Unter einer Zahnextraktion wird in Fachkreisen das Entfernen eines Zahnes verstanden. Für das Ziehen eines Zahnes ist im Normalfall kein größerer Schnitt mit dem Skalpell erforderlich. Das Ziehen eines Zahnes führt in den wenigsten Fällen zu Komplikationen. Ein leichter Druckschmerz verschwindet meist rasch. Schmerzen können dann entstehen, wenn sich die Wunde infiziert. Vorbeugend sollte der Patient die Maßgaben des Zahnarztes sorgsam befolgen. Die Infektion der Wundhöhle kann sonst ein langwieriger Prozess werden.
Während der Entfernung des Zahnes wird der betroffene Bereich betäubt, sodass der Patient keine Schmerzen verspürt. Auch wenn die Wirkung der Narkose nachlässt, ist mit stärkeren Schmerzen in der Regel nicht zu rechnen. Die Schneide- und Eckzähne sowie die vorderen Backenzähne sind meist mit nur einer Wurzel ausgestattet. Dem gegenüber stehen die großen Backenzähne sowie die Weisheitszähne, welche bis zu vier Wurzelkanäle aufweisen können. Je mehr Wurzeln für die Verbindung des Zahnes mit dem Knochen verantwortlich sind, desto schwieriger gestaltet sich das Ziehen eines Zahnes. Benötigt der Zahnarzt einen hohen Kraftaufwand, um den Zahn mit der Zange zu entfernen, können das umgebende Gewebe sowie Nachbarzähne in Mitleidenschaft gezogen werden. In den Tagen nach der Extraktion kann es daher bei komplizierteren Eingriffen zu einem Druckschmerz insbesondere beim Kauen oder Sprechen kommen.
Schmerzen nach dem Ziehen eines Zahnes werden in der Zahnmedizin mit dem Begriff Dolor post extractionem (lateinisch = der Schmerz nach dem Herausziehen) bezeichnet. Der Zahn besteht aus dem äußerlich sichtbaren Bereich der Zahnkrone und der Zahnwurzel. Bei einem gesunden Zahn wird die Zahnwurzel vollständig vom sogenannten Zahnfach, der Alveole, umgeben. Die Alveole bildet somit die knöcherne Höhlung für den Zahn im Kiefer. Durch das Ziehen eines Zahnes verbleit somit eine offene Wunde im Kieferknochen. Üblicherweise wird die Wunde heute nicht mehr durch eine Naht verschlossen. Die Alveole soll im besten Fall ohne Wundverschluss offen abheilen. Nach der Extraktion achtet der Zahnarzt bewusst darauf, dass sich das Zahnfach mit Blut füllt. Dem Patienten wird ein Aufbisstupfer auf die Wunde gelegt. Der Druck des Bisses auf diesen Tupfer stabilisiert das entstehende Blutgerinnsel (Koagulum) in der Alveole. Das geronnene Blut verschließt die Wunde und verhindert das Eindringen von Krankheitskeimen.
Die übliche Extraktion eines Zahnes verläuft in etwa 97 Prozent aller Fälle ohne weitere Schwierigkeiten. Nur bei wenigen Patienten tritt im Anschluss ein Dolor post extractionem auf. Die Entfernung von Weisheitszähnen verursacht hingegen bei bis zu 45 Prozent eine solche Komplikation.
Eine offene Wunde ist ungeschützt schädlichen äußeren Einflüssen ausgesetzt. Im Mund wird sie mit Nahrung, giftigen Substanzen wie Nikotin und den dort vorhandenen Bakterien konfrontiert. Verletzt sich die Haut, lässt sich diese mit einem Wundverband schützen. Auch ohne Pflaster bildet sich in kurzer Zeit ein Wundschorf. Im Mund wird ein solcher Wundverschluss durch die Ausbildung eines Blutkoagels (Blutpfropfs) auf den Weg gebracht. Schnell bilden sich feine Blutgefäße, welche gemeinsam mit Bindegewebe innerhalb weniger Tage die Wunde zum Abheilen bringen. Über der ehemaligen Wunde bildet sich eine neue schützende Schleimhaut. Auf diese Weise ist eine bakterielle Verunreinigung beinahe ausgeschlossen.
