Der Heilungsprozess nach dem Ziehen eines Zahnes dauert ungefähr acht bis zehn Tage. Erst dann ist die Wunde weitestgehend verschlossen, sodass eine problemlose Nahrungsaufnahme und Mundhygiene wieder möglich sind. Im Anschluss an eine Zahnextraktion, wie das Ziehen eines Zahnes in der medizinischen Fachsprache genannt wird, kann es zu entzündlichen Reaktionen im Bereich der entstandenen Zahnlücke kommen. Manchmal muss ein Zahn auch gezogen werden, um eine bereits vorhandene Entzündung daran zu hindern, sich auszubreiten. Hierdurch besteht die Gefahr, dass Krankheitserreger in den Knochen eindringen können.
Nach dem Ziehen eines Zahnes wird die entstehende Wunde heute nicht mehr genäht. Vielmehr wird angestrebt, dass der Wundverschluss durch eine offene Wundheilung erfolgt. Die Zähne werden durch feine Blutgefäße versorgt, welche sich geschützt im Zahnmark, der Pulpa, befinden. Bei der Extraktion eines Zahnes werden diese Gefäße verletzt, wodurch es zu einer Einblutung in die Wunde kommt. Diese Blutung erweist sich für die Heilung von großem Vorteil. Rasch bildet sichin der entstandenen Lücke ein Blutgerinnsel (Koagel), welches die Wunde nach außen vor einer bakteriellen Verunreinigung schützt. Sofern keine Auffälligkeiten bei der Blutgerinnung vorliegen und es zu keiner Entzündung kommt, ist die Heilung nach circa zehn Tagen abgeschlossen.
Innerhalb der ersten 24 Stunden ist ein leichtes Nachbluten normal. Das Spülen des Mundes, insbesondere mit einer kosmetischen oder medizinischen Mundspülung, ist zu unterlassen. Es trägt dazu bei, das schützende Koagel wieder aus dem Zahnfach (Alveole) herauszulösen. Ebenso sollte auf feste Nahrungsmittel sowie Alkohol, Kaffee und vor allem Nikotin verzichtet werden.
Ist der Wundverschluss durch das Koagel nicht mehr vorhanden und die Blutung gestoppt, können Bakterien tief in die Wunde eindringen und eine Entzündung verursachen. Die Zähne in unmittelbarer Nähe zur Wunde sollten vorsichtig mit einer Zahnbürste mit weichen Borsten gereinigt werden. Auf den Gebrauch einer elektrischen Zahnbürste ist ebenfalls zu verzichten. Bei starken Schmerzen sollte der behandelnde Arzt unverzüglich informiert werden. Zudem ist es ratsam, vor der Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten den Zahnarzt um Rat zu fragen. Schmerzmittel, welche die Blutgerinnung beeinträchtigen, wie Acetylsalicylsäure (ASS), dürfen nicht eingenommen werden.
Nach etwa einem Tag ist die Blutung der Wunde gestillt, sodass sich im Falle eines Verlusts kein neues Blutkoagel mehr ausbilden kann. Die Wunde bleibt dann ohne schützenden Verschluss. Dieser Zustand wird als trockene Alveole (Alveolitis sicca) bezeichnet und führt in etwa vier Prozent aller Zahnentfernungen zu einer Entzündung.
Kommt es ein bis drei Tage nach dem Eingriff zu neu auftretenden Schmerzen im Bereich der Wunde und nehmen diese an Stärke zu, muss von einer Komplikation ausgegangen werden. Diese Störung der Wundheilung ist unter dem Namen Dolor post extractionem bekannt und geht zusätzlich häufig mit einer Schwellung der umgebenden Mundschleimhaut einher. Darüber hinaus kann sich eine Infektion der Wunde mit leichtem Fieber, unangenehmem Geschmack und Mundgeruch bemerkbar machen.
Neben einer Alveolitis sicca kann sich auch eine Entzündung des Kieferknochens (Osteitis beziehungsweise Osteomyelitis) hinter den Schmerzen verbergen. Zähne bestehen in ihrem sichtbaren Bereich aus der Zahnkrone, während die Zahnwurzel bei einem gesunden Zahn vollständig im Zahnfach, der Alveole, steckt. Diese bildet die knöcherne Höhlung für den Zahn im Kiefer. Den Sharpey-Fasern kommt die Aufgabe zu, den Zahn fest mit dem Kieferknochen zu verbinden. Gleichzeitig dienen sie der mechanischen Pufferung von äußeren Krafteinwirkungen. Bei einer Extraktion werden diese Fasern mit vorsichtigen Bewegungen vom Knochen gelöst. Nicht immer gelingt dies, ohne den Kieferknochen zu beschädigen. Bakterien können eindringen und eine Knochenhautentzündung (Periostitis) oder Knochenentzündung (Osteitis) verursachen. Schreitet der Entzündungsprozess fort, kann dies zu einer Beteiligung des Knochenmarkgewebes führen (Osteomyelitis).
