Bakterien der Gattung Yersinia können beim Menschen Darminfektionen (Yersinia enterocolitica, Yersinia Pseudotuberculosis). Yersinien sind nach Salmonellen und Campylobacter einer der häufigsten Erreger für bakterielle Magen-Darm-Entzündungen (Enteritiden) in der westlichen Welt. Magen-Darm-Entzündungen werden auch durch Shigellen, Salmonellen und E-coli.-Bakterien ausgelöst.
Zu den Yersenien gehört auch Yersenia pestis. Die Infektion mit Yersenia pestis wird nicht zu den Yersiniosen gezählt. Yersenia pestis verursacht ein vollkommen anderes Krankheitsbild. Bekannt ist das Krankheitsbild als Pest. Im 6., 12., und 19. Jahrhundert führte die Pest zu Seuchen mit mehr als 100 Millionen Todesopfern. Die Pest ist noch nicht ausgestorben, spielt aber heutzutage keine große Rolle mehr.
Quelle sind unzureichend gekochte Lebensmittel (besonders Schweinefleisch). Darmerkrankungen mit Yersinien kommen in Deutschland regelmäßig vor und nehmen meist einen harmlosen Verlauf. Das Bakterium kommt vor allem in Regionen mit gemäßigtem Klima vor. Yersinien wachsen optimal bei niedrigen Temperaturen. In Nordamerika kann es auch zu endemischen Infektionen kommen.
Yersinien sind kurze, gramnegative Stäbchenbakterien, die optimal in der Umgebung von Sauerstoff leben können. Sie sind aber auch in der Lage, ohne Sauerstoff zu überleben. Man bezeichnet diese Art von Bakterien fakultativ anaereob.
Grundsätzlich wird zwischen grampositiven und gramnegativen Bakterien unterschieden. Die Begriffe dienen der Einteilung von Bakterien und deuten auf die Anfärbbarkeit ihrer Zellwand hin. Zur Gattung Yersinia gehören 18 unterschiedliche Arten. Davon haben drei krankheitserregende Eigenschaften beim Menschen:
Diese Bakterien verursachen Infektionen bei Tieren und werden vom Tier auf den Menschen übertragen (Zoonose).
Die Erreger sind weltweit verbreitet. In Deutschland werden 90 Prozent der Darminfektionen mit Yersinien durch Yersinia enterocolitica verursacht, seltener durch Yersinia pseudotubercolosis. Seit 2012 erkranken in Deutschland zwischen 2.500 und 2.800 Menschen jährlich durch Infektionen mit Yersinia enterocolitica.
Wichtigstes Reservoir von Yersinia enterocolitica in Deutschland sind Haus- und Wildschweine (seltener Nager, Hühner, Kaninchen). Bei den Tieren erfolgt die Infektion symptomlos, sie leben überwiegend in den Rachenmandeln. Die Erreger gelangen während der Schlachtung auf den Tierkörper und stellen dann eine mögliche Infektionsquelle für den Menschen dar.
Yersinia pseudotubercolosis ist weit verbreitet und kommt besonders in Vögeln und Nagetieren vor.
Der Mensch nimmt den Erreger in der Regel über Lebensmittel auf. Wichtigste Infektionsquelle für Yersinia entercolitica ist unzureichend gegartes oder rohes Schweinefleisch oder Hygienemängel bei der Zubereitung von Hackfleisch.
Daneben kann es auch durch den Verzehr von nicht ausreichend pasteurisierter Milch, verunreinigtem Wasser, Salat oder Gemüse zur Infektion kommen. Eine Infektion ist direkt durch tierische Exkremente oder indirekt über die Bewässerung mit kontaminiertem Wasser möglich.
Für Yersinia pseudotuberculosis sind Infektionen besonders nach Verzehr von rohem, kontaminierten Gemüse (Karotten) bekannt. Selten kommt es durch direkten Kontakt mit erkrankten Tieren zu Infektionen. Die Bakterien gelangen über den Magen in den Darm und gelangen hier in das Lymphsystem.
Bei Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotubercolosis kommt es etwa fünf bis sieben Tagen nach der Infektion zum Krankheitsausbruch.
Darmentzündungen mit Yersinia enterocolitica oder Yersinia pseudotubercolosis dauern unbehandelt etwa zwei bis drei Wochen.
Bei Infektionen mit Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotubercolosis ist man ansteckend solange Symptome bestehen und Bakterien mit dem Kot ausgeschieden werden. Dies dauert etwa zwei bis drei Wochen, kann aber auch deutlich länger anhalten. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch spielt jedoch eine untergeordnete Rolle.
Die intestinale Yersiniose tritt häufig bei Kindern oder Jugendlichen auf. Hauptsymptom ist:
Bei Kleinkindern verschwindet die Erkrankung meist von alleine. Bei größeren Kindern und Jugendlichen kommt es häufig zur Ausbreitung in die Lymphknoten und Entzündungen hinterer Darmabschnitte. Betroffene leiden unter Schmerzen im rechten Unterbauch, die kaum von einer akuten Blinddarmentzündung zu unterscheiden sind.
In 20 Prozent der Fälle tritt eine extraintestinale Yersiniose auf. Betroffen sind meist immungeschwächte Erwachsene. Es kommt zu einer Verbreitung der Erreger über die Blutbahn mit
Vor allem bei Menschen, die HLA-B27 positiv sind, können folgende Folgeerkrankungen auftreten:
HLA-B27 ist ein Proteinkomplex, das sich an der Oberfläche von nahezu allen Zellwänden befindet. Einige Menschen sind HLA-B27 positiv, andere nicht.
Das klinische Bild einer Yersinien-Infektion reicht von einer nach fünf bis sieben Tagen selbstlimitierenden Darmentzündung bis zu einer systemischen Infektion und einer tödlich verlaufenden Blutvergiftung (Sepsis). Faktoren, die den Krankheitsverlauf beeinflussen, sind das Alter und der Immunstatus des Patienten.
Die klinische Symptomatik einer Darmentzündung durch Yersinien (Enteritis) lässt sich nicht von einer Infektion mit Salmonellen, Shigellen oder Campylobacter abgrenzen.
Eine sichere Diagnose gelingt durch den kulturellen Nachweis des Erregers. Mit Spezialmedien werden die Bakterien aus dem Kot selektiert. Auch der Nachweis von Antikörpern (als Reaktion des Immunsystems auf die Infektion) im Blut gegen Yersinien wird zur Diagnose angewendet.
Die Infektionen verlaufen überwiegend gutartig, so dass keine Antibiotikatherapie erforderlich ist. In meisten Fällen reicht es, Flüssigkeit und Elektrolyte zu verabreichen. Es konnte auch nicht festgestellt werden, dass eine Behandlung mit Antibiotika Folgeerkrankungen, wie reaktive Arthritis, Erythema nodosum, verhindern kann.
Bei schweren Verlaufsformen oder wenn die Symptomatik sich nicht von alleine bessert werden Antibiotika mit den Wirkstoffen Ciprofloxacin oder Cotrimoxazol eingesetzt. Je nach klinischem Bild der Yersiniose wird auch Ciprofloxacin mit Ceftriaxon verwendet.
Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotubercolosis
Zum Schutz vor Infektionen mit Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotubercolosis gelten folgende Maßnahmen:
Eine nachgewiesene Infektion mit Yersinien ist meldepflichtig.
aktualisiert am 04.06.2019