Eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) kann in folgenden Fällen ansteckend oder nicht ansteckend sein:
Als besonders ansteckend gelten Bindehautentzündungen durch Adenoviren. Diese Viren lösen die sogenannte Augengrippe (medizinisch: Keratoconjunctivitis epidemica) aus, von der es zu stark gehäuftem Auftreten beispielsweise in Familien, Kindergärten, Heimen oder sonstigen Gemeinschaftseinrichtungen kommen kann.
Eine Bindehautentzündung durch Bakterien, Viren oder andere Erreger ist durch eine Schmierinfektion übertragbar. Das bedeutet, die Krankheitserreger kommen durch Kontakt über verunreinigte Finger oder Gegenstände an das Auge oder können direkt bei Berührung von einem Auge zum anderen übergehen. Ein typisches Beispiel ereignet sich, wenn ein Betroffener sein Auge reibt und danach die Hand einer anderen Person schüttelt. Die Viren oder Bakterien kommen vom erkrankten Auge an die eigene Hand und dann an die Hand des Gegenübers. Wenn der andere Mensch wiederum an das eigene Auge greift, können die Erreger an die Bindehaut geraten und zur Infektion führen. Ein unmittelbarer Kontakt der Augenregionen zweier Menschen mit der Möglichkeit einer Übertragung kann beispielsweise bei Umarmungen oder beim Küssen entstehen.
Oft bleiben die Bakterien oder Viren, die zur Bindehautentzündung führen, auf Gegenständen intakt und infektiös. Sekretreste von einem erkrankten Auge können sich zum Beispiel an Halterungen, Klinken, Handtüchern oder Gerätschaften befinden, weil sie von einem Patienten angefasst wurden. Jemand anders kann die Erreger von den Objekten unbemerkt mit den Fingern aufnehmen und sich bei Berührung seiner Augen anstecken.
Manchmal kommen die Erreger auch über Gegenstände direkt an das Auge. Das ist der Grund, weshalb unter anderem Fläschchen mit Augentropfen beim Verabreichen niemals mit der Öffnung direkt an das Auge gelangen sollten. Auf Oberflächen von Gegenständen überleben die meisten Bakterienarten bis zu acht Stunden, manche ein paar Tage. Viren halten sich bis zu einigen Tagen außerhalb des menschlichen Körpers, selten bis zu zwei Monaten. Der richtige Einsatz von Desinfektionsmitteln sorgt dafür, dass die allermeisten Erreger auf Oberflächen beseitigt werden können.
Ein Mensch, der an einem Auge infiziert ist, kann die Erreger über Hände oder Gegenstände an sein eigenes anderes Auge transportieren. Deshalb kommt es bei einer einseitigen Bindehautentzündung nach ein paar Tagen häufig zu Beschwerden am anderen Auge.
Weitere, seltenere Möglichkeiten einer Übertragung können Wasser im Schwimmbad oder Tröpfchen, die beispielsweise beim Husten oder Niesen in die Luft geschleudert werden, sein.
Um das Risiko einer Übertragung von Erregern einer Bindehautentzündung zu minimieren, gelten folgende Verhaltenshinweise:
Wer selbst an einer übertragbaren Form der Bindehautentzündung leidet, sollte Rücksicht auf andere nehmen. Um andere Menschen nicht anzustecken und bei Erkrankung eines einzelnen Auges das gegenüberliegende Auge zu verschonen, sind die folgenden Punkte wichtig:
Keine Ansteckung ist bei einer allergischen Bindehautentzündung möglich. Diese wird durch eine allergische Reaktion eines Menschen gegenüber Stoffen wie Blütenpollen oder Hausstaub ausgelöst. Ebenfalls nicht ansteckend sind Bindehautentzündungen durch Reiz wie bei der Einwirkung von Rauch oder Staub oder durch Fremdkörper. Es gibt auch Erkrankungen des menschlichen Körpers (systemische Erkrankungen), die mit einer nicht übertragbaren Bindehautentzündung einhergehen können, wie einige rheumatische Erkrankungen.
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aktualisiert am 30.03.2020