Die schwarze Haarzunge ist nicht zu übersehen. Spätestens beim Zähneputzen fällt sie dem Betroffenen auf und kann ihn stark beunruhigen.
Bei der schwarzen Haarzunge erscheinen Teile der Oberfläche der Zunge schwarz verfärbt. Davon betroffen ist vor allem der mittlere bis hintere Teil der Zunge. Beim genauen Hinsehen zeigt sich, dass sich auf der Zunge ein pelzartiger Belag gebildet hat, der schwarz ist. Für die Entstehung der schwarzen Zunge sind bestimmte Risikofaktoren bekannt. Im Grunde kann das Phänomen aber bei jedem auftreten. Weitere Bezeichnungen für die schwarze Haarzunge sind Lingua villosa nigra, schwarze Zunge, Haarzunge oder Nigrities linguae. Auch hinter der Diagnose Glossotrichie oder Melanoglossie verbirgt sich die schwarze Haarzunge. Vollständig ist die Entstehung noch nicht geklärt, die Erklärungsansätze bieten aber in den meisten Fällen wenig Grund zur Sorge. Das gilt auch für die grüne Haarzunge, denn die Verfärbung muss nicht zwingend schwarz sein. Sie kann auch grün, gelb oder braun sein und kann in sich uneinheitlich sein, zum Beispiel in der Mitte schwarz und an den Rändern eher gelbbraun.
Wenn es auch aussieht, als hätten sich Haare auf der Zunge gebildet, handelt es sich dabei um stark verlängerte Fadenpapillen (filiforme Papillen). Papillen sind winzige Erhebungen der Zunge, die natürlicherweise in vier Formen vorkommen. Die Fadenpapillen können bei der schwarzen Haarzunge im äußersten Fall bis zu 1,8 cm lang werden. Bei dieser Länge ist mit Problemen beim Schlucken zu rechnen. Die Verfärbung der Papillen ist zum einen die Folge der Aktivität von Bakterien, die Pigmente bilden. Die zu langen Fadenpapillen stellen einen idealen Nährboden für die Bakterien dar. Auch Pilzsporen können sich hier anlagern. Vor allem Candida albicans wird häufig auf der schwarzen Haarzunge nachgewiesen. Diese Pilzinfektion ist es auch meist, die das Zungenbrennen bei der schwarzen Haarzunge verursacht. Bekannte Auslöser der schwarzen Haarzunge sind außerdem einige Medikamente. Vor allem Antibiotika gehören dazu. Chronisch kranke Patienten, die mit Flüssignahrung oder über eine Sonde ernährt werden, können außerdem zu einer schwarzen Haarzunge neigen, weil sich die Papillen nicht mehr abnutzen. Zudem kommt es bei Krebspatienten gehäuft zu der schwarzen Haarzunge. Verstärkende Faktoren sind außerdem:
Hinzu kommen Nahrungs- und Genussmittel, die eine färbende Wirkung haben. Das typische Beispiel ist Rotwein. Zudem können Heidelbeeren für die Verfärbung sorgen. In diesem Fall sind die Papillen lediglich verfärbt und nicht unnatürlich lang. In einigen Fällen verursacht eine Verhornung der Papillen die schwarze Haarzunge.
Es bleibt nicht immer bei der Entstehung des schwarzen Belags. Einige Betroffene mit schwarzer Haarzunge berichten außerdem, dass die Zunge zu jucken oder zu brennen beginnt. Nicht ungewöhnlich ist zudem die Entstehung von Mundgeruch. Ein weiteres Begleitsymptom ist ein metallischer Geschmack im Mund. Ebenfalls auftreten können Übelkeit und Appetitmangel. Die schwarz verfärbten „Haare“ auf der Zunge können außerdem im Rachen kitzeln und im Extremfall Brechreiz auslösen. Die schwarze Haarzunge ist keine Erkrankung im eigentlichen Sinn. Dennoch belastet sie die betroffenen Personen. Die Anzeichen können von allein wieder verschwinden oder über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben.
Die Behandlung der schwarzen Haarzunge ist mit und ohne Medikamente möglich. Entscheidend sind die Auslöser. Bei einer akuten Verfärbung aufgrund von Genussmitteln oder färbenden Lebensmitteln normalisiert sich die Zunge wieder von allein, sobald die Auslöser weggelassen werden. Eine Behandlung ist nicht erforderlich. Haben sich die Papillen verlängert und befindet sich ein pelzartiger Belag auf der Zunge, lässt der sich für gewöhnlich mit einer weichen Zahnbürste oder einem Zungenreiniger entfernen. Starke Mundspülungen können die schwarze Haarzunge eher verschlimmern. Es ist außerdem wichtig, dass die Betroffenen ausreichend Wasser trinken.
Sind die Papillen verhornt, kann sich eine medikamentöse Behandlung empfehlen. Geeignet sind Medikamente mit den Wirkstoffen Trichloressigsäure, Harnstoff und Salicylsäure. Die lokale Anwendung von Vitamin C hat sich zudem bewährt. Liegt zugleich eine Pilzinfektion vor, muss das bei der Therapie berücksichtigt werden. Antimykotika (Antipilzmittel) sorgen dann für eine schnelle Eindämmung.
aktualisiert am 19.09.2022