In Deutschland leidet jeder Zweite über 55 Jahren an Bluthochdruck. Der hohe Blutdruck (Hypertonie) kann schwerwiegende Auswirkungen haben, besonders für das Herz-Kreislauf-System. Vierzig Prozent aller Todesfälle steht im Zusammenhang mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Bluthochdruck ist beispielsweise einer der größten Risikofaktoren, eine koronare Herzerkrankung zu entwickeln, die tödliche Folgen haben kann.
Bluthochdruck verursacht keine Schmerzen, verläuft in den meisten Fällen sogar völlig ohne Symptome. Das macht es einfach, ihn und die Gefahr, die er mit sich bringt, zu ignorieren. Der Leidensdruck fehlt.
Von Bluthochdruck (Hypertonie) spricht man, wenn ein Blutdruck von über 140/90 mmHg gemessen wird. Spätestens wenn diese Diagnose gestellt wird, muss der Betroffene handeln. Hochnormaler Blutdruck (130-139/85-89 mmHg) oder leichter Bluthochdruck lassen sich häufig mit einer gesunden Ernährung, ausreichend Bewegung, Abbau von Übergewicht und Rauch-Stopp auf natürliche Weise senken. Gelingt dies nicht, muss der Blutdruck medikamentös gesenkt werden.
Wird der Bluthochdruck nicht behandelt, richtet er im Körper irreparable Schäden an Organen und Gefäßen an und kann schließlich zum Tod führen.
Ungesunde Ernährung und Übergewicht lassen die Blutfette ansteigen. Diese lagern sich an der inneren Schicht der Gefäße als sogenannte Plaques an. Das passiert besonders an Stellen, an denen die innere Gefäßwand durch Bluthochdruck bereits kleine Risse und Schäden bekommen hat. Die Arterien verengen sich und die Plaques behindern den Blutfluss (Arteriosklerose). Gleichzeitig werden die Blutgefäße durch die Ablagerungen im Inneren weniger elastisch und versteifen sich. Dies erhöht wiederum den Blutdruck. Zigarettenkonsum kann den Vorgang, der zur Arteriosklerose führt, noch beschleunigen.
Die Plaques können dazu führen, dass sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) bildet. Löst sich ein solcher Blutpfropf und wird in der Blutbahn weitergetragen, kann er an einer verengten Stelle hängenbleiben und einen Gefäßverschluss auslösen (Embolie). Die Folge ist, dass die Durchblutung unterbrochen oder stark eingeschränkt ist. Je nachdem, an welcher Stelle des Körpers der Gefäßverschluss stattfindet, kann dies lebensgefährliche Folgen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen haben.
Die Arterien werden vom Blutdruck stark gefordert. Lastet dauerhaft zu hoher Druck auf den Arterien, kann es vor allem in der Aorta, die dem Herzen am nächsten liegt, zu sogenannten Aneurysmen kommen. Das sind Aussackungen, die sich bilden, weil die Gefäßwand dem hohen Druck auf Dauer nicht mehr standhalten kann und so nach einer Erweiterung sucht. Durch das Aneurysma wird die Gefäßwand gedehnt. Dadurch wird sie dünner und kann bei erhöhtem Druck an dieser Stelle leicht reißen, was zu lebensgefährlichen Blutungen führen kann.
Betrifft die oben beschriebene Arteriosklerose die Herzkranzgefäße, spricht man von einer Koronarsklerose, die schlimmstenfalls einen Herzinfarkt zur Folge haben kann.
Das Herz ist ein Muskel, der wie jeder andere Muskel im Körper bei Beanspruchung wächst. Durch den hohen Blutdruck muss das Herz stärker arbeiten und an der linken Herzkammer verdickt sich der Herzmuskel (Herzmuskelhypertrophie). Man spricht von einem Hochdruckherz (hypertensive Herzkrankheit). Das vergrößerte Herz verliert an Elastizität, auch da sich vermehrt Bindegewebe bildet, und die Herzkammer kann sich schlechter füllen. Zudem können die kleineren im Herzmuskel verlaufenden Arterien eingeengt werden (Mikroangiopathie). Der Herzmuskel wird dadurch nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, selbst wenn die Herzkranzgefäße noch gut durchblutet sind. Typische Beschwerden, die daraus erwachsen, sind Kurzatmigkeit und Engegefühle in der Brust (Angina Pectoris).
Besteht der Bluthochdruck weiter fort, entwickelt sich eine chronische Herzmuskelschwäche, eine sogenannte Herzinsuffizienz. Bei dieser erweitern sich die Herzkammern. Aus der linken Herzkammer kann dann nicht mehr ausreichend Blut in den Kreislauf gepumpt werden. Um das zu kompensieren, erhöht das Herz seine Frequenz. Das bereits geschädigte Herz wird dadurch zusätzlich belastet. Für ein Drittel der Bluthochdruck-Patienten endet diese Herzmuskelschwäche tödlich.
Herzrhythmusstörungen, wie zum Beispiel Vorhofflimmern oder Extrasystolen (zusätzliche Herzerregungen), sind ebenfalls häufig bei einem Hochdruckherz. Dreißig bis vierzig Prozent aller Patienten, die von einer Herzinsuffizienz betroffen sind, leiden zusätzlich an Vorhofflimmern.
