Vor allem bei Patienten, die an chronischem Bluthochdruck (Hypertonie) leiden, kommt es vor, dass der Blutdruck plötzlich ansteigen kann. Akuter Bluthochdruck kann harmlos sein, aber auch ein medizinischer Notfall mit schweren Folgen.
Blutdruckwerte über 140/90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) definieren einen Bluthochdruck. Von einer hypertensiven Krise (akute Blutdruckentgleisung) spricht man, wenn der Blutdruck rasant und stark ansteigt. Die Werte dafür variieren: Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie spricht ab Werten von 230/130 mmHg von einer hypertensiven Krise. Europaweit sind die Grenzwerte niedriger festgelegt: Eine hypertensive Krise liegt bei einem systolischen (oberen) Wert in Ruhe von 180 mmHg oder höher vor.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen hypertensiver Krise und hypertensivem Notfall. Letzterer ist eine Blutdruckentgleisung, die zusammen mit einer akuten Herz-Kreislauf-Erkrankung auftritt, wie zum Beispiel einem Schlaganfall. Während eine hypertensive Krise meist harmlos verläuft und sich gut behandeln lässt, ist ein hypertensiver Notfall lebensbedrohlich.
Plötzlicher Blutdruckanstieg ist bei Menschen, die an Bluthochdruck leiden, nicht ungewöhnlich. Männer sind häufiger davon betroffen als Frauen. Bei Personen, die bisher keine bekannte Bluthochdruck-Erkrankung haben, ist der plötzliche hohe Blutdruck jedoch ebenfalls möglich.
Folgende Faktoren können für den plötzlich steigenden Blutdruck verantwortlich sein:
Anders als chronischer Bluthochdruck, der sich mit den Jahren langsam entwickelt und lange symptomlos bleiben kann, macht sich eine Bluthochdruckkrise deutlich bemerkbar. Folgende Symptome können auftreten:
Diese Symptome können nur schwach ausgeprägt sein. Sie können sich aber auch massiv äußern und den Patienten stark beunruhigen.
Ein hypertensiver Notfall liegt vor, wenn der Blutdruck ansteigt und sich zugleich eine lebensbedrohliche Störung im Herz-Kreislauf-System entwickelt. Dies sind beispielsweise:
Zu einem hypertensiven Notfall kommt es häufig dann, wenn bereits Vorerkrankungen vorliegen.
Während bei einer hypertensiven Krise Brustschmerz und Atemnot eher selten auftreten, gehören sie beim hypertensiven Notfall häufig dazu. Ferner sind folgende Symptome mögliche Alarmzeichen, die einen sofortigen Notruf unter 112 erfordern:
Bei Anruf der 112 sollten die Symptome geschildert und gegebenenfalls der Verdacht auf den akuten Bluthochdruck geäußert werden. So kann der Notarzt gleich vor Ort sein und mit der Behandlung beginnen.
Menschen, die bereits länger an hohem Blutdruck leiden, haben möglicherweise schon öfter eine hypertensive Krise durchlebt. Sie wissen, so erschreckend der rasante Blutdruckanstieg ist, er ist selten akut lebensbedrohlich und lässt sich einfach behandeln. Trotzdem ist zu beachten: Eine hypertensive Krise, vor allem dann, wenn sie mit stärkeren Symptomen einhergeht, ist einem hypertensiven Notfall sehr ähnlich und kann vom Laien nicht einfach unterschieden werden. Und auch aus einer hypertensiven Krise kann sich, wenn sie nicht behandelt wird, ein hypertensiver Notfall entwickeln. Deshalb erfordert eine akute Blutdruckentgleisung medizinische Aufklärung.
Das Ausmaß der Beschwerden entscheidet, ob ein Notruf getätigt werden muss. Im Zweifelsfall gilt: Lieber einmal zu häufig den Notruf alarmieren als zu spät handeln. Patienten, die wegen Bluthochdruck in medizinischer Behandlung sind, sollten vom Arzt aufgeklärt werden, was bei einem plötzlichen Blutdruckanstieg zu tun ist.
