Juckreiz, Schleimabsonderung, Blutungen – all diese Symptome können durch Hämorrhoiden hervorgerufen werden. Aber auch ein Mastdarmvorfall, dessen Ursprung etwas weiter im Körperinneren liegt, kommt als Ursache infrage. Diese beiden Erkrankungen zeichnen sich durch viele Ähnlichkeiten, aber auch einige Unterschiede aus.
Hämorrhoiden finden sich bei jedem Menschen und sind an sich keine Erkrankung, wie dies häufig fälschlicherweise angenommen wird. Sie sind Bestandteil einer intakten Anatomie, bestehen aus einem Blutgefäßpolster und regulieren die Ausscheidung von Flüssigkeit und Gasen über den Anus. Erst wenn sie sich krankhaft vergrößern und Beschwerden verursachen, entwickeln sie sich zur Krankheit. Man spricht dann von einem Hämorrhoidalleiden, welches jedoch umgangssprachlich meist als Hämorrhoiden bezeichnet wird. Hämorrhoiden sind in der Schleimhaut des Analkanals lokalisiert und können bei entsprechender Größe aus dem Anus hervortreten.
Tritt Schleimhaut aus dem After heraus, so spricht man von einem Analprolaps oder Aftervorfall (was oft unabhängig von Hämorrhoiden entsteht). Dieser ist nicht mit einem Rektumprolaps oder Mastdarmvorfall gleichzusetzen.
Dem Analkanal schließt sich in Richtung Körperinneres der Mastdarm an. Beim gesunden Menschen wird er von Bindegewebe und Muskulatur in einer Lage gehalten, die seine reibungslose Funktion gewährleistet. Kommt es allerdings zur Schwächung oder Schädigung der Halteorgane, kann ein Vorfall des Mastdarmgewebes die Folge sein. Hierbei stülpt sich ein Teil des Darms in Richtung Anus vor. Eine Folge können Verstopfungen oder das Gefühl der unvollständigen Darmentleerung sein. Betroffen ist (anders als bei einem Analprolaps/Aftervorfall) nicht nur die Schleimhaut, sondern die gesamte Darmwand.
In Abhängigkeit der Ausbreitung des vorfallenden Gewebes unterscheidet man drei Grade des Mastdarmvorfalls. Beim ersten Grad fällt das Darmgewebe lediglich bis zum Analkanal vor, dringt jedoch nicht in diesen ein. Beim zweiten Grad schiebt sich das Darmgewebe in den Analkanal, erreicht jedoch den Anus nicht. Beim dritten und höchsten Grad kommt es zum Vorfallen des Darmgewebes aus dem Anus heraus. Dies kann mit erheblichen Beschwerden verbunden sein und bedarf in jedem Fall einer operativen Behandlung.
Neben Symptomen wie Blutungen, Schleimabsonderung oder Inkontinenz (unkontrolliertem Stuhlabgang) können Erkrankungen im Analbereich von heftigen Schmerzen begleitet werden, deren Linderung ein vordringliches Ziel der Behandlung ist.
Von der Hämorrhoidenbildung ist der Analkanal betroffen, in dessen Schleimhaut die hämorrhoidalen Gefäße eingebettet sind. Fällt die Schleimhaut nach außen vor, kann sich ein radiales (strahlenartiges, sternförmiges) Muster um den Anus herum ergeben. Hierzu im Gegensatz steht ein konzentrisches Muster, das sich bei einem Vorfall des Mastdarms aus dem Anus heraus ergibt. Bei einem Mastdarm-Vorfall haben die Beschwerden ihre Ursache etwas weiter im Körperinneren. Es ist nicht nur die Schleimhaut des Darms beteiligt, sondern die gesamte Darmwand beziehungsweise ein kompletter Abschnitt des Mastdarms. Dabei schiebt sich ein Abschnitt des Darms in den weiter zum Anus hin gelegenen Darm, sodass es zu einer Überlagerung der Darmwände kommt.
Die Ursachen sind dementsprechend unterschiedlich. Im Fall eines Hämorrhoidalleidens ist die direkte Umgebung des Anus betroffen. Die Blutpolster im Analkanal, die von der Hämorrhoidalarterie gespeist werden, können sich krankhaft vergrößern und ihre eigentliche Funktion nicht mehr ausüben. Sie verschließen normalerweise den Enddarm gegen den Austritt von Gasen und Flüssigkeiten. Auch venöse Blutgefäße können an der Bildung von Hämorrhoiden im unmittelbaren Bereich des Anus beteiligt sein. Mögliche Ursachen des Rektumprolaps sind hingegen die Absenkung des Beckenbodens oder das Ausleiern der Haltestrukturen des Darms.
Da besonders schwierige Geburten die Ausbildung eines Mastdarmvorfalls begünstigen sollen, verwundert es nicht, dass von diesem Leiden in erster Linie Frauen betroffen sind. Liegt eine leichte Form vor, stülpt sich der Mastdarm lediglich in Richtung Anus, Darmgewebe tritt aber nicht aus. Bei einem hochgradigen Vorfall liegt der Sachverhalt anders. Dann fällt beim Husten, bei der Darmentleerung oder anderen Pressbewegungen das Darmgewebe aus dem Anus vor und ist von außen sichtbar. Enden die Pressbewegungen, zieht es sich von selbst wieder in das Körperinnere zurück. Im weiteren Krankheitsverlauf verbleibt das Darmgewebe außerhalb des Anus und muss von Hand zurückgeschoben werden. In diesen Fällen ist eine operative Behandlung unumgänglich.
Mit Salben und anderen Methoden lassen sich die Symptome von vergrößerten Hämorrhoiden lindern. Um die Hämorrhoiden zu beseitigen, muss aber eine Operation erfolgen. Neben der operativen Entfernung kann manchmal eine Gummibandligatur als Behandlung ausreichend sein. Hierbei wird ein Gummiband über eine krankhaft vergrößerten Hämorrhoide gestülpt, um diesen von der Nährstoffzufuhr abzuschneiden. Nachdem die Versorgung über mehrere Tage unterbrochen wurde, stirbt das Gewebe ab und wird, idealerweise ohne äußeres Zutun, zusammen mit dem Gummiband während des Stuhlgangs ausgeschieden. Auch bei einigen Patienten mit Mastdarmvorfall kommt die Gummibandligatur zum Einsatz.
aktualisiert am 15.09.2016