Patienten mit Herzrhythmusstörungen oder Vorhofflimmern haben außerdem ein vier- bis fünffach erhöhtes Schlaganfallrisiko.
Ist die Blutversorgung des Herzens beeinträchtigt und sind die Herzkranzgefäße aufgrund von Arteriosklerose nicht mehr richtig durchgängig, kann es zu einem Herzinfarkt kommen.
Häufig ist es der Augenarzt, der einen Bluthochdruck feststellt, denn die arteriellen Gefäße der Netzhaut (Arteriolen) reagieren schnell auf den erhöhten Druck in den Blutgefäßen. Hat der Bluthochdruck die Arteriolen und die Netzhaut geschädigt, lautet die Diagnose: Fundus hypertonicus. Dies kann der Augenarzt bei der Betrachtung des Augenhintergrundes erkennen. Ist die Schädigung bereits fortgeschritten, spricht man von einer hypertensiven Retinopathie. Sie wird begleitet von einer schwindenden Sehkraft und Gesichtsfeldausfällen und kann bis zur Erblindung führen.
Nierenerkrankungen können Auslöser für Bluthochdruck sein. Gleichzeitig kann Bluthochdruck die Nieren dauerhaft schädigen. Durch den Bluthochdruck verhärten sich die kleinen Äderchen in der Niere (Nephrosklerose). Die Folge ist eine chronische Niereninsuffizienz (Nierenfunktionsstörung), die bis zum Nierenversagen führen kann. Eine schrittweise Schädigung der Nieren muss sich nicht durch Symptome bemerkbar machen. Wer an Bluthochdruck leidet, sollte daher immer auch seine Nierenfunktion prüfen lassen.
Eine sogenannte vaskuläre Demenz wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht. Grund ist meist eine Verdickung der Gefäßwände, verursacht durch Bluthochdruck, und eine dadurch verringerte Durchblutung des Gehirns.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Bluthochdruck massive Auswirkungen auf das Gehirn hat. Hoher Blutdruck lässt das Gehirn frühzeitig altern – und das schon in jungen Jahren und bereits bei hochnormalen oder leicht erhöhten Blutdruckwerten. Die Studienergebnisse haben aber auch gezeigt, dass Menschen mit Bluthochdruck, die medikamentös behandelt wurden, ihr Demenzrisiko stark reduzieren konnten.
Bluthochdruck ist der größte Risikofaktor für einen Schlaganfall. Hypertoniker (Bluthochdruck-Patienten) haben eine drei- bis vierfach erhöhte Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Die meisten Schlaganfälle werden durch einen Gefäßverschluss verursacht. Verantwortlich sind Blutgerinnsel, die sich aus einer der großen Körperschlagadern lösen und eine Embolie verursachen. Aber auch innerhalb des Gehirns können sich Gefäße arteriosklerotisch verschließen, was zu einem Schlaganfall führt.
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) wird landläufig auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet. Betroffene können nur kurze Strecken gehen und müssen dann stehen bleiben und sich ausruhen – ähnlich wie bei einem Schaufensterbummel. Was sich harmlos anhört, ist für die Betroffenen mit starken Schmerzen verbunden und bringt weitere Gefahren mit sich.
Der Begriff Raucherbein, der die Folgen der pAVK bezeichnet, klingt weitaus drastischer. Schuld ist eine zunehmende Verengung in den Arterien der Beine (Arteriosklerose), wodurch das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden kann. Es kommt zu offenen Beinen und Infektionen. Im schlimmsten Fall stirbt das Gewebe ab und das Bein muss amputiert werden.
Apotheken Umschau, Dr. med. Claudia Osthoff – Netzhauterkrankung bei Bluthochdruck (Hypertensive Retinopathie) Diagnose: https://www.apotheken-umschau.de/Augen/Netzhauterkrankung-bei-Bluthochdruck-Hypertensive-Retinopathie-Diagnose--78417_4.html (online, letzter Abruf: 04.08.2020)
BlutdruckDaten – Bluthochdruck Folgen: https://www.blutdruckdaten.de/lexikon/bluthochdruck-folgen.html (online, letzter Abruf: 04.08.2020)
BlutdruckDaten – Bluthochdruck und Demenz: https://www.blutdruckdaten.de/lexikon/bluthochdruck-und-demenz.html (online, letzter Abruf: 04.08.2020)
CardioSecur – Bluthochdruck: https://www.cardiosecur.com/de/ihr-herz/fachartikel-rund-um-das-herz/bluthochdruck (online, letzter Abruf: 04.08.2020)
Heart.org – Health Threats From High Blood Pressure: https://www.heart.org/en/health-topics/high-blood-pressure/health-threats-from-high-blood-pressure (online, letzter Abruf: 04.08.2020)
Internisten im Netz, Prof. Dr. med. Wolfram Delius – Bluthochdruck Auswirkungen: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/bluthochdruck/auswirkungen/ (online, letzter Abruf: 04.08.2020)
aktualisiert am 04.08.2020