Während der Wechseljahre verändern sich viele Prozesse im Körper. Die Zusammenhänge sind so komplex, dass es manche Symptome nicht unbedingt mit dem Klimakterium in Verbindung gebracht werden. Zu den möglichen Begleiterscheinungen gehört das Zungenbrennen.
Zungenbrennen ist unangenehm, denn die Zunge ist ein ausgesprochen sensibles und wichtiges Organ der Sinneswahrnehmung. Kommt es während der Wechseljahre hier zu Auffälligkeiten, berichten die betroffenen Frauen von folgenden Anzeichen:
Dabei muss sich das Symptom nicht auf die Zunge beschränken. Es kann sich auch auf die Mundschleimhaut, den Gaumen und die Innenseite der Wangen ausdehnen. Befremdlich ist für die Frauen dann, dass trotz des belastenden Brennens zumeist keine Veränderungen im Mund sichtbar sind. In diesem Fall ist es richtig, einen Arzt aufzusuchen und sich untersuchen und beraten zu lassen.
Es gibt für die betroffenen Frauen einige Hinweise, dass die Glossitis (Zungenentzündung) Folge der Wechseljahre sein könnte. Dazu gehört vorrangig das Alter. Frauen zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr sind besonders häufig betroffen und hier ist ein Zusammenhang mit der hormonellen Umstellung naheliegend. Die Anzeichen sind typischerweise am Morgen noch leicht und können sich als leichtes Wundgefühl bemerkbar machen. Später am Tag und am Abend wird das Zungenbrennen oft stärker. Kribbeln ist nicht ungewöhnlich. Außerdem kann es zu einer verstärkten Speichelbildung kommen. Das Brennen verändert darüber hinaus das Geschmacksempfinden und kann erheblich beeinträchtigend sein. Treten keine weiteren Anzeichen auf, ist für die Behandlung von Bedeutung, wie stark die betroffene Frau unter den Beschwerden leidet.
Endgültig geklärt ist der Zusammenhang zwischen Zungenbrennen und den Wechseljahren nicht. Während dieser Zeit kommen gleich mehrere Faktoren zusammen, das das Zungenbrennen auslösen können. Dazu gehören vor allem Hormonschwankungen. Hormone sind an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Schwankungen des Hormonspiegels haben daher weitreichende Folgen. Sie können aber auch die Psyche belasten und zu allgemeinem Unwohlsein und einer ausgeprägten Leistungsschwäche führen. All das zusammen kann dazu führen, dass sich bereits bestehende Symptome verstärken und Erkrankungen einen längeren oder schwereren Verlauf nehmen könnten. Beim Zungenbrennen ist bekannt, dass es sich bei psychischer Belastung verstärkt.
Die Wechseljahre können das Zungenbrennen auslösen, es sind aber weitere Ursachen möglich. Dazu gehören Erkrankungen und Mangelsituationen, die der Arzt im Rahmen der Anamnese (Erfassung der Symptome und Krankheitsgeschichte der Patientin) ausschließen muss, um die Behandlung auf die Ursache abstimmen zu können. Zu den möglichen alternativen Auslösern gehören:
Das Zungenbrennen kann darüber hinaus eine eigenständige Erkrankung sein, bei der keine andere Ursache zu ermitteln ist. Die Rede ist dann vom Burning Mouth Syndrome (BMS). Typische Anzeichen sind:
Möglich, aber nicht unbedingt typisch ist es, wenn auch das Zahnfleisch und der weiche Gaumen betroffen sind.
Der erste Ansprechpartner ist der Zahnarzt. Er untersucht den Mundraum und überprüft, ob die Zähne die Ursache sind oder ob es Hinweise auf Pilz- oder Bakterienbefall gibt. Darüber hinaus können mechanische Ursachen ein Grund für das Zungenbrennen sein, die dann aber sichtbar sind. Die Ursache liegt dann zumeist an den Zähnen oder dem Zahnersatz. Findet der Zahnarzt die Ursache nicht, überweist er die Patientin zum Hausarzt oder zum Gynäkologen. Beide können anhand einer Blutuntersuchung den Hormonstatus überprüfen (unter anderem auf das follikelstimulierende Hormon, FSH) und Hinweise auf andere Erkrankungen abfragen.
