Bei der Zahnfleischentzündung (Gingivitis) unterscheiden Zahnmediziner zwischen zwei Formen. Neben einer durch Plaque (Zahnbeläge) ausgelösten Gingivitis gibt es auch eine nicht durch Plaque verursachte Form. Meist sind jedoch bakterielle Beläge die Ursache für eine Zahnfleischentzündung. Wird eine Gingivitis nicht behandelt, kann sich daraus eine Parodontitis, eine Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates, entwickeln. Hierbei kann es zum Verlust einzelner oder mehrerer Zähne kommen.
Eine gute Mundhygiene mit Hilfe von Zahnbürste und Zahnseide hilft, einer Zahnfleischentzündung vorzubeugen. Die Behandlung besteht ebenfalls in erster Linie in einer sorgfältigen Mundhygiene.
Die Hauptursache für das Entstehen einer Zahnfleischentzündung sind bakterielle Beläge (Plaque) auf den Zähnen. Vor allem am Übergangsbereich zwischen Zahn und Zahnfleisch sind die Beläge problematisch. Die Stoffwechselprodukte der Bakterien sowie von ihnen abgesonderte Gifte und Säuren führen zu Entzündungen des Zahnfleisches. Zahnbeläge entstehen bei mangelhafter Mundhygiene: Werden die Zähne nicht ausreichend geputzt, bleiben die Beläge auf der Oberfläche bestehen und Bakterien können sich darin stark vermehren. Wenn sich Zahnbeläge durch Einlagerung von Mineralien verhärten, entsteht Zahnstein. Dazu kommt es, wenn über drei Tage keine richtige Zahnpflege stattfindet. Zahnstein lässt sich nicht mehr durch Zähneputzen und Zahnseide beseitigen. Die verhärteten Ablagerungen begünstigen wiederum die Besiedelung mit weiteren Bakterien und verstärken somit die Entzündung des Zahnfleisches. Schließlich kann sich zwischen Zähnen und Zahnfleisch ein offener Zwischenraum bilden, der sich zu Zahnfleischtaschen ausdehnen kann.
Verschiedene Faktoren erhöhen das Risiko für eine solche Gingivitis. Hierzu zählen:
Deutlich seltener als bakterielle Beläge kommen andere Ursachen für eine Zahnfleischentzündung in Frage. Zu den möglichen Auslösern zählen:
Eine Gingivitis verursacht meist keine Schmerzen. Typische Symptome sind Zahnfleischbluten, zum Beispiel beim Zähneputzen, sowie Rötung und Schwellung des Zahnfleisches. Zum Zahnfleischbluten kommt es jedoch nicht immer. So ist etwa die Durchblutung des Zahnfleisches bei Rauchern vermindert und auch bei bestehender Entzündung kommt es seltener zu Blutungen.
Wenn die Zahnfleischentzündung voranschreitet, zieht sich das Zahnfleisch vom Zahn zurück. Die Zähne wirken verlängert und die Zahnhälse werden zunehmend sichtbar und empfindlich. Es bilden sich Zahnfleischtaschen. Mundgeruch (Halitosis) kann dann als Symptom hinzukommen. Eine Parodontitis kann entstehen. Das bedeutet, dass nicht nur das Zahnfleisch entzündet ist, sondern auch der Zahnhalteapparat mitbetroffen ist. Dann können die Zähne beim Kauen schmerzen. Auch die Lockerung und der Ausfall einzelner Zähne sind möglich.
In manchen Fällen einer chronischen Zahnfleischentzündung entsteht in den Zahnfleischtaschen Eiter. Dieser kann sich entleeren, vor allem, wenn auf die betroffene Stelle gedrückt wird. Es kann auch zur Ausbreitung einer Zahnfleischentzündung auf die umgebende Mundschleimhaut kommen (Gingivostomatitis).
Bestimmte Formen der Zahnfleischentzündung können eigene Symptome aufweisen. Bei einer Herpesinfektion des Zahnfleisch kommt es beispielsweise zu schmerzenden Bläschen. Bei einer Infektion mit dem Hefepilz Candida albicans zeigen sich weißliche Beläge auf dem Zahnfleisch. Es gibt auch eine seltene, schwere Infektion des Zahnfleisches mit Bakterien (ANUG = akut nekrotisierende ulzeröse Gingivitis). Diese äußert sich durch starke Schmerzen am Zahnfleisch und Mundgeruch mit Fieber und Abgeschlagenheit.
Die Diagnosestellung erfolgt im Rahmen einer zahnärztlichen Untersuchung. Bei Verdacht auf eine Zahnfleischentzündung ist es wichtig, innerhalb einer Woche zum Zahnarzt zu gehen. Zwei Mal pro Jahr haben pflichtversicherte Patienten in Deutschland auch das Recht auf eine kostenfreie Vorsorgeuntersuchung. Hierbei kann gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch einen Hinweis auf eine Gingivitis geben. Zahnfleischbluten, das im Rahmen der Untersuchung auftaucht, kann ebenfalls ein Zeichen sein. Auch nach Hinweisen für Zahnfleischrückgang, Zahnfleischbluten, Zahnstein und lockere Zähne wird geschaut.
Eine Untersuchung des Speichels kann sinnvoll sein, um aufzudecken, ob er eine ungünstige Zusammensetzung aufweist und welche Bakterien enthalten sind. Bei Verdacht auf eine Parodontitis kommen zusätzlich Röntgenaufnahmen zum Einsatz. Hiermit wird überprüft, ob schon ein Abbau von Knochengewebe sichtbar ist.