Bei einer Bluthochdruckkrise ohne ernste Beschwerden kann der Patient zunächst eine halbe Stunde abwarten, sich hinlegen, versuchen zu entspannen. Häufig sinkt der Blutdruck von alleine wieder.
Oft gibt der Arzt dem Patienten eine Notfallmedikation mit an die Hand. Dies kann zum Beispiel eine Gabe des Wirkstoffs Clonidin sein, das blutdrucksenkend und beruhigend wirkt. Eine weitere Möglichkeit ist ein Nitroglycerin-Spray, das ansonsten bei Herzbeschwerden und Herzinfarkt zum Einsatz kommt. Der Patient kann es sich selbst in einer hypertensiven Krise in den Mund sprühen.
Der Arzt sollte auf jeden Fall gerufen werden, wenn:
Akuter Bluthochdruck sollte innerhalb von 24 Stunden behandelt werden. Selbst wenn es schwerfällt, sollte man versuchen, möglichst ruhig zu bleiben. Nach Möglichkeit sollte der Blutdruck gemessen werden. Die Werte sollten an den Arzt durchgegeben werden.
Ein Arzt kann meist schnell erkennen, ob eine hypertensive Krise oder ein Notfall vorliegt und entsprechend verfahren.
Ziel ist es, den Blutdruck innerhalb von 24 bis 48 Stunden kontinuierlich, aber langsam auf unter 160/90 mmHg zu senken. Dabei kommen folgende Medikamente zum Einsatz:
Je nach Schwere der Krise kann die Behandlung zu Hause oder stationär durchgeführt werden. Eine stationäre Behandlung ermöglicht es, den Blutdruck engmaschig zu kontrollieren und zu überwachen, wie die Medikamente anschlagen. Die Prognose einer hypertensiven Krise ist gut.
Bei einem Bluthochdrucknotfall besteht Lebensgefahr oder zumindest das Risiko von dauerhaften Organschädigungen. Deshalb ist es hier das Ziel, den Blutdruck möglichst schnell zu senken. Die Behandlung kann bereits vom Notarzt angestoßen werden. Der Patient muss stationär aufgenommen und intensivmedizinisch versorgt werden.
Die Medikamente werden in die Blutbahn (intravenös) verabreicht. Ziel ist es, den Bluthochdruck in den ersten vier Stunden nach dem Anstieg um bis zu 25 Prozent zu senken. Um eine Minderdurchblutung von Gehirn, Herz und Nieren zu vermeiden, sollte der Wert aber nicht unter 180/100 mmHg fallen. Im weiteren Verlauf wird der Blutdruck dann langsam auf 160/100 mmHg gesenkt und auf diesem Niveau für bis zu 24 Stunden stabilisiert.
Bei einem hypertensiven Notfall wird primär aber die Grunderkrankung, wie zum Beispiel ein Herzinfarkt, behandelt. In diesem Fall wird das verengte Blutgefäß, das den Herzinfarkt ausgelöst hat, geweitet. Der Blutfluss ist wieder gewährleistet und auch der Blutdruck sinkt.
Bluthochdruckpatienten sollten es sich zur Gewohnheit machen, ihren Blutdruck einmal am Tag zu messen. Die Werte sollten sie protokollieren. So lassen sich schleichende Anstiege ebenso schnell aufspüren wie drohende Bluthochdruckkrisen. Hat der Patient seinen Blutdruck täglich im Blick, kann er einem ungewohnten Blutdruckanstieg entgegenwirken, bevor es zu einer Krise kommen muss. Besonders nach einer Bluthochdruckkrise sollte der Blutdruck konstant überwacht werden.
cardioguide, Harald Schwacke – Hypertensive Krise (Bluthochdruckkrise): https://www.cardio-guide.com/erkrankung/hypertensive-krise/ (online, letzter Abruf: 03.08.2020)
PTA heute, Ulrike Weber-Fina – Plötzlicher Blutdruckanstieg: Notfall oder Entwarnung?: https://www.ptaheute.de/news/artikel/ploetzlicher-blutdruckanstieg-notfall-oder-entwarnung/ (online, letzter Abruf: 03.08.2020)
aktualisiert am 03.08.2020