Ein Piercing (von engl.: to pierce = durchbohren) ist ein auch im Mundraum zunehmend beliebtes Schmuckstück, das komplett oder zum großen Teil aus Metall, beispielsweise Gold, Platin oder Titan, oder gelegentlich auch aus Kunststoff besteht und durch das menschliche Gewebe gestochen wird. Die Form dieses Schmuckes kann sehr verschieden sein und individuell gestaltet werden. Das Piercing kann in und am Mund an verschiedenen anatomischen Gegebenheiten befestigt werden. Häufig sind hierbei ein Zungenpiercing und ein Lippenpiercing, aber beispielsweise kann es auch durch Zungen- und Lippenbändchen gestochen werden.
Mehrere Techniken zum Stechen können beim Piercing durchgeführt werden. Beim Anlegen von einem Piercing im Mundbereich wird unter hygienischen Bedingungen meist zunächst ein Stichkanal gebohrt. Dies geschieht in der Regel mit einer Venenkanüle, bei der man den metallenen Anteil wieder herausziehen kann und den Anteil des Plastikröhrchens zunächst stecken lassen kann.
Mit Hilfe dieses flexiblen Röhrchens kann nun das eigentliche Piercing in den Stichkanal gezogen werden und verbleibt dort, das Röhrchen wird nach der Positionierung weggezogen. Für das Stechen von einem Piercing braucht man aufgrund der Rechtslage eigentlich keine gesonderte Ausbildung. Hier empfiehlt es sich für den Kunden, sich vorher genau über hygienische Bedingungen und die Gewissenhaftigkeit und Erfahrung des Piercers zu informieren.
Eigentlich stellt Piercing sogar eine Körperverletzung dar, deshalb verlangt der Ausführende vom „Patienten“ meist eine Einverständniserklärung in schriftlicher Form. Bei Personen unter 18 Jahren ist die Einverständnis der Erziehungsberechtigten erforderlich.
Der Piercer ist verpflichtet, auf Risiken und mögliche Schäden hinzuweisen. Ein Piercing im Mund kann neben einem unangenehmen Gefühl und einer Störung des Kauens und des Sprechens relativ viele Gefahren für Zähne, Mund und Gesundheit in sich bergen. Durch das Einstechen können Blutgefäße und Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden, selten sogar bis hin zu einer dauerhaften Sensibilitätsstörung.
Entzündungen treten an der Einstichstelle nicht selten auf. Durch ein Piercing, besonders Zungenpiercing, können die Zähne mechanisch geschädigt werden, es entstehen möglicherweise Risse im Zahnschmelz und im Dentin (Zahnbein). Hierbei kann sogar das Zahnmark absterben, so dass in Einzelfällen Zähne gezogen werden müssen.
Durch die Druckbelastung beispielsweise eines Lippenpiercings kann längerfristig der Kieferknochen an einer Stelle abgebaut werden, so dass es dadurch manchmal gar zu einem Zahnverlust kommen kann.
Auch Zahnfüllungen und andere Rekonstruktionen können beschädigt werden. Aus kieferorthopädischer Sicht können durch ein Piercing Zähne verschoben und schief werden und sich Lücken zwischen den Zähnen ausbilden. Für die Schleimhaut stellt ein Piercing teilweise auch eine Belastung dar, es können sich vermehrt Aphthen bilden, aber auch mechanische Belastungen, Verletzungen und sogar eine Schädigung und Verlagerung des Zahnfleisches ist möglich.
Ein Piercing kann eine Eintrittspforte für Krankheitskeime darstellen, die in Einzelfällen bis zu Hepatitis und HIV reichen können. Wichtig bei einem vorhandenen Piercing im Mund ist eine akkurate Mundhygiene.
Letzte Aktualisierung am 23.07.2008.