Bluthochdruck (Hypertonie) ist ein weit verbreitetes Leiden – vor allem jenseits der Lebensmitte. Wird hoher Blutdruck nicht dauerhaft gesenkt, können die Folgen lebensgefährlich sein. Um Hypertonie zu bekämpfen, stehen Betroffenen eine Reihe wirksamer Medikamente zur Verfügung.
Bluthochdruck hat eine gefährliche Eigenschaft, die Betroffene häufig zu Fahrlässigkeit verleitet: Er macht sich nicht bemerkbar. Manche Hypertoniker fühlen sich gelegentlich ein bisschen müde, haben Kopfschmerzen oder schlafen schlecht. Andere wiederum spüren gar nichts. Die weitgehende Symptomlosigkeit birgt zwei Gefahren: Erstens kann Bluthochdruck sehr lange unbemerkt bleiben und dabei den Körper nachhaltig schädigen. Zweitens nehmen selbst Hypertoniker, die um ihren hohen Blutdruck wissen, die Gefahr oft nicht ernst genug, die damit verbunden ist. Das kann zur Folge haben, dass weiterhin ein ungesunder Lebensstil gepflegt wird und dass wichtige blutdrucksenkende Tabletten nicht oder nicht mit der nötigen Konsequenz eingenommen werden.
Man schätzt, dass die Hälfte aller Schlaganfälle und Herzinfarkte vermeidbar wären, würde hoher Blutdruck rechtzeitig effizient therapiert. Wird ein erhöhter Blutdruck festgestellt, muss der Betroffene handeln und Maßnahmen ergreifen. Wie diese Maßnahmen aussehen, ist abhängig davon, wie stark erhöht der Blutdruck ist. Hochnormaler Blutdruck (130-139/85-89 mmHg) lässt sich oft mit einer Umstellung der Lebensgewohnheiten senken. Maßnahmen sind:
Werden diese Maßnahmen konsequent umgesetzt, sinkt der Blutdruck innerhalb von drei Monaten. Wird der neue Lebensstil beibehalten und stagnieren die Werte auf einem akzeptablen Wert, sind Medikamente nicht notwendig. Ein grober Zielwert für Menschen unter 65 ist ein systolischer (oberer) Wert von 130 mmHg. Für Menschen über 65 ist ein Wert unter 140/80 mmHg erstrebenswert. Diese Zielwerte können abweichen, wenn andere Krankheiten hinzukommen.
Ist der Patient ansonsten gesund, kann man auch bei leichtem Bluthochdruck (140-159/90-99 mmHg) noch versuchen, den Blutdruck natürlich zu senken. Bei Patienten, bei denen bereits Gefäßschäden vorhanden sind oder aufgrund anderer Risikofaktoren ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko besteht, sollte sofort mit der medikamentösen Therapie begonnen werden.
Ist der Blutdruck bei der Diagnose stark erhöht (mittelschwerer oder schwerer Bluthochdruck) oder sinken die Werte trotz Lebensumstellung nicht weit genug, muss der Blutdruck medikamentös gesenkt werden. Eine Hypertonie-Therapie ist auf Dauer angelegt. Ziel ist es, zusammen mit dem Kardiologen (Herz-Facharzt) eine Kombination von Medikamenten zu finden, die für den Patienten gut verträglich ist und den Blutdruck dauerhaft senkt.
Wichtig zu wissen ist, dass die Medikamente die Hypertonie nicht heilen. Das bedeutet: Werden die Tabletten abgesetzt, steigt der Blutdruck wieder. Die regelmäßige Medikamenteneinnahme verhindert ein Fortschreiten von Gefäß- und Herzschäden. Ist die richtige Dosis gefunden, bedeuten die Medikamente kaum Einschränkungen für das tägliche Leben.
Der Blutdruck ist ein sensibles und komplexes System, bei dem viele Faktoren zusammenspielen. Um den Blutdruck zu regulieren, reicht ein Medikament oft nicht aus. Meist ist eine Gruppe von Wirkstoffen dafür notwendig, die jeder auf seine Weise Einfluss auf den Blutdruck nimmt.
Wie viele Wirkstoffe in welcher Dosierung zum Einsatz kommen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, zum Beispiel:
Je ausgeprägter die Risikofaktoren sind, desto wichtiger ist es, den Blutdruck langfristig und dauerhaft zu senken.
Wenn Medikamente unerlässlich sind, ist das Ziel, die Dosierung der Medikamente so perfekt wie möglich auf den Patienten abzustimmen: Der Blutdruck muss ausreichend gesenkt werden, die Nebenwirkungen sollten sich im Rahmen halten.
Die Einnahme blutdrucksenkender Medikamente ist nicht arm an unerwünschten Nebenwirkungen. Blutdrucksenker gehen einher mit Symptomen wie Benommenheit, Schwindel und Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Verstopfung, Durchfall). Auch allergische Hautreaktionen kommen vor.
Um die Nebenwirkungen gering zu halten, ist eine niedrige Dosierung wünschenswert. Ein gesunder Lebensstil (siehe oben) kann den Blutdruck zusätzlich auf natürliche Weise senken, was helfen kann, die Dosierung zu verringern.
Die bekanntesten Blutdrucksenker sind Betablocker (Betarezeptorenblocker). Sie verlangsamen den Herzschlag und schützen das Herz vor blutdrucksteigernden Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin. Wirkstoffe sind zum Beispiel Metoprolol, Acebutolol, Bisoprolol oder Nebivolol.
