sollten ihren Blutdruck immer im Sitzen messen. Ihren Arzt aufsuchen sollten Frauen, wenn der abendliche Blutdruck stets höher ist als der morgendliche. Dies könnte ein Anzeichen für eine beginnende Präeklampsie sein.
Sobald der Blutdruck über 160/100 mmHg steigt, sollte die Schwangere eine Klinik aufsuchen. Werte von 170/110 mmHg gelten als Notfallsituation.
Außerdem ist eine wöchentliche ärztliche Untersuchung von Mutter und Kind erforderlich. Dabei wird auch die Eiweißausscheidung im Urin gemessen und gegebenenfalls ein Ultraschall gemacht, um zu sehen, ob sich das Kind normal entwickelt.
Bei leichten Formen ist eine medikamentöse Behandlung nicht notwendig, auch bei mittelschweren Erkrankungen sollte nach Möglichkeit darauf verzichtet werden. Bei Werten von 140-150 mmHg/95-100 mmHg werden aber häufig Medikamente eingesetzt, um Komplikationen zu vermeiden. Die Frage, ob das Risiko der medikamentösen Therapie oder das Risiko einer unbehandelten Hypertonie überwiegen, muss sorgfältig abgewogen werden.
Schwere Krankheitsverläufe erfordern einen Krankenhausaufenthalt und die medikamentöse Senkung des Blutdrucks. Bei Gefahr für Mutter oder Kind kann eine vorzeitige Entbindung per Kaiserschnitt notwendig werden. Bluthochdruck in der Schwangerschaft muss sehr ernst genommen werden. Aus einer Präeklampsie kann sich eine Eklampsie entwickeln, die zu schweren Organschäden, Blutungen, Nierenfunktionsstörungen bis hin zu Nierenversagen führen kann. Bluthochdruck ist eine der häufigsten Todesursachen bei schwangeren Frauen.
Ist der Blutdruck nur leicht erhöht, kann die Frau normal ihrer Arbeit nachgehen und auch körperlich aktiv sein, sie sollte aber größere Anstrengungen meiden. Frauen, die sonst auch regelmäßig Sport treiben, können weiterhin trainieren, sollten aber nicht an ihre Leistungsgrenzen gehen. Von Krafttraining ist abzuraten.
Höhere Blutdruckwerte erfordern das Einhalten einer gewissen Ruhe, sowohl körperlich als auch seelisch. In einigen Fällen kann das bedeuten, dass die Schwangere eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erhält. In schwereren Fällen wird auch Bettruhe verordnet.
Gesunde Ernährung ist in der Schwangerschaft doppelt wichtig. Eine salzarme Kost, wie sie Blutdruckpatienten häufig empfohlen wird, ist aber für Schwangere nicht geeignet.
Leichte Formen einer Präeklampsie verlaufen meist komplikationslos. Der Blutdruck muss überwacht werden, ansonsten kann die Frau normal spontan entbinden. Ein Kaiserschnitt ist notwendig, wenn Komplikationen auftreten.
Eine Präeklampsie kann auch das Kind schädigen. Liegt eine gestörte Plazenta-Entwicklung vor, kann es, vor allem bei einer frühen Präeklampsie, zu einer Wachstumsstörung des Kindes im Mutterleib kommen (intrauterine Wachstumsretardierung, IUGR). Bei einer späten Präeklampsie oder Gestationshypertonie ist IUGR seltener.
Nach der Entbindung sinkt in aller Regel der Blutdruck innerhalb von sieben Tagen und spätestens innerhalb von sechs Wochen langsam wieder auf Normalniveau. Der Blutdruck sollte allerdings im Krankenhaus für 48 Stunden überwacht werden. Wurde der Blutdruck medikamentös gesenkt, dürfen die Medikamente nicht einfach abgesetzt werden, sondern müssen langsam ausgeschlichen werden.
Frauen, die in ihrer Schwangerschaft eine Präeklampsie durchlebt haben, haben ein sehr hohes Risiko, im späteren Leben an chronischem Bluthochdruck zu erkranken. Die regelmäßige Blutdruckkontrolle ist daher vor allem mit den einsetzenden Wechseljahren wichtig.
Charité Berlin, Klinik für Geburtsmedizin – Bluthochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft: https://geburtsmedizin.charite.de/leistungen/bluthochdruck_in_der_schwangerschaft/ (online, letzter Abruf: 24.08.2020)
DAZ, Christine Vetter – Hypertonie - Schwangerschaftshypertonie nicht unterschätzen: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2009/daz-18-2009/schwangerschaftshypertonie-nicht-unterschaetzen (online, letzter Abruf: 24.08.2020)
MSD Manual, Lara A. Friel – Hypertonie in der Schwangerschaft: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/gyn%C3%A4kologie-und-geburtshilfe/schwangerschaftskomplikationen-durch-erkrankung/hypertonie-in-der-schwangerschaft (online, letzter Abruf: 24.08.2020)
Internisten im Netz, Prof. Dr. med. Wolfram Delius – Bluthochdruck: Besonderheiten in der Schwangerschaft: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/bluthochdruck/besonderheiten-in-der-schwangerschaft.html (online, letzter Abruf: 24.08.2020)
aktualisiert am 24.08.2020