Alle zwei Jahre ist außerdem eine kassenfinanzierte Untersuchung des gesamten Zahnhalteapparates (sogenannter PSI = parodontaler Screening-Index) möglich. Hierbei wird mit einer speziellen Sonde (Parodontalsonde) gezielt nach Zahnfleischtaschen als Anzeichen für eine Parodontitis gesucht.
Eine Zahnfleischentzündung lässt sich normalerweise durch den Zahnarzt eindeutig erkennen. Allerdings muss untersucht werden, ob bereits der Zahnhalteapparat geschädigt ist und somit eine Parodontitis vorliegt.
Zugrundeliegende Erkrankungen, die bei einer Zahnfleischentzündung eine Rolle spielen können, müssen ausgeschlossen werden. Hierzu zählen Mangelzustände wie Vitamin-C-, Niacin- oder Folsäure-Mangel, Diabetes mellitus oder verschiedene Infektionen. Krebserkrankungen wie Lymphome oder Leukämie können ebenfalls mit einer Gingivitis verbunden sein. Zusätzlich können einige Medikamente als Nebenwirkung eine Zahnfleischentzündung auslösen.
Voraussetzung für das Abheilen einer Gingivitis ist die Entfernung von Zahnbelägen und Zahnstein an den entsprechenden Zähnen. Dies erfolgt bei einer zahnärztlichen Behandlung. Liegen bereits Zahnfleischtaschen vor, werden auch die Oberflächen der Zahnwurzeln gründlich gereinigt. Gegebenenfalls werden überstehende Ränder von Zahnersatz oder Zahnfüllungen entfernt, um eine effektivere Zahnsäuberung zu ermöglichen. Manchmal werden zusätzlich Antibiotika verordnet, um der bakteriellen Entzündung entgegenzuwirken. Außerdem kann es sinnvoll sein, schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente anzuwenden.
Im Anschluss an die gründliche Zahnreinigung erklärt der Arzt ausführlich, auf was bei der Mundhygiene zu achten ist. Mit den richtigen Maßnahmen kann die Gingivitis abheilen und in Zukunft verhindert werden. Zusätzlich zum Zähneputzen und der Verwendung von Zahnseide können dabei desinfizierende Mundspüllösungen zur Anwendung kommen. Die Zahnpflege muss regelmäßig durchgeführt werden. Das bedeutet, zwei Mal am Tag die Zähne zu bürsten und ein Mal am Tag zwischen den Zähnen sauber zu machen (mit Zahnseide oder Interdentalbürsten).
Beim Vorliegen größerer Zahnfleischtaschen ist in manchen Fällen eine operative Verkleinerung nötig. Durch eine Operation können auch Ablagerungen auf der Zahnwurzel entfernt werden.
Die beste Vorbeugung einer Zahnfleischentzündung ist eine sorgfältige Mundhygiene. Das regelmäßige Entfernen von Zahnbelägen durch richtiges Zähneputzen ist eine wichtige Maßnahme. Die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Hilfe von Zahnseide oder sogenannten Interdentalbürsten gehört ebenfalls zur Mundhygiene. Die Teilnahme an den kostenfrei möglichen Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt gehört ebenso zur Vorbeugung. Hier kann vorhandener Zahnstein entfernt und eine beginnende Gingivitis frühzeitig entdeckt werden. Eine jährliche professionelle Zahnreinigung kann ebenfalls Teil der Vorsorge sein und ist von zahnärztlicher Seite aus meist empfehlenswert. Bisher ist allerdings nicht durch Studien belegt, ob sie einen besseren Schutz bietet als andere Maßnahmen zur Prophylaxe. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen daher in der Regel nicht übernommen. Nur in Ausnahmefällen werden Zuschüsse gewährt. Bei der professionellen Zahnreinigung werden die Zähne mit verschiedenen Instrumenten gründlich von Verunreinigungen befreit. Daraufhin werden die Oberflächen der Zähne geglättet und mit einem Fluoridlack versiegelt.
Frühzeitig erkannt und behandelt ist die Prognose für das Ausheilen einer Zahnfleischentzündung gut. Meist geht die Entzündung durch die richtige Zahn- und Mundpflege innerhalb einiger Tage wieder zurück. Eine Gingivitis kann aber auch chronisch (dauerhaft anhaltend) werden oder sich zu einer Parodontitis (Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates) ausdehnen. Bei einer andauernden Zahnfleischentzündung können sich tiefe Zahnfleischtaschen bilden. Bakterien können dann in diese Taschen eindringen. Unterhalb des Zahnfleischs können sich feste Beläge bilden, sogenannte Konkremente. Diese führen oft zu zusätzlichen Entzündungen in der Tiefe des Gewebes. Die Rückbildung von Knochensubstanz und die Lockerung von Zähnen ist eine häufige Folge. Im schlimmsten Fall gehen einzelne Zähne verloren oder müssen entfernt werden. Eine Parodontitis muss zahnärztlich behandelt werden. Sie kann durch alleinige sorgfältige Mundhygiene nicht ausheilen.
Gesundheit.gv.at – Zahnfleischentzündung (Gingivitis): https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/zaehne/zahnkrankheiten/zahnfleischentzuendung.html (online, letzter Abruf: 10.03.2023)
GZFA – Zahnfleischentzündung: Wie entsteht eine Gingivitis: https://www.gzfa.de/diagnostik-therapie/parodontologie/zahnfleischentzuendung-wie-entsteht-eine-gingivitis/ (online, letzter Abruf: 10.03.2023)
DocMedicus – Differentialdiagnosen Zahnfleischentzündung (Gingivitis): http://www.gesundheits-lexikon.com/Zaehne-Zahnhalteapparat-/Zahnfleischentzuendung-Gingivitis-/Differentialdiagnosen-.html (online, letzter Abruf: 10.03.2023)
aktualisiert am 10.03.2023