Betablocker kommen zum Einsatz, wenn bereits eine koronare Herzkrankheit (KHK) vorliegt. Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hatten, an Herzrhythmusstörungen oder einer Herzmuskelschwäche leiden, sind in den meisten Fällen auf Betablocker angewiesen.
Zu den Nebenwirkungen von Betablockern gehören:
ACE-Hemmer (Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer) blockieren ein Enzym, das an der Bildung des Hormons Angiotensin beteiligt ist. Angiotensin stellt die Gefäße eng und erhöht damit den Blutdruck. ACE-Hemmer sind für Diabetiker gut geeignet und auch Mittel der Wahl bei Herzmuskelschwäche. Wirkstoffe sind zum Beispiel Ramipril, Benazepril, Lisinopril und Enalapril.
Einige mögliche Nebenwirkungen von ACE-Hemmern sind:
Im Volksmund werden Diuretika oft als Wassertabletten bezeichnet. Sie fördern die Ausscheidung von Salz und Wasser und verhindern übermäßige Wassereinlagerungen im Körper. Die Folge ist, dass sie harntreibend wirken. Deshalb ist es besser, Diuretika in der ersten Tageshälfte einzunehmen, um nächtlichen Harndrang zu vermeiden. Durch die Entwässerung verringert sich die Menge der Blutflüssigkeit, was die Gefäße entlastet.
Diuretika werden heute nicht mehr in Monotherapie, sondern immer in Kombination mit anderen Blutdruckmedikamenten eingesetzt, deren Wirkung sie bei niedriger Dosierung positiv unterstützen. Sie sind gängige Mittel auch bei einer Herzmuskelschwäche. Wirkstoffe sind zum Beispiel Hydrochlorothiazid, Bendroflumethiazid und Indapamid.
Verschiedene Nebenwirkungen von Diuretika sind:
Calciumantagonisten gehören zu den gut verträglichen Mitteln unter den Blutdrucksenkern. Die Medikamente hemmen die Zufuhr von Calcium in die Muskelzellen der Gefäße und des Herzens. Dadurch entspannen sich die Muskeln. Einige Wirkstoffe wirken außerdem gefäßerweiternd und verlangsamen den Herzschlag. Wirkstoffe sind Nitrendipin, Verapamil, Amlodipin und Diltiazem.
Calciumantagonisten können Nebenwirkungen haben wie:
Sartane wirken wie ACE-Hemmer, werden aber häufig besser vertragen und sind Mittel der Wahl, wenn ACE-Hemmer zum Beispiel Reizhusten verursachen. Wirkstoffe sind Candesartan, Losartan, Valsartan.
Zu den Nebenwirkungen von Sartanen gehören:
Der Wirkstoff Aliskiren hemmt das Enzym Renin und greift wie die ACE-Hemmer in die Hormonbildung von Angiotensin ein.
Nebenwirkungen von Renin-Hemmern sind beispielsweise:
Die richtigen Wirkstoffe in der adäquaten Dosierung zu finden, erfordert einen erfahrenen Arzt und die Geduld des Patienten. Sehr selten passen Dosierung und Wirkstoffe von Anfang an, denn jeder Mensch reagiert ganz individuell. Hinzu kommt, dass der Körper sich bereits an den erhöhten Blutdruck gewöhnt hat und der Blutdrucksenkung entgegenarbeitet. Er versucht, die Senkung zu kompensieren, was eine Reihe unangenehmer Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Viele der oben aufgeführten Nebenwirkungen treten nur in den ersten Wochen der Einnahme auf und verschwinden dann. Um die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten, wird der Arzt zunächst eine niedrige Dosis verordnen und diese langsam steigern.
Patienten sollten bei den ersten Nebenwirkungen nicht gleich aufgeben. Die Wirkung eines Medikaments lässt sich erst beurteilen, wenn es auch lang genug eingenommen wird. Für Blutdrucksenker bedeutet das mindestens drei bis vier Wochen. Werden bestimmte Wirkstoffe gar nicht vertragen, gibt es immer alternative Wirkstoffe, die probiert werden können. Wichtig ist, die Medikamente nicht eigenhändig abzusetzen. Die Folge können lebensgefährliche Blutdruckschwankungen sein.
Da auch pflanzliche Präparate und Nahrungsergänzungsmittel die Wirkung von Blutdruckmitteln beeinflussen können, sollten diese nur in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Patienten, die blutdrucksenkende Medikamente nehmen, sollten regelmäßige Kontrolltermine beim Arzt wahrnehmen. Mit einem Blutdruckmessgerät sollten sie zu Hause täglich ihre Werte messen und dokumentieren. Eine Woche vor dem Arzttermin sollten morgens und abends je zwei Messungen durchgeführt und die Ergebnisse protokolliert werden.
Wer mehrere blutdrucksenkende Medikamente einnehmen muss, sollte für sich herausfinden, zu welcher Tageszeit welches Mittel am besten wirkt oder vertragen wird. Tablettenbehälter mit Fächern für jeden Tag helfen dabei, die Einnahme nicht zu vergessen.
Gesundheitsinformation.de – Mit welchen Medikamenten wird Bluthochdruck behandelt?: https://www.gesundheitsinformation.de/mit-welchen-medikamenten-wird-bluthochdruck.2083.de.html?part=behandlung-kf (online, letzter Abruf: 04.08.2020)
Hochdruckliga – Bluthochdruck wirksam bekämpfen: https://www.hochdruckliga.de/bluthochdruck.html (online, letzter Abruf: 04.08.2020)
aktualisiert am 04.08.2020