Welche Zusammenhänge zum Zungenbrennen führen, ist noch nicht vollständig erforscht. Die gute Nachricht ist, dass das Zungenbrennen während der Wechseljahre zumeist nur vorübergehend auftritt. Beobachtungen zeigen auch, dass das unangenehme Gefühl nicht durchweg vorhanden ist, sondern tagesspezifisch auftreten kann. Tendenziell verstärken sich die Symptome zum Abend. Die wichtigste Empfehlung ist dann, verstärkende Faktoren auszuschalten. Dazu gehören Stress im Alltag und Schlafmangel. Entspannungsübungen und Spaziergänge am Abend in ruhiger Umgebung können außerdem helfen, die Folgen der Glossitis während der Wechseljahre zu lindern.
Eine direkte Behandlung von Zungenbrennen während der Wechseljahre kennt auch die Naturheilkunde nicht. Betroffene Frauen leiden oftmals unter weiteren Begleiterscheinungen. Werden diese Symptome mit sanften Methoden therapiert, besteht die Möglichkeit, dass sich in der Folge auch das Zungenbrennen mindert. Hier steht die Psyche an erster Stelle. Zur Entspannung tragen Frauentees bei. Bewährt haben sich Tees mit:
Apotheken bieten entsprechende Mischungen, die vor allem am frühen Morgen und Abend eine starke Wirkung entfalten.
Bewährt hat sich zudem Ablenkung wie sportliche Betätigung. Wichtig dabei ist, dass das Sportprogramm als Spaß empfunden wird und nicht als kaum zu überwindende Anstrengung. Zu empfehlen sind Schwimmen, Zumba oder Nordic Walking. Vor allem Sporteinsteigerinnen kommen mit solchen Programmen gut zurecht. Die Volkshochschulen und Sportvereine bieten vor allem Frauen zusätzliche Sportprogramme, selbst bei bestehenden Grunderkrankungen der Wirbelsäule oder des Herz-Kreislaufsystems. Frauen, die sich mit dem Gedanken an sportliche Betätigung nicht anfreunden können, finden Alternativen in gemeinsamen Aktionen, wie sie ebenfalls vielerorts angeboten werden.
Eine lokale Behandlung der Glossitis ohne sichtbare Symptome bringt oft wenig Erfolg. Versucht werden können Mittel wie Mundspülungen mit Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum), Capsaicin-Salben (Wirkstoff aus der Chili) oder Alpha-Liponsäure-Tabletten. Umgekehrt können bestimmte Ernährungsgewohnheiten das Zungenbrennen während der Wechseljahre verschlimmern. Das gilt besonders, wenn sich bestimmte Empfindlichkeiten herausstellen. Hier lohnt sich der Versuch einer Ernährungsumstellung, die auch den gesamten Verlauf der Wechseljahre positiv beeinflussen kann. Darüber hinaus empfiehlt es sich, auf starke Temperaturreize zu verzichten, vor allem sehr heiße und kalte Getränke und Speisen zu meiden. Ein Wechsel der Zahncreme ist eine Überlegung wert. Zahncremes ohne ätherische Öle reduzieren möglicherweise das Brennen auf der Zunge. Drogerien und Apotheken bieten schonende Alternativen, die die Zunge nicht noch zusätzlich reizen. Das gilt auch für Mundwasser.
Von Schmerzmitteln in der Menopause, die gegen das Zungenbrennen helfen sollen, ist eher abzuraten. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass die Medikamente nicht helfen oder die Symptome auf Dauer noch verstärken können. In einigen Fällen bessert sich die Störung durch die Anwendung von bestimmten Antidepressiva, die eine schmerzreduzierende Wirkung aufweisen. Dabei ist zu bedenken, dass sie eine Mundtrockenheit begünstigen und dadurch das Brennen bei einigen Betroffenen verstärken können. Eine Hormontherapie ist in vielen Fällen nicht wirksam gegen das Zungenbrennen, nur manchen Frauen hilft sie dabei. Des Weiteren können aus der Naturheilkunde pflanzliche Hormone (Phytoöstrogene) eingesetzt werden.
aktualisiert am 24.03.2023