Schmerzen entstehen vor allem durch Entzündungen innerhalb der Zahntasche (Alveole). Als Ursache kommt eine Vielzahl verschiedener Faktoren infrage. Zum einen kann dies durch Nichtbeachten oder Unkenntnis des Patienten bedingt sein. Zum anderen sind Bakterien, Speichel oder kleinste Bruchstücke von Knochen imstande, das Koagel (Gerinnsel) zu schädigen und eine Entzündung zu begünstigen.
Der unangenehme Geschmack von Blut sowie ein ungewohntes Tastgefühl mit der Zunge könnten Patienten veranlassen, mit einer Mundspülung das vermeintliche Missempfinden zu beseitigen. Selbst bei Verwendung von keimtötenden Mitteln besteht die Möglichkeit, das Blutkoagel aus der Alveole herauszulösen.
In der Mundhöhle sind viele Millionen Mikroorganismen angesiedelt. Manche Keime sind imstande, das Fibrin, welches wie ein Klebstoff das Koagel vernetzt, wieder aufzulösen (Fibrinolyse). Die am häufigsten bei der Fibrinolyse beteiligten körperfremden Substanzen werden von Streptokokken und Staphylokokken hergestellt. Dabei kommt es zu einer Entzündungsreaktion in den Alveolen (Alveolitis), welche sich mit typischen Entzündungszeichen zeigt.
In den meisten Fällen verabreicht der Zahnarzt vor dem Ziehen eines Zahnes eine örtliche Betäubung. Schmerzen werden daher im unmittelbaren Anschluss an die Extraktion selten beobachtet. Lässt die Wirkung der „Spritze“ nach, kann es in einigen Fällen zu unterschiedlich stark wahrgenommenen Schmerzen oder Druckschmerzen kommen.
Treten ein bis drei Tage nach dem Eingriff, bei vorheriger Schmerzfreiheit, Beschwerden auf, sollte der behandelnde Zahnarzt informiert werden, da dies auf eine Entzündung hinweist. Insbesondere bei pochenden und anhaltenden Schmerzen wird der Zahnmediziner eine baldige Wiedervorstellung empfehlen. An Wochenenden sind der zahnmedizinische Notfalldienst oder eine Zahnklinik zuständig. Häufig nimmt ein solcher Wundschmerz bei Belastung zu. Ebenso ungünstig wirkt sich eine tiefe Lagerung des Kopfes auf die Schmerzwahrnehmung aus. Eine Schwellung im Bereich des gezogenen Zahnes, vor allem wenn die Backe von außen sichtbar dick ist, muss gleichfalls als Entzündungszeichen gewertet werden. Dies trifft auch dann zu, wenn kein Schmerz vorhanden ist. Gehen Schmerzen und Schwellungen mit fauligem Geruch oder Eiter einher, ist dies ein Anzeichen für eine bakterielle Verunreinigung der Wunde. Ein Zahnarzt sollte vor allem dann hinzugezogen werden, wenn zusätzlich Fieber und Schüttelfrost bestehen.
Schmerzen nach dem Ziehen eines Zahnes lassen sich nicht in jedem Fall vermeiden. Dennoch kann der Patient durch sein Verhalten im Anschluss an den Eingriff einen wichtigen Beitrag leisten, um Beschwerden vorzubeugen.
Am Markt wird eine Vielzahl kosmetischer und medizinischer Mundspülungen angeboten. Zahnärzte raten indes nach einer Zahnextraktion dringend von der Verwendung jeglicher Mundspülungen ab. Auch eine zu intensive Spülung mit Wasser hat das Auflösen und Ausspülen des Blutkoagels aus der Zahntasche zur Folge. Ab dem ersten Tag nach der Entfernung des Zahns kann allerdings die vorsichtige Verwendung von Salzwasser sinnvoll sein.