Ursächlich für einen entzündlichen Prozess des Kieferknochens kommen eine trockene Alveole sowie die Entfernung eines akut entzündeten Zahnes in Betracht. Im Rahmen einer Zahnentfernung kann es außerdem zu einer Schädigung des Kieferknochens kommen. So besteht die Möglichkeit, dass während des Ziehens eines Zahns die Zahnwurzel bricht. Der Zahnarzt muss diese dann aus dem Kieferknochen freilegen, um sie entfernen zu können. Der Kieferknochen kann auch verletzt werden, wenn der Zahn mit dem Knochen verwachsen ist oder die Zahnwurzeln durch ihre Lage im Knochen die Extraktion erschweren. Krumme Wurzeln sind besonders bei den Backenzähnen zu beobachten.
Die Weisheitszähne zählen zu den Backenzähnen und müssen bei einer ungünstigen Lage entfernt werden. Entzündungen und die Ausbildung von Abszessen (eitrigen Entzündunghöhlen) wären sonst die Folge. Auch schiefe oder nur teilweise durchgebrochene Weisheitszähne werden nicht selten operativ entfernt. In der Folge besteht die Möglichkeit von Komplikationen, wie sie auch bei der Entfernung anderer Zähne auftreten können. Wundheilungsstörungen durch eine trockene Alveole sowie die Infektion des Kieferknochens können zu einem langwierigen Heilungsverlauf führen.
Unter einer Osteonekrose wird das Absterben des Knochens verstanden. Obgleich eine Osteonekrose des Kiefers lange Zeit unauffällig sein kann, entwickelt sich in der Regel eine von Schmerzen begleitete Entzündung. Neben bereits geschädigten Zähnen ist vor allem das Ziehen eines Zahnes als Auslöser für die Osteonekrose bekannt. Ursächlich dürften hingegen andere Faktoren sein. Diskutiert werden eine Chemotherapie sowie strahlenbedingte Ursachen. Die Gabe von Bisphosphonat, welches zur Behandlung der Osteoporose eingesetzt wird, muss zunehmend mit der Osteonekrose des Kiefers in Zusammenhang gebracht werden.
Die Extraktion eines Zahnes bei einer akuten Infektion sollte nach Möglichkeit nicht durchgeführt werden. Jedoch kann es bei einem durch eine Entzündung geschädigten oder abgestorbenen Zahn notwendig werden, diesen zu entfernen.
Bakterien sind die häufigste Ursache für Entzündungen der Zähne. Kohlenhydrate, insbesondere Zucker, werden durch bestimmte Kariesbakterien (Laktobazillen und Streptococcus mutans) in Säure verwandelt. Durch Karies bedingt können Bakterien tief in den Zahn eindringen und dort zu einer Zahnwurzelentzündung (Pulpitis) führen. Eine Entzündung kann auch über den Bereich des Zahnfleisches und von freigelegten Zahnhälsen bei einer Parodontitis in die Wurzel eindringen. In vielen Fällen besteht die Möglichkeit, eine Zahnwurzelentzündung durch eine Wurzelbehandlung zu beheben. Ist dies nicht erfolgreich oder erfolgversprechend, kann als letzte Maßnahme die Entfernung des Zahnes vorgenommen werden.
Deutsche Familienversicherung – Zahnextraktion: Ablauf, Komplikationen & SOS-Tipps: https://www.deutsche-familienversicherung.de/zahnversicherungen/zahnzusatzversicherung/ratgeber/artikel/zahnextraktion-ablauf-komplikationen-sos-tipps/ (online, letzter Abruf: 19.03.2021)
Zahnheilkunde Management Kultur, Prof. Dr. Dr. Christian Walter – Osteonekrosen der Kiefer: https://www.zmk-aktuell.de/fachgebiete/allgemeine-zahnheilkunde/story/osteonekrosen-der-kiefer__1296.html (online, letzter Abruf: 19.03.2021)
aktualisiert am 19.03.2021