Als Abszess bezeichnet man einen mit Eiter gefüllten, abgekapselten Hohlraum. In der Leiste kann er sich durch eine oberflächliche schmerzempfindliche Schwellung bemerkbar machen. Aber auch tiefer in der Leiste sind Abszesse möglich. Die Ursachen können unterschiedlich sein. Kleinere Abszesse heilen manchmal von selbst ab. Größere oder tiefer gelegene Abszesse müssen meist chirurgisch behandelt werden.
Der Auslöser für Abszesse sind meist Bakterien, hauptsächlich Staphylokokken oder Streptokokken. Oft dringen sie über kleine Verletzungen der Haut ein, beispielsweise beim Rasieren oder wenn Kleidung zu eng sitzt und reibt. Die Keime lösen eine Entzündung aus, in deren Folge sich ein Abszess bilden kann. Auch das Eindringen von Bakterien in den Haarfollikel ist möglich. Die daraus entstehenden Abszesse nennt man Furunkel.
Abszesse in der Leiste können aber auch aufgrund einer anderen Erkrankung entstehen. Hierzu zählen entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder eine Blinddarmentzündung, die schon länger andauert. Auch Entzündungen im Bereich der Wirbelsäule, der Nieren oder des tiefliegenden Hüftbeugemuskels (Musculus iliopsoas) können zu Abszessen führen, die sich dann in Richtung Leiste ausdehnen (sogenannte Senkungsabszesse). Des Weiteren können sich Abszesse im Verlauf der Krankheit Akne inversa (Hidradenitis suppurativa) bilden, die besonders in der Leiste, an der Genitalregion oder in den Achseln auftritt.
Oberflächliche Leistenabszesse erkennt man an der schmerzhaften Schwellung in der Leiste. Diese ist oft druckempfindlich, manchmal auch gerötet oder warm. Die Beweglichkeit des Hüftgelenkes kann durch die Schwellung und die Schmerzen beeinträchtigt sein.
Tiefer gelegene Abszesse machen zu Beginn häufig keine Symptomatik. Sie äußern sich erst später durch Schmerzen, beispielsweise im Bauchraum oder am Rücken. Bei Abszessen, die durch Entzündungen an der Wirbelsäule entstehen, kann es auch zu Schmerzausstrahlungen in das Gesäß oder die Beine kommen, wenn zusätzlich Nerven oder Nervenwurzeln mit betroffen sind. Auch Muskelschwächen im Bein sind dann möglich.
Wenn Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Benommenheit oder ähnliche Symptome auftreten, ist dies ein absolutes Warnsignal. Es sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Diese Symptome können auf eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) hindeuten, die umgehend behandelt werden muss.
Oberflächliche Abszesse kann ein Arzt oft anhand der sichtbaren Symptome gut diagnostizieren. Unterschieden werden müssen sie von anderen Ursachen von Schwellungen in der Leiste wie zum Beispiel einem Leistenbruch. Für tiefer gelegene Abszesse sind zusätzliche Untersuchungen nötig. Hierzu zählen:
Wichtiger Hinweis: Ein oberflächlicher Abszess in der Leiste darf nie selbst geöffnet werden! Der Versuch, den Abszess aufzudrücken oder mit einem spitzen Gegenstand zu öffnen, kann schwerwiegende Folgen haben. Wenn sich der Eiter ins Körperinnere entleert, können sich die Keime weiterverbreiten und im schlimmsten Fall eine lebensgefährliche Blutvergiftung verursachen.
Manche Abszesse oder Furunkel gehen von selbst auf, so dass der Eiter abfließen kann. Manchmal kann die Behandlung mit Zugsalbe die Reifung des Abszesses unterstützen, so dass er sich von selbst entleeren kann. Das Vorgehen sollte mit einem Arzt besprochen werden. Wenn sich ein Abszess von selbst öffnet, ist es wichtig, die Wunde gut zu desinfizieren und abzudecken. Auch sollte danach ein Arzt aufgesucht werden. Möglicherweise sind weitere Maßnahmen wie eine zusätzliche Antibiotikagabe notwendig.
Größere oder tiefer gelegene Abszesse müssen meist chirurgisch behandelt werden. An der Leistenoberfläche reicht häufig eine Spaltung der Abszesskapsel unter lokaler Betäubung aus. Der Eiter kann abfließen, die Wunde wird gereinigt und verbunden. Manchmal wird auch eine Drainage eingelegt. Die Wunde wird nicht durch eine Naht verschlossen, sondern muss von innen heraus heilen. Regelmäßige Wundkontrollen und Verbandswechsel sind in den folgenden Tagen üblich. Hier kann ebenfalls eine begleitende Antibiotikatherapie angezeigt sein. Für Abszesse, die im Körperinneren liegen, ist eine Operation unter Vollnarkose nötig.
Liegen als Ursache für die Abszessbildung in der Leiste andere Erkrankungen (Darm, Niere, Wirbelsäule oder Ähnliches) zugrunde, müssen diese zusätzlich therapiert werden, um die Entstehung erneuter Abszesse in der Zukunft zu verhindern.
Manchmal bilden Abszesse Fistelgänge. Dies sind Verbindungsgänge vom Abszess an die Hautoberfläche oder auch zu anderen Stellen im Körperinneren. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass sich die Keime weiter im Körper verteilen und auch an anderen Stellen die Bildung von Abszessen begünstigen.
In der Leiste verlaufen verschiedene Gefäße und Nerven. Drückt ein Leistenabszess auf diese Strukturen, kann es zu Empfindungsstörungen oder Muskelschwäche im Bein kommen.
Gelangt die Entzündung in die Blutbahn, kann eine lebensgefährliche Sepsis (Blutvergiftung) daraus entstehen.
Frühzeitig erkannt und behandelt heilt ein Leistenabszess in der Regel folgenlos ab. Ist eine chirurgische Spaltung der Abszesskapsel notwendig, so dauert die Heilung meist zwei bis drei Wochen. Bei größeren Operationen hängt die Heilungsdauer davon ab, wie umfangreich die Operation war und welche Grunderkrankungen mitbehandelt werden müssen.
Dr-Gumpert.de – Abszess in der Leiste – Darauf sollten Sie achten!: https://www.dr-gumpert.de/html/abszess_in_der_leiste.html (online, letzter Abruf: 01.10.2021)
Gesundpedia.de – Abszess in der Leiste: https://gesundpedia.de/Abszess_in_der_Leiste (online, letzter Abruf: 01.10.2021)
aktualisiert am 01.10.2021