Mittlerweile werden pro Jahr über eine Million Implantate gesetzt. Doch auch dieser teure Zahnersatz ist gefährdet.
Was ist Periimplantitis und wie schützen sich die Träger von Implantaten davor - diese und andere Fragen beantwortet uns der Experte Dr. Jochen H. Schmidt, leitender Zahnarzt und Implantologe vom Carree Dental in Köln im Interview.
Was ist Periimplantitis und wie schützen sich die Träger von Implantaten davor?
Dr. Schmidt: Ganz wichtig auch für Implantatträger ist eine konsequente Mundhygiene. Regelmäßiges und gründliches Zähneputzen möglichst dreimal täglich entscheidet über die Gesundheit der Zähne und des Zahnfleisches. Viele wissen nicht, dass sich auch künstliche Zahnwurzeln, also Implantate, entzünden können. Die Periimplantitis befällt das Zahnfleisch und kann sogar den Kieferknochen schädigen. Nach etwa zehn Jahren mit Implantat leidet jeder dritte Implantat-Träger darunter.
Was sind die Auslöser einer Periimplantitis?
Dr. Schmidt: Die Hauptursache ist die Entstehung von Belägen zwischen dem Implantat und dem Zahnfleisch. Diese Beläge sind der Nährboden für bestimmte Bakterien. Diese lösen dann Entzündungen des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut rund um das Implantat aus. Werden die Entzündungsherde nicht behandelt, greift die Entzündung auf den Kieferknochen über. Wenn der Knochen beginnt, zu atrophieren, also abzubauen, kann auch das Implantat verlorengehen.
Wer die Zähne nicht gründlich und richtig putzt, ist gefährdet. Raucher tragen ein erhöhtes Risiko. Stress, Medikamente, hormonelle Veränderungen und Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen, sind weitere Faktoren, die zu einer Periimplantitis beitragen.
Und einige Fälle gehen zurück auf den Zahnarzt, der das Implantat gesetzt hat: Gängige „Kunstfehler“ sind ein schlecht ausgeführter Knochenaufbau oder eine falsche Positionierung oder Anordnung der Implantate. Das führt zu Fehlbelastungen, die sich entsprechend auf Kieferknochen und Zahnfleisch auswirken. Sobald Bakterien eindringen können, droht eine Periimplantitis.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer Periimplantitis?
Dr. Schmidt: Der Bakterienbefall muss vollständig beseitigt werden. Das heißt, alle Implantatoberflächen müssen gereinigt werden. Wir haben dafür spezielle Geräte und Methoden der Pulverstrahl-Reinigung. Zusätzlich glätten wir alle Oberflächen, damit die Bakterien keinen erneuten Ansatzpunkt finden. Laser und Spüllösungen beseitigen verbliebene Bakterien. In vielen Fällen kommen wir um ein Antibiotikum nicht herum. Und wenn der Knochen zu stark angegriffen wurde, müssen wir einen chirurgischen Knochenaufbau ausführen. Dabei nutzen wir künstliches Knochenersatzmaterial oder Eigenknochen.
Was sind die Anzeichen für eine Periimplantitis?
Dr. Schmidt: Eine Periimplantitis verläuft ähnlich wie eine Parodontitis bei einem natürlichen Gebiss. Im Anfangsstadium sind beide sehr gut behandelbar.
Leider verursacht die Periimplantitis im Anfangsstadium keine Schmerzen. Das macht eine rechtzeitige Diagnose sehr schwer. Wenn die Patienten aber regelmäßig zu den Kontrolluntersuchungen kommen, können wir frühzeitig eingreifen. Mit Hilfe von Röntgenaufnahmen und speziellen Analysemethoden können wir feststellen, ob Handlungsbedarf besteht. Beispielsweise, ob bereits ein Abbau von Gewebe und Knochen im Gange ist.
Lässt sich die Periimplantitis heilen?
Dr. Schmidt: Die Folgen der Erkrankung sind irreversibel, also nicht rückgängig zu machen. Allerdings lässt sich bei rechtzeitiger Diagnose die Zerstörung des Kieferknochens aufhalten. Natürlich lässt sich die Entzündung behandeln. Um ein Fortschreiten oder eine Wiederholung der Situation zu vermeiden, müssen vor allem die Ursachen beseitigt werden, beispielsweise eine mangelhafte Mundhygiene.
Bei Risiko-Patienten empfehlen wir regelmäßige Kontroll-Untersuchungen, damit wir bei Rückfällen sofort eingreifen können.
Was können Patienten tun, um eine Periimplantitis zu verhindern?
Dr. Schmidt: Die häusliche Zahnpflege ist ebenso wichtig wie eine regelmäßige Professionelle Zahnreinigung. Außerdem sollten Patienten die vorgesehenen Kontrolluntersuchungen beim Experten gewissenhaft wahrnehmen.
Dr. Schmidt - wir bedanken uns für das informative Gespräch.
Weitere Informationen unter:
All-on-4 Kompetenzzentrum Köln Carree Dental
aktualisiert am 17.03.2020