Ebenso sollten Trinken und Essen unmittelbar nach dem Eingriff vermieden werden. Empfohlen wird, auf den Genuss von Alkohol, Nikotin und starkem Kaffee für 24 bis 48 Stunden nach sowie in den Stunden vor dem Eingriff zu verzichten. Alkohol zieht eine Hemmung der Koagelbildung nach sich, während das Rauchen eine unzureichende Durchblutung kleiner Gefäße verursacht. Rauchen steht weiterhin im Verdacht, Infektionen zu fördern, da es das Immunsystem schwächt. Koffeinhaltige Getränke führen über eine Steigerung des Blutdrucks zu einer vermehrten Blutungsneigung.
Wenngleich es sich um einen einfachen Eingriff handelt, sollte auf anstrengende Tätigkeiten und Sport während der ersten Tage verzichtet werden. Durch die Bewegung des Kiefers beim Reden kann sich die Ausbildung eines Blutkoagels ebenfalls verzögern. Nachblutungen treten bisweilen nachts auf, daher sollte nach einer Zahnextraktion auf eine erhöhte Lagerung des Kopfes geachtet werden. Zur Vermeidung von Schmerzen ist eine Kühlung der entsprechenden Stelle von außen hilfreich. Dabei werden Kühlpads (keine Eiswürfel) in Intervallen von 10 bis 20 Minuten aufgelegt.
Die Einnahme von Schmerzmitteln hat gerade in der Zahnmedizin für die Patienten einen hohen Stellenwert. Jedem Patienten sollte klar sein, dass mit Schmerzmitteln lediglich das Symptom behandelt wird. Bei länger anhaltenden und starken Schmerzzuständen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Für die Behandlung mäßiger Schmerzen, wie sie nach einer Zahnextraktion zu erwarten sind, genügen meist leichte Medikamente. Paracetamol ist in diesem Fall der Acetylsalicylsäure (Aspirin) vorzuziehen, da vor allem letztere sich ungünstig auf die Blutungsneigung auswirkt. Weitere entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen können beim Verdacht einer Entzündung ebenfalls verabreicht werden. Bei der Verwendung von Schmerzmedikamenten muss jedoch auf Vorerkrankungen des Magens oder der Nieren geachtet werden.
Die Anwendung von Arnika als homöopathisches Mittel wird in der Zahnmedizin mitunter für eine bessere Wundheilung empfohlen. Da Arnika je nach verwendeter Potenz Nachblutungen verhindern oder Blutungen fördern kann, sollte mit dem Zahnarzt oder Heilpraktiker die richtige Verwendung besprochen werden.
Schmerzen nach einer Zahnextraktion besitzen ihre Ursache häufig in einem ungenügenden Wundverschluss und der damit einhergehenden bakteriellen Entzündung der Alveolen (Alveolitis). Als Mittel der Wahl wird der Zahnarzt die Wunde unter örtlicher Betäubung säubern. Anschließend kratzt er die Alveole aus, um ein erneutes Einbluten zu provozieren. Diese chirurgische Revision findet am offenen Kieferknochen statt und wäre ohne Betäubung äußerst schmerzhaft. Schmerzstillende und desinfizierende Tamponaden müssen bis zur kompletten Ausheilung vom Zahnarzt regelmäßig gewechselt werden. Während die Wundheilung nach einer Alveolitis mehrere Wochen andauern kann, nehmen die akuten Schmerzen meist nach wenigen Tagen deutlich ab. Die Gabe von Antibiotika zeigt in der Regel keine Wirkung und wird vom Zahnarzt daher nur in seltenen Fällen verordnet.
Swiss Dental Journal, Andreas Filippi – Wundheilung und Heilungsstörungen nach Entfernung dritter Molaren: https://www.swissdentaljournal.org/fileadmin/upload_sso/2_Zahnaerzte/2_SDJ/SMfZ_2001/SMfZ_07_2001/smfz-01-07-fortbildung2.pdf (online, letzter Abruf: 15.03.2021)
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kardionet – Rauchen – Risiko für die Gefäße: https://www.kardionet.de/rauchen-risiko-fuer-gefaesse/ (online, letzter Abruf: 15.03.2021)
Mehnert Stember – Naturheilkunde begleitend zur kieferchirurgischen Operation: https://www.mehnert-stember.de/kopie-von-leistungen (online, letzter Abruf: 15.03.2021)
aktualisiert am 15.03.2021