Ein Abszess in der Brust (Mammaabszess) tritt meist als Folge einer Entzündung des Brustdrüsengewebes (Mastitis) auf. Diese Entzündung kann sowohl bei stillenden als auch bei nicht stillenden Frauen auftreten. Männer können auch betroffen sein, jedoch deutlich seltener. Die Entzündung wird meist durch das Bakterium Staphylococcus aureus verursacht. Kommt es im Rahmen der Entzündung zu Eiterbildung und wird dieser Eiter in einer Höhle abgekapselt, so entsteht ein Abszess. Ein Abszess in der Brust macht sich durch die klassischen Entzündungszeichen bemerkbar. Meist ist eine Punktion (Einführen einer Hohlnadel) oder das Öffnen des Abszesses durch einen Schnitt erforderlich, um ihn zu erfolgreich zu therapieren.
Die klassischen Entzündungszeichen, die auch bei einem Abszess in der Brust auftreten, sind:
Zusätzlich zu diesen Symptomen kommt es bei dieser Art von Abszess häufig zu Fieber oder erhöhter Temperatur. Auch eine Schwellung der Lymphknoten in der Achsel der betroffenen Seite kann vorkommen.
Anhand des Sicht- und Tastbefundes lässt sich oft schon eine Vermutung aufstellen. Die Ultraschalluntersuchung der Brust ist bei dieser Abszessart das Mittel der Wahl zur Diagnostik. Auch kleine Eiteransammlungen im Gewebe der Brust können hiermit gut sichtbar gemacht werden. Manchmal wird zusätzlich eine Blutuntersuchung zur Bestimmung der Entzündungsparameter durchgeführt.
Gelegentlich lässt sich ein Abszess in der Brust rein konservativ (ohne Operation) mit Antibiotika behandeln. Sehr viel öfter ist es notwendig, den Eiter nach außen abfließen zu lassen, um den Abszess zur Abheilung zu bringen. Dies kann durch eine Punktion oder durch einen Schnitt erfolgen.
Hierbei wird unter lokaler Betäubung und unter Ultraschallkontrolle eine Kanüle in den Abszess eingebracht. Der Eiter kann abfließen. Manchmal wird er vorher durch Spülen mit Kochsalzlösung verflüssigt, um das Abfließen zu erleichtern. Die Kunststoffkanüle wird zunächst noch weiter in der Wundhöhle belassen, damit sich keine neue Eiteransammlung bilden kann und damit eine tägliche Spülung der Wunde vorgenommen werden kann. Dieser Zugang wird an der Haut festgeklebt und mit Verbandsmaterial abgedeckt. Begleitend erfolgt eine Antibiotikabehandlung in Tablettenform. Manchmal werden bei den Wundspülungen Antibiotika auch direkt mit in die Wunde eingebracht.
Größere Abszesse müssen oft in lokaler Betäubung oder unter Vollnarkose mit einem Schnitt geöffnet werden. Der Eiter kann abfließen und die Wunde gereinigt werden. Das Einlegen einer Lasche, die an der Haut befestigt wird, verhindert, dass sich erneut Eiter in der Wundhöhle ansammeln kann. In diesen Fällen wird die Haut nicht mit einer Naht verschlossen, sondern das Gewebe muss in den folgenden Wochen von innen heraus heilen. Durch diese sekundäre Wundheilung entstehen häufig Narben, die ästhetisch nicht so schön sind. Auch bei dieser Therapieform kommen meist Antibiotika begleitend zum Einsatz.
Inwieweit abgestillt werden muss oder weiter gestillt werden kann, sollte mit dem behandelnden Frauenarzt sorgfältig abgewogen werden. Gerade nach einer Punktion ist die Fortsetzung des Stillens häufig möglich.
Die Heilungsdauer ist abhängig von der Art der Therapie. Nach einer Punktion des Abszesses heilt die Wunde schneller als nach einem Schnitt. Bei sekundärer Wundheilung (ohne Naht) kann es mehrere Wochen dauern, bis die Wunde vollständig verheilt ist.
Frühzeitig erkannt und behandelt heilt ein Abszess in der Brust meist folgenlos ab. Bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem oder mit Diabetes mellitus kann die Heilung länger dauern. Wird der Abszess spät erkannt oder haben sich die Keime schon über den Blutweg im Körper verteilt, besteht die Gefahr einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis). Anzeichen hierfür können Schüttelfrost und Fieber, aber auch Abgeschlagenheit und Benommenheit sein. Bei diesen Symptomen muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.
MSD Manual, Mary Ann Kosir – Brustentzündung und Brustabszess: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/brusterkrankungen/brustentz%C3%BCndung-und-brustabszess (online, letzter Abruf: 01.10.2021)
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Krause & Pachernegg GmbH, A. Strauss, L. Sanders – Minimalinvasive Mammaabszessbehandlung: ein Paradigmenwechsel: https://www.kup.at/kup/pdf/9208.pdf (online, letzter Abruf: 01.10.2021)
aktualisiert am 01.10.2021